Fußball

Hoffnungsträger von 1860 München: Das ist für Holzhauser ein Abstieg

Die Liste der Österreicher, die seit 1970 den Dress des Traditionsklubs 1860 München trugen, ist lang. Von Gernot Fraydl, Erwin Hohenwarter, Sepp Stering, Peter Pacult, der nach der Spielerkarriere Trainer wurde, als die Löwen,  noch in der Bundesliga spielten, Harald Cerny, Marcus Pürk, Martin Stranzl, Christian Prosenik, Markus Weissenberger, Rubin Okotie bis zu Michael Liendl, der in seiner Münchener Zeit als „Alpen-Maradona“ gelobt wurde. Letzte Woche kam ein neuer Name dazu: Raphael Holzhauser soll 1860 München in die zweite Liga führen. Als „umgänglicher Typ ohne Allüren“ wurde der 29 jährige Mittelfeldspieler auf der Homepage des Traditionsklubs begrüßt. Aber man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Rückkehr nach Deutschland bedeutet für Holzhauser einen sportlichen Abstieg. Einer mit seinem Potenzial müsste in einer weit besseren Liga spielen. Österreichs U 21 Teamchef Werner Gregoritsch drückte es noch krasser aus: „Es gibt kaum einen anderen Spieler, den ich kenne, der aus seinem großen Können so wenig gemacht hat!“

Aus dem Rapid-Nachwuchs war der 16 jährige Holzhauser 2009 zum VfB Stuttgart gewechselt. Im gleichen Jahr ließ Andreas Herzog Holzhauser  in Österreichs U 21 debütieren. Gesamt 33 Spiele bestritt er in der Bundesliga für die Schwaben, 16 für Augsburg in der Saison 2013/14, als er verliehen war. 2015 war Schluss in, er wechselte zurück in die Heimat. Zur Wiener Austria. Der deutsche Trainer Thorsten Fink machte ihn zu seinem verlängerten Arm am Spielfeld, gab ihm viele Freiheiten. Zwei Saisonen ging das gut (Platz drei und zwei), in der dritten nicht mehr. Austria kam nur auf Rang sieben, Fink musste gehen. Holzhauser folgte ihm zu Grasshoppers Zprich. Im März 2019 wurde Fink wegen der Abstiegsgefahr beurlaubt, einen Monat später Holzhauser. Grasshoppers stieg ab. Holzhauser pausierte sechs Monate, ehe er in Belgien bei Beveren unterschrieb. Dort klappte es vorerst so gut, dass Österreichs Teamchef Franco Foda ihn im Herbst 2020 holte. Holzhauser bestritt zwei Länderspiele (2:1 gegen Griechenland, 3:0 in Luxemburg). Mehr wurden es nicht. Bei der Europameisterschaft 2021 war er nicht dabei. Auch der Höhenflug mit Beveren endete, letzte Saison konnte der Abstieg nicht verhindert werden. Holzhauser blieb in der Erste Klasse A, aber der vergangene Herbst bei Oud Heverlee Leuven war kein guter. Er gehörte nur sechsmal zur Startelf. Daher wieder Wechsel. In die dritte deutsche Liga. Dort ist Holzhauser der Spieler mit dem dritthöchsten Marktwert (1,4 Millionen Euro), spielt er mit der gleichen Rückennummer wie in Austria-Zeiten, mit 26.

1860 München hat seit 2018 einen österreichischen Sportchef. Günther Gorenzel war zwischen ab 2002 sechs Jahre lang Assistent von Walter Schachner in dessen Trainerzeiten bei der Wiener Austria und dem GAK, als das Double gelang und 1860 München. Er präsentierte Holzhauser (Bild oben) als Beweis für die Aufstiegsambitionen, als hoffentlich entscheidende Verstärkung für die geplante Aufholjagd. Die Hoffnungen erlitten Samstag beim Debüt gleich einen Dämpfer: 1860 München verlor auswärts gegen Waldhof Mannheim vor 17.500 Zuschauern (darunter 3000 Fans von 1860) nach 1:0-Führung 1:3.  Wieder kein Sieg. Die miese Bilanz aus den letzten fünf Spielen mit nur einem Punkt sorgte bei den Anhängern für Unmut, auch über Trainer Michael Köllner, der 2018 den 1. FC Nürnberg in die Bundesliga gebracht hatte. Der Rückstand zum Aufstiegsplatz beträgt vor den letzten 20 Spielen trotzdem „nur“ vier Punkte. Holzhauser nach seinem Debüt: „Wir müssen den Kopf hochnehmen, um es künftig besser zu machen!“

Die Popularität von 1860 München ist auch nach sechs Jahren in der dritten Liga noch groß: Das Heimspiel zum Rückrundenstart gegen Dynamo Dresden ist zwei Wochen vorher bereits ausverkauft. Ins altehrwürdige Stadion an der Grünwalder Straße, in dem 1860  vor 57 Jahren 1966 unter dem Wiener „Peitschenknaller“ 1860 München seinen einzigen Meistertitel feiern konnte, dürfen 15.000 Zuschauer.

Foto: TSV 1860 München.

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