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Englands Teamchef machte ihn zum Kapitän: „Mad Dog“ Pogerl verdient großen Abschied

Wer weiß, ob der LASK ohne ihn im August die Hürde FC Basel in der Qualifikation zur Champions League genommen und sich damit schon für die Europa League qualifiziert hätte, in der er jetzt in die k.o.-Phase aufstieg. Als der LASK ihn im St.Jakob Park brauchte, weil Christian Ramsebner verletzt ausschied, avancierte Emanuel Pogatetz dank seiner Routine, seiner Kampfkraft sofort zum Abwehrbollwerk (Bild oben), zum Turm in der siegreichen Schlacht.  Vier Monate später verkündete der LASK praktisch das Karriereende des 36 jährigen Innenverteidigers. Im Frühjahr gehört er zum Trainerteam des Talentschuppens des Vizemeisters, der Oberösterreich Juniors in der zweiten Liga, soll den jungen Hoffnungen seine Erfahrungen weiter geben, Profieinstellung vermitteln. So wie er es auch beim LASK tat, für den er in den letzten zweieinhalb Jahren immer wichtig war. Auch wenn er nicht spielte. Weil er stets für positive Stimmung in der Kabine sorgte.

Er stammt aus Graz. Ein Talent von Sturm, für den es mit 17 keinen Platz zu den Glanzzeiten der Ära unter Präsident Hannes Kartnig und Trainerguru Ivica Osim gab. Also wechselter in die zweite Liga zum FC Kärnten, schaffte dort unter Walter Schachner 2001 Aufstieg und sensationell den Cupsieg. Da jettete das deutsche Managerschwergewicht Reiner Calmund an den Wörther See, kaufte ihn für Bayer Leverkusen um eine Million, was damals viel Geld war, gab ihm einen Fünfjahresvertrag. Aber beim damaligen Leverkusener Höhenflug mit den Brasilianern Lucio und Ze Roberto, den deutschen Stars Michael Ballack und Ulf Kirsten, bis ins Endspiel der Champions League blieb er außen vor. Daher ließ er sich nach einem Jahr in die Schweiz zu Aarau verleihen, eine Saison später zurück nach Österreich, nach Graz, zum GAK. Mit dem schaffte er sogar 2004 das Double. Der Trainer hieß wieder Schachner. Damals spielte er noch linker Verteidiger. Im Frühjahr 2005 ging es nach Moskau zu Spartak. Wohl fühlte er sich in der Millionenmetropole nicht.

Als ein Angebot aus Englands Premier League von Middlesbrough auf den Tisch von Pogatetz-Manager Jürgen Werner kam, wollte er nach drei Monaten wieder weg. Das lehnte Spartak ab, nach einem Brutalofoul im Spiel gegen Jaroslawl nicht mehr. Der gefoulte Jaroslav Charitonski erlitt einen Beinbruch, Pogatetz wurde für 24 Spiele gesperrt. Das galt international.  Middlesbrough nahm ihn trotzdem, zahlte 2,71 Millionen an Leverkusen. Die Sperre wurde auf acht Partien reduziert In England bekam er wegen Einsatz total bald den Spitznamen „mad dog“. Der verrückte Hund kam mit Middlesbrough bis ins Finale des UEFA-Cups, musste dort wegen einer schweren Gesichtsverletzung passen. Er zog mit seinen 1,91 Metern eben nie zurück. In der Premier League hinterließ er Duftmarken, wie man so schön sagt: Der erste Österreicher, der dort  ein Tor erzielte, zum Mannschaftskapitän ernannt wurde. Vom jetzigen englischen Teamchef Gareth Southgate, als er für zwei Saisonen Middlesbrough trainierte.

Nach Vertragsende rief 2010 die Bundesliga. Hannover 96 nahm ihn unter Vertrag, wurde mit ihm hinter Borussia Dortmund, Leverkusen und Bayern München Vierter. Der damalige Co-Trainer ist jetzt Chef bei Sturm, nämlich Nestor el Maestro. Nach zwei Jahren legte Wolfsburg 2,50 Millionen für Pogatetz auf den Tisch. Trainer Felix Magath setzte auf ihn und den routinierten Brasilianer Naldo im Abwehrzentrum. Als die neuformierte Mannschaft mit Anlaufschwierigkeiten kämpfte, musste Magath beim VW-Werksklub gehen, stand auch Pogatetz nicht mehr so hoch im Kurs. Die Eratzbank reizte nicht wirklich, also nochmals auf die Insel zu West Ham. Nur für sechs Monate, ehe der 1.FC Nürnberg sein elfter Klub wurde. Mit dem Abstieg war vor fünf Jahren das Kapitel Bundesliga vorbei. Pogatetz entschied sich für ein Neuland-Kapitel: Die Major Soccer League in den USA und Columbus Crew. Für zwei Saisonen, ehe es im Jänner 2016 zurück nach Europa ging. Zunächst der deutsche Zweitligist Union Berlin, seit 2017 der LASK. Die Oberösterreich Juniors werden sein 15. und letzter Verein,

Zwölf Jahre lang trug er Österreichs Teamdress. In 61 Spielen von 2002 bis 2014. Er debütierte unter Hans Krankl, hörte in Marcel Kollers Ära auf, spielte auch bei der Heim-EURO 2008. Zuvor war er wegen Kritik an Teamchef Josef Hickersberger für einige Monate gesperrt.  Didi Constantini machte Pogatetz 2009 als Nachfolger von Andi Ivanschitz zum Kapitän, ein Jahr später bekam Marc Janko die Schleife. Ausser Diskussion steht, dass sich Pogatetz einen Abschied auf großer Bühne verdient. Die beste Gelegenheit wäre in acht Tage, wenn der LASK auf der ausverkauften „Gugl“ gegen Sporting Lissabon um den Gruppensieg spielt.

 

Foto: FC Basel.

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