Fußball

Warum sind Schiedsrichter aus Albanien, Lettland und Litauen besser als die österreichischen?

Erst am Anfang, weit von der Perfektion entfernt. Die Bestandsaufnahme des neuen österreichischen Schiedsrichterchefs aus Ungarn, Viktor Kassai, bei seinem ersten großen Medienauftritt seit der Bestellung vor einem halben Jahr. Verbunden mit dem Versprechen, Schritt für Schritt daran zu arbeiten, besser zu werden, eine einheitliche Linie für alle Leute zu finden. Kassai bezeichnete es Sonntagabend im „Talk & Tore“ von Sky durchaus als positiv, dass im Herbst mit Harald Lechner, Julian Weinberger, Sebastian Gishammer und Christian-Petru Ciochirca vier österreichische Referees Spiele in der Europa League im Einsatz waren. Für den 41 jährigen Lechner bedeutete das Spiel zwischen Villarrealund Stade Rennes eine Art Schlusspfiff: Aus beruflichen Gründen wird Lechner, den Kassai als Legende lobte, künftig nur noch national im Einsatz sein.

„Nicht so viele Länder haben so viele Besetzungen n der Europa League“, meinte der ehemalige Topreferee Kassai. Auch wenn er damit recht hat: Viel bedenklicher muss und wird es ihn stimmen, dass bei den bisherigen 80 Gruppenspielen in der Champions League Schiedsrichter aus 25 Ländern zum Einsatz kamen. Österreich gehört nicht dazu. In der Königsklasse kommen nur Unparteiische zum Zug, die zum Elite-Topf der UEFA-Schiedsrichterkommission, die der Italiener Roberto Rosetti leitet und Österreich besser gesinnt sein soll als Vorgänger Pierluigi Collina, gehören. In dem findet man aber keinen Österreicher. Lechner, Weinberger und Gishamer sind in Topf eins für Europa und Conference League, der erst 34 jährige Ciochirca, der jüngste des Quartetts, gehört zu Topf zwei. Warum sind beispielsweise Unparteiische aus Albanien, Bosnien, Bulgarien, Slowenien, Israel, Litauen, Polen, Rumänien, Lettland, Schottland, Serbien, Norwegen, Dänemark, der Ukraine, Slowakei und Türkei im Elite-Topf? Offenbar sind sie für die UEFA-Beobachter besser als Österreichs Elite. Dafür kann man Kassai jetzt noch nicht zur Verantwortung ziehen. Aber das zeigt, dass in den Jahren davor einiges schiefgelaufen sein muss.

„Wir brauchen ein bisschen frisches Blut, auch in der Bundesliga“, behauptete Kassai. Um auch in der Champions League österreichische Schiedsrichter präsentieren zu können. Aber das benötige zwei, drei Jahre. Also ein Langzeitprogramm. Um einen der jünger Garde wie Arnes Talic (29), Daniel Pfister (31), Jakob Semler (32), Florian Jäger (33) oder Achim Untergasser (35) reif für die Champions League zu machen. Als größte Hoffnung gilt der Grazer Semler, der bisher erst zwei Spiele in der Bundesliga leitete, 32 in der zweiten Liga.  Der letzte Österreicher, der in der Champions League pfiff, war vor einem Jahrzehnt der Vorarlberger Robert Schörgenhofer. Dreimal kam er zum Einsatz.

Foto: APA/Eva Manhart.

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