Österreichische Siege im neuen Londoner Wembley-Stadion sind eine Seltenheit. Der erste war David Alaba am 25. Mai 2013 mit Bayern im Champions League Finale gegen Dortmund. Drei Jahre später folgte im englischen Fußballtempel Mittwoch abend Teamkapitän Julian Baumgartlinger mit Bayer Leverkusen. Das 1:0 gegen Tottenham gelang zwar „nur“ in der Gruppenphase, aber es war dennoch ein historischer Tag, von dem der Salzburger nachher zurecht sagte, das er ihn nie vergessen wird: Mit 85 512 Zuschauern so viele wie zuvor noch nie bei einem Spiel einer englischen Klubmannschaft und dann das riesige Erfolgserlebnis. Mit persönlichen Highlights für Baumgartlinger, die nach der unsachlichen Kritik unter der Gürtellinie an ihm in „Sky“ durch Leverkusens holländischen Ex-Stüremr Erik Meijer nach dem 1:1 in Monaco doppelt gut tun: 86,67 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, in der ersten Hälfte von acht keinen verloren. Und das gegen eine englische Mannschaft. Dazu kamen 69,7 Prozent seiner Passes an den Mann. Da stellte englische Medien fest, dass Baumgartlinger offenbar ein Spezialist für Tottenham ist.
Beim 0:0 im Hinspiel änderte sein Eintausch zur zweiten Hälfte den Charakter des Spiels zu Gunsten von Leverkusen, bei seinem Debüt in Wembley war ihm kein Weg zu weit, kein Sprint zuviel, um Jungstar Dele Alli zu bremsen. Das gelang: „Jetzt haben wir den Aufstieg wieder selbst in der Hand“, strahlte Baumgartlinger nach Leverkusens erstem Sieg in dieser Champions League. Er war der lebende Beweis dafür, dass man sich das für solche Siege nötige Glück auch erarbeiten kann Durch das erste Saisontor des Ex-Salzbrugers Kevin Kampl. Die Aktion leitete übrigens Baumgartlinger ein. Kampl gestand nachher, dass er nach seinem Siegestreffer am liebsten in Leverkusens Fanklub hinein gesprungen wäre. Bei dem Sager waren alle Schmerzen kurzfristig vergessen. Denn Kampl erlitt nach seinem Goldtor eine schmerzhafte Knöchelverletzung, konnte nicht mehr auftreten. Da droht möglicherweise eine Pause.
Die Leverkusens Trainer Roger Schmidt in Wembley etwas unerwartet wieder Aleksandar Dragovic gab, weil er mit Tah und Toprak beide Innenverteidiger, die vier Tage zuvor beim 2:1 in Wolfsburg verletzt gefehlt hatten, doch aufbot. Auf den Jubelfotos aus der Kabine war Dragovic mit Victoryzeichen aber mittendrin, Ramazan Özcan, Österreichs Nummer eins im Tor gegen Irland, sogar in der ersten Reihe. Er hat zum Unterschied von Baumgartlinger auch Samstag gegen Darmstadt Pause, bei Dragovic ist das noch offen. Die Chance, dass ausser dem mit Bayern bereits fix aufgestiegenen Alaba 2017 noch andere Österreicher im Achtelfinale der Champions League dabei sein werden, ist groß. Leverkusen spielt noch in Moskau beim Letzten ZSKA, empfängt daheim Monaco. Ex-Teamkapitän Christian Fuchs blieb mit Leicester trotz 0:0 in Kopenhagen auf Kurs: Er rettete einmal auf der Linie, war auch beim gefährlichsten Angriff von Englands Meister dabei. Leicester ist die einzige Mannschaft der Champions League ohne Niederlage und Verlusttor, wird daheim gegen den punktelosen FC Brügge alles klar machen.