Vor zwei Saisonen als 19 jähriger galt er als eine der Rapid-Stürmerhoffnungen. Auf sieben Einsätze kam Nicolas Binder im Frühjahr 2021, als Ferdinand Feldhofer Trainer war. Ein Tor erzielte er damals. Als Joker im Play-off-Retourspiel um den Europacupplatz gegen WSG Tirol. Aber im Herbst 2022 spielte Binder dann keine Rolle mehr, kam nur in der zweiten Mannschaft zum Zug. Also wollte er, dessen Vater Michael 188 Bundesligaspiele für Austria und Admira bestritt, auch nach dem Trainerwechsel von Ferdinand Feldhofer zu Zoran Barisic nichts wie weg. Ein halbes Jahr vor Vertragsende im Jänner 2023 war es so weit: Peter Pacult, der letzte Meistermacher bei Rapid, griff zu, lotste ihn zu Austria Klagenfurt. Es begann recht gut. Beim 2:1-Überraschungssieg gegen Sturm in Graz stand er erstmals in der Startelf. Am 30. April änderte sich dann alles. Da zog er sich beim Aufwärmen für das Auswärtsspiel gegen den LASK eine schwere Adduktorenverletzung zu. Die kostete ihm praktisch sechseinhalb Monate.
Letzte Runde beim 1:0 in Altach feierte er das Comeback, das sechs Minuten dauerte. Montagabend im Nachtragsspiel gegen Hartberg im mit 1670 Zuschauern praktisch leeren Wörthersee-Stadion brachte ihn Peter Pacult bei Minusgraden nach 74 Minuten. Weil es die Situation erforderte: Klagenfurt lag ab der 56. Minute durch ein „Blackout“ des deutschen Routiniers Rico Benatelli, einem Eigentor, 0:1 zurück. War aber wenig später in numerischer Überlegenheit, weil der bereits mit gelb belastet Hartberg-Kapitän Jürgen Heil einen Elfmeter schinden wollte. Schiedsrichter Harald Lechner durchschaute dies sofort, zögerte nicht. Wieder gelb, daher rot. Pacult entschloss sich zum Risiko mit einem Stürmer mehr. Binder brauchte nur sechs Minuten, um sein erstes Tor in Violett zu erzielen, was Pacult als eine „tolle Sache für den Nic“ bezeichnete: „Umso schöner, dass er nach dieser Verletzungspause dort steht, wo ein Stürmer hingehört“. Binder gab im „Sky-Interview“ zu, dass ihm sein Premierentreffer sehr gut tat: „Es war sehr anstrengend und sehr lange, aber jetzt bin ich wieder gesund am Platz.“
Das rettete Klagenfurt das 1:1 (0:0) und einen Punkt, kostete Hartberg den Sieg. Trainer Markus Schopp war am Ende froh, mit einem Unentschieden heimzufahren: „Wir haben es geschafft, einen Gegner wieder stark zu machen. Aus Momenten, die für mich nicht nachvollziehbar sind.“ Wie die dumme Aktion von Heil: „Wenn ich die gelbe Karte schon habe, kann ich es ja probieren. Wenn ich die gelbe Karte schon zuvor bekam, dann muss ich ein bisschen mitdenken.“
Foto: Austria Klagenfurt.