Österreichs Team spielte beim 0:1 (0:0) gegen England vor 8500 Zuschauern im Riverside-Stadium von Middlesbrough beim vorletzten Test für die Endrunde der Europameisterschaft besser als zwei Monate davor beim 0:4-Debakel gegen Dänemark im Wien, kam zu mehr Torchancen, hätte im Finish durchaus ein Unentschieden schaffen können und müssen. Das stimmt schon. Aber ist deswegen alles voll im Plan, wie Teamchef Franco Foda nachher im ORF-Interview behauptete? Dem muss man doch etwas widersprechen. Nicht, weil bei England in der Startformation nur fünf Mann standen, die auch beim EM-Start gegen Kroatien erste Wahl sein werden, nach der Pause fast eine komplette B-Garnitur eingewechselt wurde. Sondern wegen der Ausrichtung im 4-2-3-1. Daniel Bachmann feierte im Tor sein Debüt, das er sich laut Foda durch gute Leistungen bei Watford verdiente. Bachmann verhinderte in der ersten Hälfte einen Rückstand, nützte seine Chance. Ob er auch Sonntag gegen die Slowakei im Happel-Stadion spielen wird, verriet Foda erwartungsgemäß nicht. Überraschend kam die Nominierung von Marco Friedl als linker Verteidiger nach seiner schlechten Saison bei Werder Bremen samt Abstieg. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Aus seinem Stellungsfehler entstand die erste Chance der Engländer. Aber es geht wieder und vor allem um die Rolle von David Alaba.
Ex-Bayern-Traienr Hansi Flick sagte vor zwei Wochen, Alaba sei auf drei Positionen Weltklasse. Als Innenverteidiger, als Linksverteidiger oder als zentraler Mittelfeldspieler auf der sechs. Bei Foda spielte er wieder wie beim 0:4 gegen die Dänen im linken Mittelfeld. Von dorrt kann er nicht soviel Einfluss auf das Spiel nehmen wie im Zentrum. Daher ist dort ein Mann mit seiner Klasse fast verschenkt, muss fast unter seinen Möglichkeiten bleiben. Mit Baumgartner die Positionen zu wechseln, es über die rechte Seite zu versuchen wie früher bei Holland oder Bayern Linksfuß Arjen Robben, das hilft auch nicht wirklich. Das kann doch nicht voll im Plan sein, Alabas Möglichkeiten nicht voll zu nützen. Da muss Foda noch etwas besseres einfallen. Positiv trotz Niederlage: Das solide Abwehrzentrum mit Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger, der große Aufwand von Xaver Schlager, die Initiative von Marcel Sabitzer. Was auffiel: Auch Dragovic singt trotz seiner serbischen Wurzeln inzwischen bei der Bundeshymne mit.
Pech für Österreich, dass der belgische Referee Lawrence Visser schon nach sechs Minuten übersah, wie Englands Innenverteidiger Tyrone Mings Sasa Kalajdzic mit einem „Bodycheck“ einbremste – da war ein klarer Elfmeter. Auch Pech, dass der Torjubel von Bukayo Saka nach 59 Minuten erst möglich wurde, weil Sabitzers Rettungsversuch zur Vorlage für den Arsenal-Spieler wurde. In der Aktion schalteten die Engländer nach einem Ballverlust von Kaladjzic in Englands Hälfte sehr schnell und gut um. Solche Umschalt-Möglichkeiten hätte Österreich auch gehabt, ohne sie zu nützen. Sabitzer traf die Latte, der in der 81.Minute einwgewechselte Christopher Trimmel sorgte für Österreichs beste Flanke, die Kalajdzic-Nachfolger Michael Grgeoritsch per Kopf nicht zum 1:1 nützte. Und dann rettete noch bei einem Schuss von Alessandro Schöpf White auf der Linie.
Die Niederlage ist kein Beinbruch, aber Sonntag gegen die Slowakei im Happel-Stadion sollten schon ein Sieg her. Denn mit drei Spielen hintereinander ohne Sieg und gar ohne erzieltes Tor zur Europameisterschaft zu fahren, wäre nicht günstig. Auch bei EM-Gegner Holland passte es nicht: Gegen die von Corona-Ausfällen geschwächten Schotten gab es in Faro nur ein 2:2 (1.1), wobei der zweifache Torschütze, Kapitän Memphis Depay, erst mit einem Freistoß in vorletzter Minute den Ausgleich erzielte. Teamchef Frank de Boer probierte es vor den Augen von Fodas Spion Franz Ponweiser mit einer Fünferabwehr, in der Daley Blind fehlte. Auch für Deutschland lief es beim Comeback von Thomas Müller und Mats Hummels in Innsbruck gegen Dänemark nicht nach Wunsch. Müller lief und brüllte, was die Stimme hergab, aber mehr als ein 1:1 (0:0) gab es nicht.
Foto: UEFA .