Fußball

Die Swarovski-Erbin und das Ex-Bayern-Juwel

Dienstag endet die Übertrittszeit in Österreich. Nicht anzunehmen, dass es noch einen Transfer geben wird, der im deutschen Blätterwald für so viel Aufsehen sorgt wie der von WSG Wattens, dem Winterkönig der zweiten Liga: „Das frühere Juwel funkelt jetzt in zweiter Ösi-Liga“, titele „Bild“ zum Wechsel von Sinan Kurt nach Tirol und zu Präsidentin Diana Langes Swarovski, brachte auch prompt das Foto von Langes und Wattens-Manager Stefan Köck mit dem 22jährigen vor den Swarovski-Kristallwelten. Größere Schlagzeilen machte der Name Langes Swarovski-Langes im „Bild“-Sportteil nur vor 22 Jahren, als Dianas Vater Gernot Ernst Happel von Hamburger SV zum FC Swarovski Tirol gelockt hatte. Happels war damals Europas gefragtester Startrainer, für Kurt ist Tirol hingegen eine letzte Chance.

Drei Millionen Euro ließ es sich Bayern kosten, um 2014 Linksfuss Kurt aus dem Nachwuchs von Mönchengladbach nach München zu lotsen. Damals galt Kurt als größtes Offensivtalent in Deutschland, das in allen deutsche Nachwuchs-Natonalteams bis zur  U19 gespielt hatte. Ein Jahr später feierte er unter Pep Guardiola sein Debüt in der Bundesliga. Aber immer mehr sorgte er auch für Schlagzeilen neben dem Platz. Etwa für einen Helikopterflug über 74 Kilometer, den er sich 1900 Euro kosten ließ. Nach eineinhalb  Jahren gab Bayern die Hoffnung auf, reichte Kurt im Winter 2016 weiter zu Hertha BSC Berlin. Dort kam er aber nur zu vier Minuten Einsatzzeit in der Bundesliga. Trainer Pal Dardai verriet die Gründe. Es fehlt an Fitness und Motivation. Dardai sieht das auch als seine persönliche Niederlage, dass er dies nicht ändern konnte. Wird das in Wattens Thomas Silberberger schaffen, woran Guardiola und Dardai scheiterten?

Diana Langes hat offenbar ein Hang zu Spielern, die den Ruf haben, schwierige Typen zu sein. So schlug sie  im letzten Sommer Jahr alle Warnungen vor dem 32jährigen Ex-Rapidler Andreas Dober in den Wind, weil sie in einem persönlichen Gespräch einen guten Eindruck von ihm hatte: „Er kann die anderen mitreißen“, fühlte sie sich jetzt bestätigt. In Kurt sah die Präsidentin einen sympathischen jungen Mann, für den es sicher ganz gut sei, in einer  ruhigeren Umgebung einen Neuanfang zu starten. Darum griff Wattens zu, als die deutsche Rogon-Agentur Kurt, dessen Marktwert aktuell bei nur 125.000 Euro steht, anbot. Er kostete keine Ablöse, Hertha soll auch noch teilweise seinen Gehalt bezahlen. Seine Welt sind bis Sommer nicht mehr die großen Bundesligastadien, sondern unter anderem Lafnitz, Wr.Neustadt, Horn, Amstetten, Kapfenberg, Steyr.

Silberberger hofft sogar, dass Kurt der entscheidende Trumpf im Kampf um den Aufstieg sein könnte. Da sieht es vor der Rückrunde ohnehin gut aus. Da der Zweite Blau Weiß Linz nicht um die Lizenz für die Bundesliga ansuchen wird, beträgt der Vorsprung auf den größten Konkurrenten sechs Punkte. Das ist Ried auf Platz drei, wo man mit dem neuen Trainer Gerald Baumgartner auf neuen Schwung hofft. Sollte es Wattens schaffen, dann beginnen erst die Probleme, die aber  Diana Langes garantiert nicht bremsen werden. Das nach ihrem Vater benannte Stadion in Wattens wird den Stadion-Bestimmungen der Bundesliga bezüglich 3000 Sitzplätzen bei einem Fassungsvermögen von 5500 Zuschauern ziemlich sicher nicht gerecht werden können. Das würde heißen: Heimspiele in Innsbruck beim großen Rivalen, den man ja als Nummer eins in Tirol ablösen will. Wäre nicht ideal, gewöhnungsbedürftig.

Foto: WSG Wattens Media.

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