Fußball

Ein Arzt sah rot: Der Skandal auf der Hohen Warte

Es gab kaum Zuschauer beim Testspiel zwischen dem Zweiten der Regionalliga Ost, der Vienna, und dem Fünften der zweien Liga, am Freitag Abend auf der Hohen Warte. Die wenigen Augenzeugen schüttelten nur den Kopf um den Skandal, der sich bei Vienna gegen Blau Weiß Linz abspielte, der nächste Woche sowohl dem Strafsenat der Bundesliga als auch dem des Wiener Verbands Arbeit bringt. So etwas hat es nämlich bisher wahrscheinlich noch nie zuvor gegeben: Beide Klubs weigerten sich, mit diesem Schiedsrichter weiterzuspielen. Der brach das Match daher ab. Das ging dann als inoffizielles Trainingsspiel weiter. Mit dem Co-Trainer der Vienna, Martin Lang, als Schiedsrichter und dem Linzer Mannschaftsbetreuer Peter Huliak als Assistent an der Linie.

Der Schiedsrichter ist ein Zweitligareferee. Safak Barmaksiz, ein 29 jähriger  Arzt, in jungen Jahren Nachwuchsspieler beim Wiener Sportclub, leitete bisher 17 Partien in der zweiten Liga. Darunter im Herbst das Westderby zwischen Austria Lustenau und Wacker Innsbruck sowie das Wiener Derby zwischen Rapid II und den Young Violets in Hütteldorf. In diesen zwei Partien zeigte Barmaksiz nicht weniger als 15 gelbe Karten, in 17 insgesamt 87, im Schnitt fünf pro Match, dazu dreimal Gelb-Rot und zweimal glatt Rot. Zweimal Rot zückte er auch Freitag nach 38 Minuten, als ein harmloses Gerangel zwischen Viennas Daniel Luxbacher und Fabio Strauss von Blau Weiß Linz gab. Zweimal Gelb wäre laut Augenzeugen gerade noch vertretbar gewesen, aber er zückte Rot. Daher Riesenaufregung auf beiden Trainerbänken. Denn glatt Rot bedeutet automatisch eine Sperre für die Meisterschaft. Minutenlange Diskussionen mit Barmaksiz (im Bild oben von Viennas Trainer Alexander Zellhofer), der Unparteiische blieb stur, weigerte sich, die roten Karten zurückzunehmen und beide Mannschaften komplett weiterspielen zu lassen, wie die es wollten. Das Match ging weiter, Ernö Doma, der Co-Trainer von BW Linz, reklamierte, bekam ebenfalls die rote Karte. Ein Arzt sah rot. Zur Selbstverwirklichung?

Danach war Schluss. Die Klubs „streikten“, Barmaksiz brach ab, ging in die Kabine. Dass der Arzt an diesem Abend nicht ganz auf der Höhe war, ihm alles entglitt, bestätigte er quasi selbst. Am Schiedsrichterbericht steht nämlich, dass Linz-Trainer Gerald Scheiblehner die rote Karte erhielt. Der war aber gar nicht auf der Hohen Warte, sondern daheim nach Corona in Quarantäne. Unglaublich, was da passierte. Man kann gespannt auf die Folgen sein. Auf der Homepage des Zweitligisten war der Ärger über die unverständlichen Fehler von Barmaksiz,die man via Video dem Strafsenat zeigen will, nachzulesen. Die Vienna verordnete sich Schweigen, veröffentliche für ihre Fans nur die besten Bilder des Tests, der trotz Winterkäufen am Ende 0:4 (0:2) verloren ging. Ohne Schiedsrichter gab es keine besonderen Vorkommnisse mehr.

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