Fußball

Rapid hält nur den Aluminium-Weltrekord!

Ein Bild von Goran Djuricin mit beiden Daumen in der Höhe. Dazu der Titel Erfolgsgeschichte. Auf Seite 16 ein Interview mit dem Trainer, über dem sein Zitat steht: „Kontinuität beibehalten“. Das gab es alles Sonntag in Rapids Stadionheft für den Schlager gegen Red Bull Salzburg zu sehen und lesen. Riskant, wenn man auf die beste Mannschaft  Österreichs trifft. Die prompt wie im Herbst die grün-weiße  Serie von  Heimsiegen nach vier hintereinander beendete. Viel klarer als damals beim umkämpften 3:2. So unterlegen wie beim  1:4 (0:3) war Rapid in dieser Saison gegen die Bullen noch nie. Und damit ging die letzte Chance auf Platz zwei und die Champions League Qualifikation verloren. In der spielt fix Sturm Graz. Das zweite Ausrufezeichen der Schwarz-Weißen in einer Supersaison nach dem Cupsieg. Rapid bleibt nur Platz drei, wenn in den letzten zwei Runden der eine Punkt Vorsprung auf den LASK gehalten oder ausgebaut werden kann.

Djuricin wollte für den ersten Saisonsieg über Salzburg das Erfolgskonzept von Sturm aus dem Cupfinale am letzten Mittwoch kopieren. Das ging aber gründlich daneben. Wie Sturm spielte Raid erstmals in seiner Ära und seit den Zeiten mit Damir Canadi auf der Trainerbank mit drei Innenverteidigern, wollte sozusagen mit einer Fünferabwehr Salzburg bremsen. Die drei Innenverteidiger: Der 19jährige Eigenbauspieler Mert Müldür, erstmals in der Bundesliga von Beginn an dabei, Max Hofmann und Dejan Ljubicic. Einer vom Format des vor Anpfiff offiziell verabschiedeten Ajax Amsterdam-Legionär Max Wöber war nicht  dabei. Außen sollten Manuel Thurnwald und Andreas Kuen dicht machen. Aber schon ach vier Minuten führte  der  Mesiter. Weil ein Fehler von Tormann Richard Strebinger Patrick Farkas  sein erstes Bundesligator für Salzburg ermöglichte. Ausgerechnet Strebinger, dessen Hochform zuletzt den Auswärtssieg über den LASK ermöglicht hatte.

Irgendwie stimmte die Raumaufteilung in der Rapid.Defensive überhaupt nicht. Als Ljubicic zweimal vom Norweger Fredrik Gulbrandsen nur die Rückennummer sah, hieß es 0:3. Einmal traf Munas Dabbur, einmal der Norweger selbst. So stand es nach 22 Minuten.  Da wurden Erinnerungen an ein historisches 7:0 vom Ostersonntag 2008 wach, als Rapid in Salzburg die Bullen mit dem historischen 7:0 sozusagen zertrampelte und auf Meisterkurs fuhr. Sonntag stand Salzburg als Meister fest, machte aber  den nächsten Schritt zu einem neuen Punkterekord, zu dem noch drei fehlen. Hätte der Serienmeister  so konsequent weiter gespielt wie in den ersten 22 Minuten, wäre die Pausenführung noch höher ausgefallen. Djuricin wollte das neue Konzept nicht für das Desaster verantwortlich machen, konnte mit dem Satz, dass seine Taktik für Salzburg aufging, nur wenig anfangen: „Da verwechseln manche Äpfeln mit Birnen.“Als Müldür nach 31 Minuten mit einer Muskelverletzung raus musste, stand es bereits 0:3. Er trug keine Schuld daran. In der gleichen Minute scheid auch Kuen aus. Den Tiroler erwischte es bei einer Attacke von Amadou Haidara ärger: Verdacht auf den dritten Kreuzbandriss seiner  Karriere. Wäre ganz, ganz bitter für ihn, da er noch keinen Vertrag für die nächste Saison hat.

