Als Niko Kovac in Salzburg nach dem Ende seiner erfolgreichen aktiven Karriere mit Weltpokalsieg, deutscher Meistertitel und Cupsieg (alle mit Bayern) und 83 Länderspielen für Kroatien 2009 auch dort seine Trainerlaufbahn begann, zählte Martin Hinteregger zu seinen Schützlingen bei den Red Bull Juniors. Heute Nachmittag sehen sie sich in Augsburg wieder. Dort will Österreichs Teamverteidiger gegen die Kovac-Überraschungstruppe für einen neuen Klubrekord sorgen: denn vier Spiele kein Verlusttor zu kassieren, schaffte Augsburg bisher noch nie. Drei sind es schon: Beim 2:0 in Ingolstadt sowie den Nullnummern gegen Hertha BSC Berlin und in Köln. Wo der mit seiner schwarzen Carbon-Geischtsmaske furchterregend ausssehende Hinteregger Kölns Torjäger Modeste keinen Stich machen ließ. Auch gegen Frankfurt spielt der Kärntner mit dieser Gesichtsmaske. Gegen einen, der im Frühjahr bei Gladbach noch ein Mitspieler von Hinteregger war: Schwedens Teamstürmer Branimir Hrgota.
Einer der neun Verpflichtungen von Frankfurt im Sommer, mit denen Kovac, inzwischen 45, aus einer Keller-Mannschaft, die nur in der Relegation gegen Nürnberg den Klassenerhalt retten konnte, ein neues Top-Team machte. Für die neun Spieler gab Frankfurt nur 2,6 Millionen Euro aus. Ein Klacks im Verhältnis zu allen anderen Bundesligaklubs, die mehr investierten. Dennoch gelang Frankfurt der beste Saisonstart seit 23 Jahren, gingen saisonübergreifend die letzten zehn Heimspiele nicht verloren: „Unsere einzige Chance lag darin, als Team die Spieler besser zu machen. Das haben wir getan“, meinte Kovac, dem vor drei Jahren die Austria die Möglichkeit geboten hätte, dies auch in Wien zu Stande zu bringen. Doch das Angebot lehnte er ab. Ex-Austria-Keeper Heinz Lindner muss auch bei Kovac auf der Bank Platz nehmen, kommt nicht am finnischen Teamtorhüter Lukas Hradecky vorbei.
Noch eine Querverbindung zwischen Frankfurt und den Wiener Violetten: Fredi Bobic, seit Sommer Sportchef, zählt zu den guten Freunden seines Austria-Kollegen Franz Wohlfahrt, seit sie in den Neunzigerjahren gemeinsam beim VfB Stuttgart spielten. Übrigens unter Weltmeister-Teamchef Jogi Löw. Telefonisch sind sie noch immer in Kontakt. Bobic und Kovac haben gemeinsam ein großes Netzwerk, so setzen sie den Plan, talentierte U21-Nationaspieler zu holen, in die Tat um. Paradebeispiel: Innenverteidiger Jesus Vallejo, 19, Leihgabe von Real Madrid, zuletzt in Spaniens U21 im Play-off um ein EM-Ticket gegen Österreich im Einsatz
Kovac hat sich in Spielerzeiten einiges von seinen Trainern abgeschaut. Von Ottmar Hitzfeld bei den Bayern, den er als Meister der Rotationskunst bezeichnet, von Christoph Daum in Leverkusen und auch Giovanni Trapattoni in Salzburg. Nämlich Fingerspitzengefühl und fachliche Kompetenz:“Ein Spieler merkt sofort, der kann etwas oder nichts“, glaubt Kovac. In Frankfurt träumen Fans und Umfeld vom Europacupplatz, was Kovac nicht stört: „Sie dürfen das, aber Fredi und ich müssen realistisch bleiben.“ Kovac weiß auch, was er an seinem österreichischen Fitness-Trainer Klaus Luisser, den er sei Red Bull-Zeiten schätzt, hat: „Fitness ist sicher ein Punkt. Wenn man körperlich gut drauf ist, hat man eine bessere Konzentration, Koordination und Auffassungsgabe. Das ist die Grundvoraussetzung.“ Auch um den Augsburger Abwehrbeton mit Hinteregger „sprengen“ zu können.