Fußball

Djuricin mit Rapid von der Hölle in die Nähe des Himmels und wieder zurück

Zweimal Nachspiel im Semifinale des Uniqa-Cups. Wobei in Mattersburg auch 120 Minuten nicht für ein Tor reichten. Dort setzte sich Titelverteidiger Red Bull Salzburg erst mit 3:0 im Elferschießen durch. In Graz feierte Sturm vor den Augen der Trainer, unter denen sie letztmals Cupsieger waren, nämlich Ivica Osim (1996, 1997, 1999) und Franco Foda (2010) den ersten Sieg im sechsten Cupduell gegen Rapid bereits im Nachspiel. 3:2 (2:2, 1:0) im mitreißendsten Cupfight der letzten Jahre. Endspiel am 9. Mai in Klagenfurt.

Rapids Trainer Goran Djuricin vertraute anfangs der Derbytaktik mit Philipp Schobesberger als Solospitze, veränderte die Siegerelf aber an einer Position. Mario Pavelic musste trotz guter Leistung gegen Austria wieder raus, weil er  Grün-Weiß im Sommer verlässt, sass nicht einmal auf der Bank. Es begann wieder Stephan Auer. Und bald musste sich Djuricin sagen, dass er dies besser unterlassen hätte sollen, dies einen Fehler bedeutete. Denn Auer und Boli Bolingboli, der zuvor die große Führungschance ausließ, ließen nach einem Eckball für Grün-Weiß, den Tormann Jörg Siebenhandl abfing, nach einem weiten Ausschuss des Keepers den schnellen Bright Edomwonyi laufen. Da bedeutete die Grazer Führung. Die hielt bis zur zweiten Hälfte, als Djuricin eine bessere Idee hatte, die Rapid zurück aus der Hölle brachte: Giorgi Kvilitaia kam statt des wieder einmal wirkungslosen Veton Berisha, ging ins Angriffszentrum, Schobesberger übernahm die Berisha-Position am linken Flügel. Kvilitaia war dann an beiden Rapid-Toren, die zur Verlängerung  führten, beteiligt: Als er an Siebenhandl scheiterte, nützte Louis Schaub, der beste Rapidler, den Abpraller zum Ausgleich. Im Finish köpfele Kvilitaia nach einem Eckball von Thomas Murg das 2:2, als Siebenhandl patzte. Dazwischen lag das zweite Edomwonyi-Tor. Wieder aus einem Konter. Da gewann Petr Zulj den Zweikampf gegen Bolingboli, setzte Edomwonyi ein. Der lief Schaub davon.

Djuricin-Joker Kvilitaia hätte Rapid im Nachspiel, das er ermöglichte, in den Himmel schießen müssen, scheiterte aber an Siebenhandl. Dann sorgte der Ex-Mattersburger Thorsten Röcher (Bild oben) dafür, dass er und Sturm jubeln konnte: Er lief Auers Nachfolger Manuel Thurnwald davon, flankte und Heiko Vogels nigerianischer Joker Emeka Eze, der überraschend Edomwonyi ablöste, gewann das Luftduell gegen Galvao, sorgte per Kopf für den Aufstieg. Bei zwei von drei Sturm-Toren  sah Rapids rechter Verteidiger nicht gut aus. Dass Pavelic schneller ist als Auer und Thurnwald, steht außer Diskussion. Daher hat sich Djuricin verpokert und Rapid schafft auch in dieser Saison nicht den ersten Titel seit 2008. Bittere Gewissheit. Und trotz vier Wechseln nützte Djuricin die Option Steffen Hofmann nicht: „Wir hätten auch gewinnen können, die glücklichere Mannschaft hat es geschafft“, bilanzierte er, „Sturm nützte unsere dummen Fehler zu zwei Toren.“

Der Salzburger Titelverteidiger schaffte es nur mit viel Glück und dank seines „Cup-Torhüters“ Cican Stankovic, der im Pappel-Stadion drei Elfmeter hielt und damit die Chance auf das fünfte Double hintereinander. Dabei bot Trainer Marco Rose bis auf Diadie Samessekou, Hee Chan Hwang und Munas Dabbur, der nach 76 Minuten kam, seine Bestbesetzung auf. Aber es brauchte viel Glück, dass Salzburg nicht in der regulären Spielzeit verlor. Denn als Stankovic nach 71 Minuten gerade noch einen Köpfler von Thorsten Mahrer abwehrte, war der Ball laut TV-Bildern bereits mit vollem Umfang hinter der Linie. Nedjelko Malic setzte danach den Ball  ans Aluminium wie zuvor auch Salzburgs Xaver Schlager. Als wenig später  Referee Manuel Schüttengruber einen umstrittenen Elfer für die Burgenländer gab, scheiterte ausgerechnet Smail Prevljak, die Salzburg-Leihgabe bei Mattersburg, an Stankovic.

Womit natürlich eine schiefe Optik und dumme Verdächtigungen entstanden, dass dies Prevljak absichtlich machte, um seinen „Besitzer“ nicht zu verärgern. Ja, wie die Schelme sind, so denken sie. Im Elfmeterschießen machten es Alois Höller und Manuel Seidl nach, scheiterten an Stankovic. Zwischen ihnen verschoss Malic. Salzburg zeigte sich souveräner als zuvor in den 120 Minuten: Valon Berisha, Andre Ramalho und Stefan Lainer verwandelten. Trainer Marco Rose lobt vor allem die Willenskraft seiner Aufsteiger. Große Erleichterung nach dem 53.Pflichtspiel dieser Saison: Die Chance auf das erste Triple in österreichischer Version mit Europa statt Champions League lebt.

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