Wenn Bayern München einmal drei Spiele hintereinander nicht gewinnt und dies sogar zur Zeit des Oktoberfests passiert, dann ist das Krisengerede beim deutschen Abonnementmeister noch größer als in Wind bei Rapid über Platz acht in der Bundesliga. Da kommt es zwar nicht zum Trainerwechsel, aber Niko Kovac wird zumindest in Frage gestellt, obwohl seine Ära mit sieben Siegen hintereinander zuvor glanzvoll begonnen hatte. Jetzt fragt man sich doch, ob der 46jährige trotz aller Erfahrung wie Teamchef Kroatiens bei der WM 2014 oder Cupsieger mit Eintracht Frankfurt nicht doch zu unerfahren für den Job mit teilweise alternden Klassespielern wie Arjen Robben und Franck Ribery ist. „Das macht Lucien Favre derzeit besser als Kovac – Stand jetzt“, titelte „Fussball-Bild“ bereits Dienstag auf Seite eins. Weil Borussia Dortmund mit seinem Schweizer Trainer Tabellenführer ist. Nichts mehr zu lachen derzeit für Kovac wie bis zur letzten September-Woche.
Wie zur Bestätigung feierte Dortmund in der Champions League mit 3:0 gegen Monaco den zweiten Sieg, wurde Bayern beim 1:1 gegen Ajax Amsterdam von den Holländern fast an die Wand gespielt. Von Gala-Vorstellungen wie sie Paris St.Germain beim 6:1 gegen Salzburg-Bezwinger Roter Stern Belgrad mit drei Toren von Neymar, davon zwei Zauberfreistössen zeigte, ist Deutschlands Renommierklub weit entfernt. Interessant, das in allen drei Partien, die Bayern nicht gewann, bei den Gegnern Österreicher dabei waren, eine entscheidende Rolle spielten. Zwei mit Salzburg-Vergangenheit, ein Steirer und ein Ex-Rapidler. Beim 1:1 gegen Augsburg wuchs Martin Hinteregger in der Allianz-Arena zum Abwehrbollwerk, sorgte Michael Gregoritsch mit Nadelstichen für Unruhe in Bayerns Defensive.Beim 0:2 in Berlin gegen Hertha BSC legte der in deutschen Medien derzeit unter der Devise „überragender Rechtsverteidiger statt guter Mittelfeldwirbler“ groß gefeierte Valentino Lazaro das zweite Tor mustergültig auf, kam danach ins „Team der Runde“. Dienstag beim 1:1 gegen Ajax Amsterdam neutralisierte Max Wöber gemeinsam mit Matthijs de Ligt. Bayerns Torjäger Robert Lewandowski, ließ wenig zu, bekam bessere Noten (siehe oben) als der Pole und sein berühmterer Landsmann David Alaba im Bayern-Dress. Bei dem Durchschnittsleistungen schon ziemlich kritisch gesehen werden.
Wenig Ideen, hinten Fehler,keine Balance im Mittelfeld – so heißt die Kritik an Bayern seit Mittwoch in den deutschen Gazetten, die Kovac als ratlos bezeichnen, wissen wollen, dass es in der Kabine bereits rumort, weil der Trainer zu viel rotiert. Als Beispiel dient der Kolumbianer James, der nach dem Ajax-Spiel aus Ärger, nicht zum Zug gekommen zu sein schon elf Minuten nach Schlusspfiff das Stadion verließ. Kovac bat um ein, zwei Tage Geduld, um alles verarbeiten, seine Gedanken sortieren zu können, zu schauen, warum die Leistung in den letzten drei Spielen so ist wie sie ist. Das klingt nicht gut. Samstag gegen Mönchengladbach darf nicht das vierte Spiel ohne Sieg passieren, auch wenn Präsident Uli Hoeneß alles nicht so dramatisch sieht. Ein wenig der Wurm sei derzeit drinnen, vielleicht wegen der Rotationen von Kovac: „Aber das ist Sache des Trainers. Er muss ja am Ende auch seinen Kopf dafür hinhalten.“