Fußball

Heimkehrer Katzer hat beim Rapid-Flaggschiff das letzte Wort

An den Erfolgen der Profimannschaft wird bei jedem Klub auch alles andere gemessen. Passen die Ergebnisse, ist alles gut. Stimmen die nicht, gilt auch alles andere als schlecht, selbst wenn das nicht der Fall sein sollte. Rapid vertraut das grün-weiße Flaggschiff für die nächsten drei Jahre einem Bundesliganeuling an, dem Heimkehrer Markus Katzer. Er hat, wenn es darauf ankommt, bei den Profis bezüglich Kaderplanung und Scouting das letzte Wort. Das „gestand“ er auf Nachfrage im zweiten Anlauf, als Präsident Alexander Wrabetz Donnerstagnachmittag im Presseraum des Allianz-Stadions die neue Führung präsentierte. Mit Geschäftsführer Steffen Hofmann, Sportchef Markus Katzer und Trainer Zoran Barisic, dessen Vertrag noch nicht ausgehandelt und unterschrieben wurde.

Für Katzer ist es der erste Sportchefjob in der Bundesliga. Bei Andreas Schicker und Sturm Graz ging das bisher sehr gut, Christoph Freund war bei Red Bull Salzburg der Assistent von Ralf Rangnick, ehe er dessen Nachfolger wurde. Radoslav Vujanovic brauchte beim LASK eine Saison Anlaufzeit, ehe er das Schiff auf Kurs brachte. Bei Austrias Newcomer Manuel Ortlechner kam es in der zweiten vom Kurs ab. Zudem redet der designierte Sportvorstand Jürgen Werner mehr im violetten Tagesgeschäft mit, als es der grün-weiße Geschäftsführer Hofmann offenbar vorhat. Mitunter bekam man bei der Präsentation den Eindruck, als sei es ihm gar nicht so unrecht, alles verantworten zu müssen. Sondern dies mit Katzer sozusagen zu teilen. Man hörte den Satz, dass zwischen Hofmann, Katzer und Barisic kein Blatt Papier passt, nicht nur einmal.

Wrabetz verteidigte das neue Modell mit drei Geschäftsführern statt bisher zwei als das richtige für die Gesamtstrategie und Philosophie Rapids, sah darin keine Aufblähung. Zusätzliche Kosten entstanden dadurch nicht, da Werner Kuhn bei seiner Rückkehr als Wirtschaft-Geschäftsführer die Position des Finanzchefs einsparte. Die Position wird nicht nachbesetzt. Die Amtszeit von Kuhn dürfte länger als bis Ende März dauern, das konnte beim Wrabetz-Lob für Kuhn durchaus heraushören. Anders gedacht, gelang es Barisic in den letzten zweieinhalb Jahren offenbar das irgendwie allein zu bewältigen, was Hofmann und Katzer künftig gemeinsam angehen: Profis, die zweite Mannschaft, die Akademie. Dazu gehört wie im letzten Jahrzehnt auch Stefan Ebner, sobald er nach einem Skiunfall wieder voll dabei sein kann. Speziell bei Vertragsverhandlungen.

Katzer versicherte, seine extrem ehrgeizige Einstellung und seine hohe Arbeitsmoral aus der Spielerzeit auch in die neuen Aufgaben mitgenommen zu haben. Seine Bilanz bei der Vienna bestätigt das durchaus. Es werde sicher vorkommen, dass Hofmann, Barisic und er mitunter verschiedener Meinung sind. Dann werde man das ausdiskutieren, um eine erfolgsorientierte, gute Lösung zu finden: „Der Respekt wird dabei nie verloren gehen, immer im Mittelpunkt stehen!“ Der 43jährige sieht Rapid als Chance, nicht als Risiko. Vielleicht weil er aus seiner Spielerzeiten Momente miterlebte, in denen der Unmut der Fantribüne deutlich zu hören und spüren war.

Am zweiten Tag seiner Ära wollte Katzer noch nicht über Personalien reden. Gab aber zu, dass die Vertragsgespräche mit Tormann Niklas Hedl und Innenverteidiger Leopold Querfeld Priorität haben. Mit beiden hat er schon geredet, dazu mit Querfelds deutschem Berater. Möglicherweise hat Katzer für Wünsche und Vorstellungen der Berater mehr Verständnis als Barisic, da sein erster Job nach der Spielerkarriere in der Beraterszene war, bei Stars& Friends, damals noch in Besitz von Jürgen Werner. Auch über mögliche Aktivitäten in der Winterübertrittszeit schwieg Katzer vorerst lieber. Da hörte man in den letzten Tagen auch etwas über einen möglichen Rückkehrer. Philipp Wydra war.2019 von der Rapid-Akademie zum 1. FC Köln gewechselt, spielt dort aktuell in der zweiten Mannschaft, trainierte zeitweise schon mit dem Bundesliga-Kader. Den Sprung schaffte der 19 jährige Offensivspieler, der in allen österreichischen Nachwuchsteams zum Zug kam, bisher nicht. Daher ist ein Neubeginn bei Rapid im Gespräch. Sein neun Jahre älterer Bruder Dominik hatte Rapid 2015 nach neun Jahren in Richtung Paderborn verlassen, spielt nach weiteren vier Stationen in Deutschland und Polen im kommenden Frühjahr in der Regionalliga Ost bei Siegendorf.

Geklärt werden müsste auch vorrangig der neue Vertrag mit Barisic, der keine Personalwünsche oder gar Forderungen hat, weil er vor der WM-Pause mit dem Kader sehr zufrieden war. Was sich zum Trainingsstart nicht änderte, da alle die „Hausaufgaben“ gewissenhaft erledigten.  Dass sein Vertrag als Sport-Geschäftsführer, der bis Sommer 2024 läuft, in den nächsten Tagen einfach „nur“ auf Trainer umgeschrieben wird, kann man ausschließen. Da geht es wohl um eine längere Laufzeit und auch um eine Ausstiegsklausel für Rapid. Falls der internationale Startplatz nicht geschafft wird Was Hofmann, Katzer und Barisic gemeinsam verhindern wollen.

Foto: Mario Urbantschitsch.

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