Seit Mittwoch herrscht doppelter Champions League-Alarm in Deutschland. Für den ersten sorgte Bayerns Vorstandschef Karl Heinz Rummenigge schon vor dem ersten deutsch-englischen Duell. Mit der Forderung, die Champions League müsse wieder zurück ins Free-TV. Ähnliche Worte hörte man schon im Herbst von Österreichs für den Sport zuständigen Vizekanzler H.C.Strache. Grund für die Rummenigge-Offensive: Seit in Deutschland die Champions League nicht mehr im ZDF läuft, Live-Übertragungen nur via Sky und DAZN zu sehen sind, was bis 2021 so bleiben wird, gibt es einen TV-Zuschauerrückgang von sagenhaften 84 Prozent. Womit für Rummenigge die Gefahr besteht, dass sich die Champions League mittelfristig selbst einen Schaden beim Sponsoring zufügt, wenn weiterhin wie derzeit der Max aus Pay-und Free-TV nicht mehr stimmt.
Am Abend entstand der zweite Alarm durch das 0:3 (0:0) von Tabellenführer Borussia Dortmund in Wembley gegen Tottenham. Dadurch besteht die große Gefahr eines kurzfristigen sportlichen Totalschadens, der heißt: Kein deutscher Vereins im Viertelfinale. Dortmund braucht beim Retourspiel ein Wunder. Schalke ist der Aufstiegs gegen Englands Meister Manchester City nicht zuzutrauen, Bleibt Bayern als letzte deutsche Hoffnung. Aber die Spiele gegen Englands Tabellenführer FC Liverpool werden auch keine einfache Angelegenheit. Da kann es auch die Bayern erwischen. Kein deutscher Klubs unter den besten acht in Europa, das wäre katastrophal für das Image der Liga.
Dortmunds Abfuhr kam unerwartet. Am Abend davor bestellten fünf Spieler den Star-Barbier Sheldon Edwards ins Teamquartier „Hilton Wembley, ließen sich Axel Witsel, Raphael Guerreiro, Axel Zagadou, Abdou Diallo und der Däne Jacob Bruun Larsen vom Jamaikaner den passenden Haarschnitt verpassen. 24 Stunden später wurden sie von Tottenham rasiert. Bis zur Pause sah es nicht danach aus. Da hatte auch Dortmund Chancen wie am Bild oben durch Zagadou. Aber ein Fehler des 20jährigen marokkanischen Verteidigers Achraf Hakimi, einer Leihgabe von Real Madrid, eröffnete eine Minute nach der Pause den Untergang: „Das Tor war wie ein Geschenk“, fand Trainer Lucien Favre. Zwei kamen noch in den letzten neun Minuten dazu: „Wir verteidigen nicht bis zum letzten Willen“,klagte der Schweizer Torhüter Roman Bürki. Und so kassierte Dortmund erstmals seit neun Jahren in drei Spielen hintereinander jeweils drei Tore. Daher kein Sieg seit 26. Jänner, das Ausscheiden im Pokal, statt sieben Punkte Vorsprung in der Bundesliga auf Bayern nur noch fünf, das Debakel in der Champions League. Obwohl Tottenham mit Goalgetter Harry Kane und Dele Alli seine besten Offensivspieler fehlten: „Es gibt in einer Saison gute und schlechtere Phasen. In der sind wir gerade“, meinte Favre. Bayern kann es Dienstag an der Anfield Road in Liverpool eigentlich nur besser machen. Die Generalprobe steigt Freitag Abend in der Bundesliga mit dem Derby in Ausgburg.
Titelverteidiger Real Madrid ist nach dem glücklichen 2:1 (0:0) in Amsterdam gegen Ajax mit dem Siegestro von Marco Asensio nach 87 Minuten hingegen voll auf Kurs Richtung Viertelfinale. Bei dem Match gab es eine Premiere in der Königsklasse: Das erste durch Videobeweis annullierte Tor. Der Videoreferee sitzt anders als in der deutschen Bundesliga nicht in einem TV-Studio, sondern in einem TV-Übertragungswagen vor den Stadien. So auch vor der Johan Cruyff-Arena. Dort sah er, dass beim vermeintlichen 1:0 für Ajax nach 37 Minuten durch Nicolas Tagliafico der Serbe Dusan Tadic in Abseitsposition Reals belgischen Tormann Thibaut Courtois behinderte. Am Rasen war dies dem slowenischen Referee Damir Skomina und seinem Assistenten an der Linie nicht aufgefallen. Ein Grund mehr für Ajax, am Ende über fehlendes Glück zu klagen.