Österreichs Team fährt im Juni mit dem besten offensiven Mittelfeldspieler der deutschen Bundesliga, dem internationale Klasse bescheinigt wird, zur Europameisterschaft. Mit dem zweitbesten Innenverteidiger, dem zweitbesten Rechtsverteidiger und dem drittbesten defensiven Mittelfeldspieler. So hoch schätzt das deutsche Fachblatt „Kicker“ in seiner Rangliste Marcel Sabitzer, David Alaba, Stefan Lainer und Konrad Laimer, der ebenfalls in die Kategorie internationale Klasse kam, ein. Für Sabitzer bedeutet dies mit 25 Jahren das bisherige Karrierehoch. Stark und wichtig wie nie, da passt alles: „Er ist total stabil, hat ein einheitliches Niveau mit Ausschlägen nach oben“, lobt RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann Sabitzer, den er gleich in den Mittelpunkt stellte, als er vor sechs Monaten Leipzigs Training übernahm. Internationale Klasse wie Sabitzer bescheinigt die „Kicker“-Rangliste im offensiven Mittelfeld ansonst nur Amine Harit, dem Schalke-Legionär aus Marokko. Auf Laimers Position auch Bayerns Joshua Kimmich, Leverkusens Chilene Charles Aranguiz, Suat Serdar von Schalke und Denis Zakaria von Mönchengladbach.
Sabitzers Marktwert steht inzwischen auf 40 Millionen Euro. Bis Jänner 2013 spielte der Höhenflieger noch in der Südstadt bei Admira, machte nach dem Aufstieg der Südstädter schon mit 18 auf sich aufmerksam, absolvierte bereits 2012 das erste seiner bisher 42 Länderspiele für Österreich. Sein Trainer hieß damals Didi Kühbauer. Der Wechsel zu Rapid sollte der nächste Schritt ein. Kam erst mit Hilfe der Stars&Friends-Agentur zustande. In Person von Jürgen Werner, der sich damals noch nicht auf den LASK konzentrierte, sondern vor allem auf seine Firma. Rapid sah sich damals außer Stande, die 400.000 Euro Ablöse für Sabitzer aufzubringen, die Admira ein halbes Jahr vor Vertragsende forderte. Also beteiligte sich Werner zur Hälfte. Bestand allerdings auf einer Ausstiegsklausel für das Ausland in dem Vertrag. In Österreich hätte Sabitzer nur mit Zustimmung Rapids wechseln dürfen. Der Start in Grün-Weiß verlief durchwachsen, auch wenn er im zweiten Spiel in Salzburg als Joker in letzter Minute den Ausgleich zum 3:3 erzielte. Erst als Zoran Barisic sechs Runden vor Schluss vom damaligen Rapid-Sportchef Helmut Schulte zum Trainer gemacht wurde, stieg Sabitzer in der Hierarchie zum Stammspieler, machte gemeinsam mit einem anderen Youngster, mit Louis Schaub, an der Seite von „Leitwolf“ Steffen Hofmann auf sich aufmerksam. Auch mit lockeren Sprüchen: „Ich schieße nur wichtige Tore“, meinte er einmal locker, als er in der Europa League beim Gruppenspiel im belgischen Genk den Ausgleich zum 1:1 geköpfelt hatte Rapid belegte damals Rang zwei hinter Red Bull Salzburg, 2013 noch ganz eng verzahnt mit RB Leipzig. Mit dem gemeinsamen Sportchef Ralf Rangnick. Der holte Sabitzer, der sich inzwischen nicht mehr wie zum Karrierebeginn von Alex Sperr, sondern vom Deutschen Roger Wittmann und seiner Rogon-Agentur beraten ließ, offiziell für Zweitligist Leipzig, was durch die Ausstiegsklausel um zwei Millionen Euro möglich war, gab ihm einen Fünfjahresvertrag, verlieh ihn aber sofort an Salzburg. Das wurde an dem Tag offiziell, als Sabitzer in Innsbruck beim 1:1 gegen Island in erstes Tor in Österreichs Teamdress erzielte. Die Aufregung in Hütteldorf war groß, als Gegenleistung stimmte Salzburg dem Verkauf von Christopher Dibon, der bisher nur verliehen war, an Rapid zu.
Der erste Match für Salzburg bestritt Sabitzer ausgerechnet gegen den grün.weißen Ex-Klub. Am Abend vor dem Spiel kam er in Rapids Mannschaftshotel, um sich bei Barisic nochmals für alles zu bedanken. Beim Salzburgs 6:1-Kantersieg begann Sabitzer neben dem nunmehrigen Liverpool-Star Naby Keita und Valentino Lazaro auf der Bank, zauberte auf seiner Position Sadio Mane. Aber nach dessen Absprung nach England zu Southampton erkämpfte sich Sabitzer in der Mannschaft, die unter Adi Hütter das Double gewann, einen Stammplatz. Aber am Ende der Saison befahl in Rangnick nach Leipzig. Er wurde benötigt, um den Aufstieg zu fixieren. Das gefiel ihm anfangs gar nicht, aber die Mission ging auf. Als Belohnung gab´s eine Vertragsverlängerung bis 2021. Sabitzer fand sich auch in der ersten Liga auf Anhieb zurecht, Leipzig landete auch dank ihm auf dem sensationellen zweiten Platz hinter Bayern: „Vom Gesamtpaket ist er Weltklasse“, lobte im Sommer 2017 bereits sein Trainer Ralph Hasenhüttl. Nach dem Abschied seines Landsmann und einem Jahr unter Rangnick bekam das Mentalitätsmonster Sabitzer von Nagelsmann eine neue, offensivere Rolle: „Ich spiele frei rum, das tut mir gut, bin immer anspielbar, hab von meiner Position zwischen den Linien kurze Wege zum Tor.“ So einfach klingt das aus der Sicht von Sabitzer. So kam er im Herbst auf elf Tore und sieben Assists in 24 Pflichtspielen. Kein Wunder, dass er in der Umfrage von 239 Bundesligaspielern nach dem besten Feldspieler der Hinrunde auf Platz sechs kam. Hinter Bayerns Goalgetter Robert Lewandowski, seinem Mitspieler Timo Werner, Dortmunds Flügelflitzer Jadon Sancho, Gladbachs Franzosen Marcus Thuram und Bayerns Serge Gnabry.
Von diesem Sabitzer kann man erwarten, dass er bei seiner zweiten Europameisterschaft anders als bei der ersten vor vier Jahren zur Zentralfigur in Österreichs Team wächst, zwischen den Linien ähnlich effektiv agiert wie bei Leipzig. Auch privat ist Sabitzer auf einem Höhenflug: Seit April Vater von Tochter Mary Lou, im Weihnachtsurlaub auf den Malediven nahm Lebenspartnerin Katja Kühne (Bild oben) seinen Heiratsantrag an. Das größte Problem wird sein, einen Termin zu finden: Mit RB Leipzig tanzt er auf drei sportlichen Hochzeiten, dann kommt die Europameisterschaft. Vor Juli wird sich die private Hochzeit nicht ausgehen.