Der Mittwoch war nur für die U 19 von Red Bull Salzburg ein Tag zum Jubeln: Denn die deklassierte in der Youth League Napoli in Grödig mit 7:2. Sechs Stunden später gab es in Wals Siezenheim nichts zu jubeln. Das 2:3 tat weh, weil Österreichs Meister damit vier Punkte weniger als Napoli, drei weniger als der FC Liverpool hat. Da wäre es schon eine Überraschung, sollte es am 10. Dezember ein „Heim-Finale“ gegen den Titelverteidiger der Champions League um Platz zwei geben. Dazu müssten Erling Haaland & Co davor die zwei anstehenden Auswärtsspiele gegen Napoli und Genk gewinnen.
Haaland durfte sich trotz Niederlage noch irgendwie als einziger „Sieger“ der Verlierer fühlen. Aber der Norweger war sicher ein trauriger „Sieger“ an diesem Abend. Noch kein anderer Spieler als er erzielte bei seinen ersten drei Spielen in der Königsklasse sechs Tore. Das wird dem 19jährigen auch keiner so schnell nachmachen. Derzeit sind er und Robert Lewandowski die einzigen in diesem Bewerb, die in allen drei Spielen trafen. Haaland insgesamt sechsmal, der Bayern-Torjäger nur fünfmal. Dahinter folgt ein Quartett mit je vier Toren: Raheem Sterling von Manchester City, Serge Gnabry von Bayern München, Harry Kane von Tottenham und Mislav Orsic von Dinamo Zagreb. Wer glaubt, dass man zufrieden sein müsste, die Schützenliste der Königsklasse anzuführen, der irrt im Fall Haaland. Er machte sich Vorwürfe, nur zwei Tore gegen Napoli erzielt zu haben. Vier hätten es seiner Einschätzung nach sein müssen. Der „Trostpreis“ für ihn war das Napoli-Trikot mit der Nummer 14, mit der Belgier Dries Mertens die ersten zwei Tore erzielte und das dritte vorbereitete.
Zu den zu vielen Toren, die Salzburg bei den zwei Niederlagen gegen Liverpool und Napoli kassierte, verweigerte Haaland als Teamplayer einen Kommentar. Da wird Trainer Jesse Marsch bis zum 5. November, dem Retourspiel im Stadio San Paolo, über die Bücher gehen müssen. Das 4-2-3-1, mit dem er sowohl in Liverpool als auch gegen Napoli begann, scheint nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Der Plan, mit Haaland, Patson Daka, Hee Chan Hwang und Takumi Minamino die vier torgefährlichsten Spieler auf den Platz zu haben und auf diese Art drei Punkte zu holen, ging nicht auf. Die Umstellung auf 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld für die letzten 25 Minuten brachte im Prinzip auch nichts – aus dem 1:2 wurde ein 2:3. Egal in welchem System, wenn nur ein Offensivspieler die Defensivaufgaben vernachlässigt wie Hwang vor dem 1:2, dann wird´s kritisch. Über das entscheidende Tor zur Niederlage gegen Napoli sagte Zlatko Junuzovic den gleichen Satz wie zu dem beim 3:4 in Liverpool: „Das darf nicht passieren.“ Jetzt ist die in der Champions League noch nicht eingesetzte Variante mit drei Innenverteidigern eine Überlegung wert. Mittwoch hatte Marsch noch drei im Talon: Albert Vallci und Jerome Onguene auf der Bank, Marin Pongracic auf der Tribüne. Stammtorhüter Cican Stankovic wird mit einem Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel zwischen vier und echs Wochen ausfallen „Wir müssen sehen, welche der drei möglichen Varianten die beste ist, wenn er ausfällt“, meinte Marsch abwartend. Die Varianten: Das rasche Comeback des 36jährigen Alexander Walke nach fünf Monaten, weiter machen wie Mittwoch mit dem 22jährigen Brasilianer Carlos Coronel, der kaum beschäftigt war oder die erste große Bewährungsprobe für den erst 21 jährigen, von RB Leipzig gekommenen Schweizer Philipp Köhn. Da hat Österreichs Teamchef Franco Foda mit LASK-Rückhalt Alex Schlager, Wolfsburg-Legionär Pavao Pervan und dem bei Wehen Wiesbaden noch unbesiegten Heinz Lindner Alternativen mit mehr Qualität.
Foto: Red Bull Salzburg.
