Die österreichischen Trainer in der deutschen Fusballbundesliga haben es im Saisonfinish nicht leicht, eher noch schwerer als normal: Sowohl Peter Stöger als auch Ralph Hasenhüttl werden sozusagen via „Bild“ quasi durch das Dorf getrieben. Dienstag kam Stöger an die Reihe, als aufgelistet wurde, wie deprimiert er nach der ersten Heimpleite von Borussia Dortmund in seiner Ära gegen Mainz war, wie viel er in der sechs Monaten verdiente und wie hoch seine ausgehandelte Prämie ist, falls Dortmund Samstag unter den ersten vier bleibt und in die Champions League kommt. Und dass er mit Dortmunds Boss Hans Joachim Watzke vereinbarte, dass er selbst seinen Abschied verkünden darf. Die Entscheidung hatte der Wiener Trainer selbst schon vor Wochen getroffen. Die bisherigen Einkaufsaktivitäten von Sportchef Michael Zorc deuten darauf hin, dass mit dem Schweizer Lucien Favre alles klar für die Nachfolge Stögers ist: Zorc holte nur Eidgenossen, baut die Borussia zur Schweizer Garde um. Mit Augsburg-Torhüter Marvin Hitz und dem 34jährigen Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft, Stephan Lichtsteiner. Auch wenn er ablösefrei von Juventus kommt, das Alter spricht eigentlich gegen diese Personalie. Aber Favre schätzt Lichtsteiner als Führungspersönlichkeit. Bei denen Borussia ein Manko hat.
Einen Tag nach Stöger erwischte es Ralph Hasenhüttl. Auch sein überzeugender, authentischer Auftritt im Sportstudio des ZDF am letzten Samstag verhinderte nicht, das „FussballBild“ auf Seite eins oben vermeldete, dass er als RB Leipzig-Trainer vor dem Aus steht. Auf der gleichen Seite wird unten allerdings kommentiert, warum Hasenhüttl bleiben muss. Der Grazer schaffte es damit erstmals in seiner Trainerkarriere zweimal auf die Titelseite. Ob das so erstrebenswert ist? Weil Hasenhüttl angeblich einen Überseeurlaub, der nach Pfingsten beginnen sollte, absagte, wird daraus geschlossen. dass er dies tat, weil er um seinen Job in Leipzig bangt, seine Zukunft neu organisieren müsste. Da Klub-Boss Oliver Mintzlaff und Sportdirektor Ralf Rangnick zuletzt klare Bekenntnisse zur Verlängerung des 2019 auslaufenden Vertrags mit dem Trainer vermieden. deute dies darauf hin, dass beide unzufrieden mit der Entwicklung sind. Rangnick bestätigte nur, dass man sich nach dem letzten Saisonspiel in Berlin gegen Hertha BSC, in dem es um die Qualifikation für die Europa League geht, zusammensetzen und austuschen wird. Nächsten Dienstag dürfte das passieren. Rangnick soll Lust verspüren, für ein Jahr auch wieder Trainer zu sein. Wie in der Aufstiegssaison, bevor er an Hasenhüttl übergab, ihn für 1,5 Millionen aus dem Vertrag bei Ingolstadt herauskaufte. Was eine gute Investition war: Hasenhüttl führte Leipzig sensationell auf Platz zwei und in die Champions League, auch in der zweiten Saison sieht es ganz danach aus, dass es mit einem internationalen Bewerb klappt. Also kein Grund, am Trainer zu zweifeln. Aber normale Kritierien gelten in diesem Geschäft nicht mehr.
Rangnick soll in den letzten Tagen auch seinem 71jährigen Mentor Helmut Groß nach Salzburg zu Marco Rose geschickt haben. Groß ist jener Mann, der mit ein Grund war, dass Adi Hütter nach dem Double in der Saison 2014/15 mit Salzburg nicht mehr weitermachen wollte. Rangnick war damals als Sportchef für Leipzig und Salzburg zuständig. Groß sass als sein „Überwacher“ beim Training auf der Tribüne, ließ die Stoppuhr mitlaufen, als das schnelle Umschalten geübt wurde. Meldete es Rangnick weiter, wenn nicht 20 Sekunden nach der Balleroberung es eine Situation zum Abschluss gab. Das wollte sich Hütter nicht länger antun. Rose drei Jahre später gar nicht. Er schätzt das harmonische Umfeld in Salzburg mehr als die Hektik in seiner Heimatstadt Leipzig. Und steht zu seinem im letzten Dezember abgegebenen Versprechen, es nicht selbst aktiv zu betreiben, seinen bis 2019 laufenden Vertrag bei Österreichs Meister vorzeitig zu beenden. So viel Charakterstärke zeigt auch nicht jeder.
Im Vergleich dazu hat Damir Canadi in Athen viel ruhigere und angenehmere Zeiten. Bei seiner ersten Auslandsstation wurde er gleich zum Trainer des Jahres in Griechenland gewählt. Der Vertrag bei Atromitos ist bereits verlängert, in der Qualifikation für die Europa League ist Atromitos fix dabei. Es gibt noch Chancen für die Sensationsmannschaft der Saison, Platz drei vor Serienmeister Olympiakos zu erobern.