Fußball

Im durch Prosinecki brisanten Milliardenquatsch ist gegen Bosnien und Nordirland nur der Aufstieg ein Fortschritt

Über seine erste Auslosung als Teamchef darf sich Franco Foda nicht beschweren. Nordirland und Bosnien-Herzogowina sind in der Nations League im Herbst die Gruppengegner. Wenn Österreich sein Potential abruft, dann sind der Gruppensieg und Aufstieg in die Liga A der zwölf besten Nationen Europas möglich, damit auch die Chance, sich via Play-off einen Platz in der Endrunde der EURO 2020 zu sichern, falls 2019 die direkte Qualifikation nicht gelingt. Kein Gruppensieg würde bedeuten: Es läuft nicht besser als in der nicht geschafften Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Russland, es fehlt der Fortschritt. Foda sprach auch von Platz eins an Ziel: „Das sind gute attraktive Gegner, wir werden die Sache sehr ernst nehmen.“

Gegen Nordirland hat Österreich eine negative Bilanz: Nur zwei Siege in neun Duellen, aber vier Niederlagen. Davon zwei in der Qualifikation zur EM 1996 unter Herbert Prohaska (1:2 in Wien, 3:5 bei strömenden Regen in Belfast). Im verpassten Kampf um das WM-Ticket 2006 gab es in Hans Krankls Ära bei einer Härteschlacht ein 3:3 im Windsor Park, wonach ein Sager Krankls im Ärger über den australischen Referee Mark Shield und den nordirischen Ausgleich in der 94. Minute  („irreregulär“) bis heute ein Klassiker ist. In Wien gelang mit Interimsteamchef Willi Ruttensteiner und Andreas Herzog an seiner Seite ein 2:0. Aber da war das WM-Ticket schon verspielt. Die Nordiren waren mit ihrem Kampfgeist Publikumslieblinge bei der  EURO 2016 (jeweils 0:1 gegen Polen und Deutschland, 2:0 gegen Ukraine), auf die sie sich im Avita-Hotel von Bad Tatzmannsdorf vorbereitet hatten. Bei der  Weltmeisterschaft in Russland sind die Nordiren nicht an dabei, weil sie im Play-off an einem ungerechten Elferpfiff des Rumänen Ovidiu Hategan scheiterten. Darum verloren sie in Belfast gegen die Schweiz 0:1, in Basel hielten sie ein 0:0. Teamchef Michael O´Neill, der in Edinburgh lebt, ein Angebot von Schottland ablehnte, bei den Nordiren um zwei Jahre verlängern wird,  hat nur wenige Spieler aus der englischen Premier League zur Verfügung: Innenverteidiger Craig Cathcart, bei Watford mitunter an der Seite von  Sebastian Prödl,  Gareth McAuley und Chris Brunt von West Bromwich. Als torgefährlichster Spieler gilt Kyle Lafferty von Hearts of Midlothian in Schottland. Kultstürmer Will Grigg, den die Fans früher mit „Will Grigg´s on fire“ besangen , spielt in der dritten englischen Liga bei Wigan, ist nicht mehr on fire. Es wird trotzdem ein hartes Stück Arbeit bedeuten, gegen die nordirischen Kampfmaschinen zu bestehen.

Bosnien war vor vier Jahren bei der Weltmeisterschaft in Brasilien dabei, fehlte seither bei den Großereignissen. Das kostete jetzt Teamchef Mehmed Badzarevic den Job. Nachfolger ist  Robert Prosinecki, früher als Mittelfeldstar mit Roter Stern Belgrad Sieger im Europacup der Meister, später unter anderem bei Real Madrid und FC Barcelona, als Trainer zuletzt Teamchef in Aserbaidschan und zuvor Assistent von Slaven Bilic in Kroatien. Prosenecki, der in Deutschland geboren wurde, fließend deutsch spricht, macht die Spiele gegen Bosnien brisant: Denn als in Österreich im Herbst der Teamchefposten vakant war, boten ihn Manager beim ÖFB an, Verhandelt wurde mit ihm nicht. Erst als er weder in Wien noch später bei Kroatien zum Zug kam, sagte er ja zu Bosnien, zeigte sich mit dem Los sehr einverstanden.

Die bekanntesten Spieler bei Bosnien: Speziell Mittelfeldstar Miralem Pjanic von Italiens Meister Juventus Turin, dann Torjäger Edin Dzeko, der knapp vor einem Transfer von AS Roma zu Chelsea steht. Zu den Stützen zählt Tormann Asmir Begovic von Bournemouth,d er früher mit Marko Arnautovic bei Stoke spielte, Arsenal-Verteidiger Sead Kolesinac (früher bei Schalke) und Edin Visca von Türkeis Tabellenführer Basaksehir Istanbul. In Österreich gut bekannt: Ex-Rapidler Srdan Grahovac, der  bei Kasachstans Meister FK Astana unter Vertrag steht. Von Österreichs Teamlegionären spielen zwei mit bosnischen Teamkandidaten zusammen: Florian Grillitsch bei Hoffenheim mit Innenverteidiger Emin Bicakcic, Valentino Lazaro bei Hertha BSC Berlin mit Oldie-Stürmer Vedad Ibisevic. Österreich traf bisher dreimal auf Bosnien: In der Qualifikation für die WM 2002 unter Otto Baric (1:1 in Sarajevo, 2:0 in Wien) sowie ein Freundschaftsspiel in der Ära von Marcel Koller im Happel-Stadion (1:1 im März 2015).

Giorgio Marchetti, der italienische Wettbewerbsdirektor der UEFA, prophezeit, dass die zentrale Vermarktung der Nations League in vier Jahren zwei Milliarden Euro wert sein wird. Viel Geld, das an die Verbände ausgeschüttet werden soll. Dennoch wettern die Gegner des neuen Bewerbs  gegen den Millionen-Quatsch, speziell die deutschen Medien. Auch nach dem Hammerlos für den Weltmeister gegen die Nachbarn Frankreich und Holland. DFB-Präsident Reinhard Grindel darf aber kein böses Wort sagen: Deutschland bewirbt sich ja um die EURO 2024, gilt gegen die Türkei als  Favorit. Da darf man nicht die Nations League schlecht reden. Da ORF-Sportchef Hans Peter Trost bei der Auslosung in Lausanne war, kann man davon ausgehen, das Österreichs zwei Heimspiele am 12. Oktober gegen Nordirland und am 15. November gegen Bosnien  im ORF live zu sehen sein werden. Die Gruppe beginnt für Österreich am 11.September in Bosnien und endet am 18. November in Belfast.

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