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Im Eishockey läuft trotz Rettung zu viel schief: Für langfristige Erfolge muss der Präsident kurzfristig handeln!

Wer Samstag Abend  Peter Mennel,  Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comitees und Präsident der EBEL-Eishockeyliga in Personalunion, im Hotel Crown Plaza unweit der Royal Arena von Kopenhagen mit Österreichs Teamspielern das 4:0 gegen Weißrussland und den ersten Klassenerhalt bei einer A-WM seit 2004 feiern sah, bei dem kamen schlechte Erinnerungen an Sotschi hoch. Waren doch die Feiern von Mennel mit  den Spielern im Österreich-Haus, dessen Chef er traditionell war, über den Aufstieg in die Virtelfinalqualifikation, der Beginn vom schlechten Ende, sprich dem 0:4 gegen Slowenien.  Die Nacht  von Sotschi dauerte zu lange. Egal, wie intensiv die Feiern in Kopenhagen waren, diesmal kann sich Olympia nicht überholen. Weil das Ziel schon erreicht ist, das Match gegen Tschechien am Montag nichts mehr entscheidet.

Im Crown Plaza zog auch Sonntag Vormittag Verbandspräsident Mag. Gernot Mittendorfer ein positives Fazit. Bei den Österreich-Spielen steht er mit rot-weiß-rotem Schal tanzend, singend und jubelnd im österreichischen Fansektor. Einigen Teamspielern fiel aber auf, dass er Freitag Abend ein tschechisches Teamtrikot trug, als er beim 3:0 von Österreichs Nachbarn gegen Weißrussland auf der Tribüne sass. Und das fanden sie überraschend und etwas irritierend. Soll sein. Mittendorfer  verkündete nach der geschafften Mission Klassenerhalt, man denke und plane in olympischen Zyklen, wolle 2022 dabei sein, weil dann der Großteil der jetzigen Teamspieler im besten Eishockeyalter sei. Um den Plan, langfristig unter den 16 besten Nationen der Welt bleiben, also in der A-WM,  in die Tat umzusetzen, muss der Präsident  kurzfristig handeln. Sonst kann es schon 2019 den nächsten Abstieg geben.

Denn im Eishockey läuft zu viel schief. Daran kann die Rettung von Kopenhagen durch den Sieg im wichtigsten Spiel nichts ändern. Wenn man bedenkt, dass bei den acht österreichischen Verein der Liga nur 20 Österreicher im besten Eishockeyalter zwischen 24 und 27 Jahren zum Zug kommen, ist das ein Alarmzeichen, das der Verband nicht so hinnehmen darf. Bezeichnend, dass manche Teamspieler bei der Weltmeisterschaft mehr Eiszeit bekamen als in den Spielen ihrer Klubs. Verteidiger Patrick Peter  kam bei keinem Play-off-Spiel der Vinna Capitals über 13 Minuten zum Einsatz, gegen Weißrussland schon. Wie es aussieht, erhält der 32jährige Bernhard Starkbaum, der seine Klasse bei der  WM unter Beweis stellte, keinen Vertrag in dieser Liga mehr, in der die Ausländer mehr als die Österreicher zählen. Weil sich Salzburg einbildet, dass die Niederlage in der Finalserie gegen Bozen am Tormann lag. Die anderen Klubs haben bereits die Keeperpositionen besetzt, oder planen anders. Der KAC mit einem neuen Ausländer als klare Nummer eins, so dass Teamkeeper David Madlener zu weniger Einsätzen kommen wird als letzte Saison. Ob David Kickert bei seinem neuen Klub in Linz genug Spielpraxis erhält, bleibt einmal dahingestellt. Sieht so aus, dass Starkbaum einen neuen Klub im Ausland finden muss, ansonst holen Tormannsorgen Teamchef Roger Bader ein. Das kann nicht sein.

Ebenso nicht, dass alle einstimmigen Vorschläge des Verbandspräsidiums, die im Dezember bereits bei der Liga deponiert wurden, damit es zur Verlängerung des Kooperationsvertrages kommen kann, so gut wie abgeschmettert sind. Vor allem die Forderung, die Zahl der Ausländer auf neun pro Verein zu reduzieren. Als Anfang, dem jede Saison eine weitere Verringerung der Legionärsquote folgen sollte. Zuerst schob die Liga Verhandlungen darüber hinaus, jetzt heißt es, zu diesem Zeitpunkt sei alles zu spät, könne man das unmöglich realisieren, das verkrafte die Liga nicht mehr. Was natürlich nicht stimmt. Aber da gibt´s andere Interessen. Ein Blick in die Chefetage der Liga ist auch reizvoll: Da sitzt mit Mennel ein Präsident, der aus dem Skilager kommt. Mit Vizepräsdient Rene Dimter, dem Manager von Red Bull Salzburg, einer aus dem Tennislager. Und mit Geschäftsführer Christian Feichtinger einer aus dem Lager der Segler. Sie dirigieren Österreichs Eishockey, gemeinsam mit Lyle Seitz, dem nordamerikanischen Director of Hockey Operations, machen sie auch mit Hilfe der heftig umstrittenen Punkteregelung aus der Liga ein Reservat für Nordamerikaner, führen  den Verband am Gängelband.

Das darf der nicht mehr akzeptieren, egal in welchen Zyklen gedacht wird. Jetzt ist noch immer genug Zeit, um kurzfristig der Liga mehr als bisher die Stirn zu zeigen. Auch wenn das für Mittendorfer eine heikle Mission ist. Jede Kritik von ihm an der Liga ist eine am Produkt des Sponsors Erste Bank, zu deren Vorstandsetage er gehört, die auch den Verband sponsert. Aber wenn der Erfolg von Kopenhagen nicht die Ausnahme er Regel bleiben soll, dann muss etwas geändert werden. Nur diplomatisch zu agieren, hilft nicht weiter. Sonst droht Thomas Hundertpfund (Bild) 2019 in der Slowakei der Kapitän eines Absteigers zu sein. Dann wird Mennel nicht mehr mit ihm feiern.

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