Eishockey

Der Abstieg kam nicht unerwartet, zwingt zum Nachdenken

Auch im sechsten Spiel bei der U 20-WM in Halifax ging Österreich in die Knie. Das zweite Relegationsspiel gegen Lettland ging 2:4 (0:1, 0:2, 2:1) verloren, das bedeutet Abstieg. Österreich gelang auch im vierten WM-Anlauf kein Sieg in der höchsten Kategorie dieser Altersklasse, im Dezember geht es um den Wiederaufstieg. Die Bilanz von Halifax: Sechs Spiele, sechs Niederlagen, 6:44-Tore, von 18 Dritteln nur zwei gewonnen. Von einem erwarteten Abstieg zu reden, zur Tagesordnung überzugehen, das wäre ein großer Fehler. Zumindest Nachdenken, was die Schweiz, Deutschland oder auch Lettland besser machen, ist zwingend gefragt, Konsequenzen sollte es geben. Sportchef Roger Bader sah alle Niederlagen vor Ort, bisher meldete sich der Schweizer nicht zu Wort.

Die Leistung der österreichischen Zukunftshoffnungen beim 2:4 war besser als zwei Tage zuvor beim 2:5, aber doch nicht gut genug. 13:6-Torschüsse im zweiten Drittel, das 0:2 verloren ging, insgesamt 34:19. Da könnte man an ein Duell auf Augenhöhe denken, das aber eben doch klar verloren ging. Lettland führte  4:0, ehe Head Coach Kirk Furey bereits fünf Minuten vor Schluss den Salzburger Tormann Thomas Pfarrmaier für seinen zusätzlichen Stürmer vom Eis holte. Danach trafen Lucas Auer und Ian Scherzer, jeweils nach Assist von Verteidiger David Reinbacher. Aber die einzige Zweiminutenstrafe, die Österreich in diesem Spiel bekam, stoppte die Aufholjagd. KAC-Stürmer van Ee musste auf die Strafbank, damit war alles vorbei. „Es war unsere beste Leistung bei der WM“, lobte Furey, „alle Spieler zeigten einen tollen Charakter, ich könnte nicht stolzer auf sie sein. Sie müssen das Positive mitnehmen, davon profitieren!“

Auffällig, dass Furey seine Toplinie bis zum Gehtnichtmehr forcierte, um den Abstieg noch zu verhindern. Kloten-Verteidiger David Reinbacher kam auf 27:56 Minuten Eiszeit, Kapitän Vinzenz Rohrer auf nur 40 Sekunden weniger, die Torschützer Auer und Scherzer standen 27:05 bzw. 26:34 Minuten am Eis. Das wird wohl nicht aus Jux und Tollerei passiert sein. Um bei Fureys Worten zu bleiben: Werden die Youngsters überhaupt die Möglichkeit haben, von ihren WM-Erfahrungen zu profitieren, sich weiter entwickeln? Das ist in der ICE League nicht so sicher. Bei den österreichischen Klubs forcierte man lieber bestenfalls zweitklassige Legionäre statt junge, talentierte Österreicher, die größtenteils in Halifax vom Tempo und der Intensität überfordert waren. Weil sie das von der Liga nicht kennen.  18 der 23 Spieler aus dem WM-Aufgebot kamen von österreichischen Vereinen.

Ein Blick auf die Dienstagrunde der ICE League bestätigt die Zweifel; Von den 21 Toren, die von den acht österreichischen Klubs erzielt wurden, gingen 15 auf das Konto von Legionären. Die fünf von Tabellenführer Innsbruck beim Sieg gegen Villach erzielten drei Kanadier und ein Däne. Von den vier KAC-Treffern ging keiner auf das Konto eines Österreichers. Die Ausnahme war zumindest Dienstag Red Bull Salzburg. Beim 4:0 gegen die Linzer Black Wings trafen mit Benjamin Nissner, Lucas Thaler und Paul Huber drei Österreicher. Salzburg-Stürmer Auer war in Halifax der einzige Torschütze von einem österreichischen Klub, auf die beste Plus/Minus-Bilanz kam de von Montreal gedraftete  Rohrer. Mit minus drei. Eine positive hatte keiner. Ob der Abstieg ohne „großzügigen“ Verzicht auf Marco Kasper auch passiert wäre?

Foto: IIHF.

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