Fußball

Ilzer als doppelter Sieger: Wolfsberg rettete die Austria

Wolfsberg als Dritter erstmals fix in der Gruppenphase der Europa League, Austria mit Platz vier in der Qualifikation für die Europa League, Sturm Graz muss als Fünfter Donnerstag und Sonntag ins heiße Play-off um den letzten Europa League-Platz gegen Rapid oder Mattersburg. Das Ergebnis der spannenden Schlussrunde der Meistergruppe, die 28.577 Zuschauer anlockte, bei aller Spannung im Kampf um Rang drei doch ihren Glanzpunkt im 7:0 (2:0)-Kantersieg von Doublegewinner Red Bull Salzburg über St. Pölten samt der folgenden emotionalen Titelparty hatte.

Als doppelter Sieger stand am Ende  Wolfsberg-Trainer Christian Ilzer nach dem 2:1 (0:1) gegen Sturm Graz im Mittelpunkt des riesigen Jubels in der Lavanttal-Arena, zog sich das schwarze T-Shirt mit der Aufschrift „Europa wir kommen“ an. Der Sieg sorgte nicht nur für den größten Erfolg in Wolfsbergs Klubgeschichte, sondern dafür, dass er mit seinem neuen Klub Austria trotz der violetten 2:5 (1:0)-Niederlage in Pasching beim LASK auch die Chance hat, dorthin zu kommen, wo die Kärntner schon sind. In die Gruppenphase der Europa League. Aber 44 Minuten lang war der dritte Platz der Kärntner weg. Da schien es, als hätte Ilzer Freitag mit der Ankündigung seines Abschieds den Energiestecker aus der Mannschaft gezogen. Als Sturm in Wolfsberg nach elf Minuten in Führung ging, lag die Austria in Pasching gegen den LASK beim Abschiedsspiel von Trainer Oliver Glasner, auf dessen Jacke „danke für die schöne Zeit“ stand, vor dessen Bank am Rasen „danke Oli, viel Erfolg“ zu lesen war, was ihn zu Tränen rührte, in Führung. Durch den besten Schuss von Uros Matic im violetten Dress. Damit war die Austria Dritter, Wolfsberg kam daheim nicht in die Gänge.

In der zweiten Hälfte drehte sich alles gegen die Austria. Innerhalb von vier Minuten durch den ersten Bundesliga-Doppelpack von Salzburg-Leihgabe Samuel Tetteh beim LASK. Zwischen der 51. und 55.Minuten wurde die Austria von Platz drei, der mit dem Ausgleich noch nicht verloren war,  auf fünf durchgereicht. Brauchte ein Tor, um wenigsten Vierter zu werden, sich das Play-off zu ersparen. Christoph Monschein ließ zwei Chancen zum Ausgleich aus. Statt dessen zog der LASK elf Minuten vor Schuss durch das ersten Bundesligator von Florian Jamnig auf 3:1 davon. Alles aus? Nein! Denn offenbar gelang es Ilzer in der Pause, Wolfsbergs Energiestecker zu aktivieren. Kurz vor dem 3:1 des LASK fiel in Wolfsberg der Ausgleich, an dem der Ex-Austrianer Michael Liendl entscheidend beteiigt war. Damit war Wolfsberg wieder Dritter, die Austria vor Sturm Vierter. Monschein brachte Austria nochmals heran, aber die violette Defensivabteilung agierte im Finish nur wie ein Begleitservice. Das nützten Joao Victor zu seinem Abscheidstor für den LASK und Stefan Haudum zu seinem ersten.

In Wolfsberg sorgte die 19jährige Mali-Perle Sedou Koita sogar noch für das Siegestor in letzter Minute. Schon davor waren  bei Präsident Dietmar Riegler, seiner Gattin und Tochter am Spielfeldrand die Tränen geflossen, nach Schlusspfiff brachen auch in Form unzähliger Bierduschen alle Dämme. Die Fans schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „von Sevilla, bis nach Riga, wir spielen in de gleichen Liga“, Riegler bezeichnete sich als den im Moment glücklichsten Kärntner. Ilzer versicherte im „Sky“-Interview, beim temperamentvollen Jubel nach dem Ausgleich wie schon die ganze Saison nur an den Erfolg seiner Mannschaft gedacht zu haben, dies garantiert nichts mit seiner Zukunft zu tun hatte. Über die er kein Wort sagen wollte. Aber er sprach bei „Sky“ auch von einem perfekten Abschied, erst dann vom perfekten Abschuss einer Supersaison. Riegler wollte den Wechsel von Ilzer  zur Austria nicht bestätigen. In erster Linie wohl wegen der anstehenden Verhandlungen über die Ablösesumme, die Violett bezahlen muss. Aber er gab Gespräche mit Nachfolgekandidaten für Ilzer zu, mit Lafnitz-Trainer Ferdinand Feldhofer und Gerhard Struber Diskussionslos kann man die Analyse von Regisseur Liendl unterschreiben: „Wir haben Geschichte geschrieben, waren diese Saison eindeutig die drittbeste Mannschaft in Österreich.“ Was sicher eine Ohrfeige für Austria, Sturm und Rapid bedeutet.

In Pasching versicherte Verlierer Robert Ibertsberger stolz darauf zu sein, als Austrias Interimstrainer  das Minimalziel geschafft zu haben. Die zweite Hälfte beim LASK, mit der roten Karte für Max Sax in letzter Minute für ein Frustfoul, das fast einem Amoklauf glich, als negativen Höhepunkt, gefiel ihm gar nicht,  „Wir müssen mit mehr Engagement verteidigen, dürfen nie so hoch verlieren. Leider begannen wir in der Meisterrunde mit den Siegen zu spät, sonst wäre mehr möglich gewesen.“  Aber er hat doch mit Platz vier etwas geschafft, das beim Amtsantritt nicht selbstverständlich war. Rechnete offenbar schon länger damit, nicht über die Saison hinaus als Cheftrainer bleiben zu können, Ilzer weichen zu müssen.  Ibertsberger verriet, dass sein Management ihn schon bei Klubs, die auf Trainersuche sind, platziert zu haben: „Ich muss Austrias Entscheidung nicht verstehen, nur akzeptieren.“

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