Fußball

Happel-Vergleich für Hütter vor 2:4: „Das wird ein heißer Abend“

Uli Stein war der Tormann des Hamburger SV beim 1:0 im Finale des Europacups der Meister 1983 in Athen gegen Juventus unter Ernst Happel. Elf Jahre später stand Stein im Tor von Eintracht Frankfurt, als die Hessen im Viertelfinale des UEFA-Cups an Austria Salzburg scheiterten. Im Mittelfeld der  Salzburger kurbelte damals Adi Hütter, jetzt Trainer der Eintracht. Donnerstag schrieb Uli Stein in seiner Kolumne im Fachblatt „Kicker“ über Hütter: „Wie er an den Fußball herangeht, erinnert mich sehr an Ernst Happel!“ Viel mehr Lob  als dieser Vergleich geht nicht. Stein meint damit den Hang zu Offensive und Spektakel, der Happel und Hütter verbindet.

Am Tag dieses Megakompliments erlebte Hütter im Estadio da Luz von Lissabon einen bitteren Abend auf der Eintracht-Bank (unten). Mit dem 2:4 (1:2) im ersten Viertelfinale der Europa League bei Benfica, der ersten Niederlage in diesem Jahr. Jetzt braucht Hütter nächsten Donnerstag ein 2:0, um ins Semifinale zu kommen. Die Eintracht scheiterte in Lissabon vor allem, daran, 74 Minuten lang mit nur  zehn Mann zu spielen. Denn der 19jährige französische Innenverteidiger Evan N´Dicka bekam vom englischen Referee Anthony Taylor nach 20 Minuten für ein Foul, das zu einem  Elfmeter führte, auch die rote Karte. Eine Doppelbestrafung. Bis dahin hatte Eintracht alles im Griff, auch die erste  Chance. Den Elfmeter verwandelte Joao Felix zum 1:0, der erste Torschuss von Benfica, sein erster Treffer in der Europa League. Das 19jährige schmächtige Wunderkind mit der Zahnspange, der aus der Benfica-Akademie kommt, in dessen Vertrag eine Ablösesumme von 120 (!) Millionen Euro steht, führte in der Folge Frankfurt noch einige Male vor:  Drei Tore und ein Assist. Der jüngte Dreierpack im Europacup. Hütter bezeichneete  Felix bereits am Abend vor dem Spiel als „Jahrhunderttalent.“

Aber wie Eintracht in Unterzahl agierte, das verdiente Respekt. Hütter ordnete nicht den Rückzug an, sondern blieb bei seiner Marschroute. Wahrscheinlich hätte es Happel nicht viel anders gemacht. Der Mut wurde durch den Ausgleich von Luka Jovic gegen seinen Ex-Klub belohnt. Aber nur drei Minuten später traf Joao Felix. Als knapp vor Pausenpfiff der Ball wieder im Tor von Benfica lag, hob Linenrichter Gary Beswick erst nach Sekunden die Fahne. Die Abseitsentscheidung war aber richtig. Dazu benötige man keinen Videobeweis, den es in der Europa League nicht gibt.

Joao Felix war auch an Benficas Doppelschlag zum 4:1 zwischen der 50. und 54. Minute beteiligt: Zunächst Assist per Kopf, dann traf er wieder selbst, als der Rettungsversuch von Martin Hinteregger zu spät kam. Da schien es ein schlimmes Brett zu werden. Der Kommentator von RTL sprach von Harakiri. Aber Hütter reagierte, „opferte“ Torjäger Jovic für Mittelfeldspieler Jonathan de Guzman, um die Defensive zu stabilisieren. Und tauschte später mit Vizeweltmeister Ante Rebic auch seinen zweiten Stürmer aus. Für ihn brachte er einen Portugiesen, Goncalo Pacienca, eine Leihgabe von Benficas Rivalen im Titelkampf, FC Porto. Ausgerechnet der köpfelte das 4:2, das Eintracht die Aufstiegschance zurückbrachte: „Mit elf gegen elf geht es sicher anders aus“, glaubte Hütter, „das Ergebnis tut weh, aber unser Traum ist nicht zu Ende. Wie wir uns in Unterzahl verkauften, wie viel Power wir hatten, das verdient ein Riesenkompliment. “ Und darum feierten 6000 Eintracht-Fans auch die Verlierer, die dezimiert selbst in den letzten fünf Minute noch zum Pressing fähig waren. Unglaublich.

„In Frankfurt wird´s ein heißer Abend. Da geht noch was“, prophezeite Hütter. Wenn er recht behält, wird wohl im Semifinale Chelsea der Gegner sein. Die „Blues“ gewannen in Prag gegen Slavia 1:0. Auch Valencia ist nach dem 3:1 bei Rapids Gruppengegner Villarreal so gut wie weiter. Arsenal hat nach dem 2:0 gegen Napoli zumindest eine gute Ausgangsposition.

 

 

 

 

 

Foto: © Eintracht Frankfurt Media.

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