Kein Zweifel, der Rücktritt von Christian Fuchs aus Österreichs Nationalteam nach der EURO-Enttäuschung in Frankreich schuf eine Lücke,die bisher nicht geschlossen werden konnte, in der krassen Form unerwartet kam. Bisher kein gleichwertiger Ersatz für den Ex-Kapitän als linker Verteidiger. Unerwartet kam Freitag auch die Meldung von Leicester, dass der 30jährige seinen nach dieser Saison auslaufenden Vertrag bis 2019 verlängerte. Mit der Begründung, in Leicester glücklich zu sein, dort die beste Zeit seiner Karriere zu haben. Das ist unabhängig davon, dass der Meister in der Premier League nach acht Runden mit elf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Manchester City nur auf Rang dreizehn liegt. Beim Debüt in der Champions League ist nach drei Siegen der Aufstieg ins Achtelfinale bereits so gut wie fix.
Die Fuchs-Vertragsverlängerung, zu der man ihm vorbehaltlos gratulieren muss, gibt aber doch zu denken. Weil er noch vor der EURO die WM 2018 in Russland mit Österreichs Team als geplantes Ende der Karriere in Europa nannte, schon Plane wälzte, sich dann als Freekicker im American Football zu versuchen, in Leicester schon mit dem Eierlaberl trainierte. Länger wollte er nicht mehr von der in New York lebenden Familie, Frau und Söhnen, getrennt sein. Durchaus zu respektieren. Das Ende der Teamkarriere begründete er im Juli via Video aus New York mit privaten Gründen. Die Belastung mit Leicester, die Verpflichtungen als Teamkapitän seien nicht mehr mit der Familie in New York in Einklang zu bringen. Aber drei Monate später verlängert Fuchs seine Europa-Karriere bis 2019.
Man muss dem sympathischen Niederösterreicher zu dem Stellenwert, den er sich in England bei Leicester erarbeitete, gratulieren. Verdient Riesenrespekt. Aber er darf auch nicht böse sein, wenn die Verlängerung die Zweifel über seine Motive beim Ende der Teamkarriere wieder neu belebt. Ist da nicht doch etwas im Vorfeld der EURO oder bei der Endrunde in Frankreich passiert, dass er die Freude, mehr als 78 Länderspiele für Österreich zu bestreiten, verlor, beim Team nicht mehr so glücklich war wie in Leicester? Vielleicht sollte auch Marcel Koller nochmals darüber nachdenken. Und sogar zum Telefon greifen. Denn der Fuchs-Rücktritt vom Rücktritt würde Österreich in der WM-Qualifikation sehr helfen.