Rapids Offensive bis zur Pause? Nur auffällig bei einem Stangenschuss vom Thomas Murg bei 0:1. Das war bereits der 23. Aluminiumtreffer in dieser Saison. Allein Murg (Bild oben) traf gefühlt zwischen zehn und fünfzehn Mal in dieser Saison Stange und Latte. Rapid hält derzeit sicher den Aluminiumweltrekord, aber darum kann man sich nichts kaufen: „Wir haben erst bei 0:3 angefangen, dagegen zu halten. Das kann gegen Salzburg nicht funktionieren“, klagte  Kapitän Stefan Schwab.  Zur Pause beschwor die grün-weiße Stimme Andy Marek die Erinnerung an den 12. April 2015. Damals lag Rapid im Happel-Stadion zur Halbzeit 0:3 zurück, schaffte aber in der 92. Minute den Ausgleich. Diesmal gab´s  keine Chance auf die Wiederholung: Zu gut Salzburg, zu schwach Rapid. Da sind einige mit denen ihnen zugedachten Rollen, auch als Leithammel, überfordert. Und nicht nachvollziehbar bleibt, warum Rapid auf Louis Schaub, den einzigen aktuellen Teamspieler, verzichtete. Verletzt war er nicht. Und wenn passierte, weil er zum 1.FC Köln wechselt, dann hätten auch Thanos Petsos oder Joelinton nicht zum Zug kommen dürfen. Denn auch sie wird man kommende Saison nicht mehr in Hütteldorf sehen.

Ein Fehler von Salzburgs französischem Innenverteidiger Jerome Onguene ermöglichte zu Beginn der Rapid-Viertelstunde das 1:3 durch den schwachen Veton Berisha. Dann reagierte Referee Oliver Drachta nicht auf die Elferreklamationen nach einem Zweikampf von Xaver Schlager mit Murg. Im Gegenstoß lief Reinhold Yabo Hofmann auf und davon, servierte Dabbur ideal dessen 22. Saisontor. Also 1:4 statt möglicherweise 2:3. Aber die Niederlage an dieser Entscheidung fest zu machen, würde bedeuten, sich in den eigenen Sack zu lügen. Entscheidend war die meist inferiore erste Hälfte. Wenn man einen Blick auf die Mannschaften von der  Aufholjagd im Apirl 2014 wirft: Bei Salzburg spielte von ihr Sonntag nur Christoph Leitgeb im Finish, bei Rapid Mario Sonnleitner als Nachfolger für Müldür, Max Hofmann, Schobesberger, der damals für das 2:3 gesorgt hatte, und Schwab. Hingegen sind zwei Torschützen von 2014 nicht mehr bei Raid (Robert Beric, Philipp Prosenik), fehlen zwei  Zentralfiguren von damals. Florian Kainz ist bei Werder Bremen,  Steffen Hofmann bei Djuricin nicht gefragt. Die Fans skandierten am Schluss seinen Namen. Nicht vorstellbar, dass Hofmann so viel verlernt hat, dass er nicht mehr gebracht hätte als manche, die durchspielten.

Salzburg-Trainer Marco Rose fand die Reaktion auf die Niederlage im Cupfinale und die Leistung „sehr cool“. Beeindruckend auch, wie problemlos Mittelfeldmotor Xaver Schlager in der zweiten Höfte die Position des linken Verteidigers übernahm, als Farkas verletzt ausschied. Stunden vor dem 4:1 gab der Meister die Verpflichtung von Zlatko Junuzovic bekannt. Die auch Rose wegen der fußballerische und menschlichen Qualitäten des 30jährgien Routiniers, der so gar nicht zum Salzburger Beuteschema passt, gut fand. Rose glaubt, dass Junuzovic als Führungsspieler den Talenten helfen kann. Beim Salzburger Hochgeschwindigkeitsfussball in Hütteldorf fragte man sich aber, ob da vom Tempo her für Junuzovic einen Platz ist. Denn der Meister verkraftete auch, dass Valon Berisha geschont wurde. Junuzovic sehen viele als seinen Nachfolger, da Salzburg Berisha die Freigabe zugesagt haben soll, falls ein entsprechendes Angebot auf den Tisch kommt. Salzburgs Sportchef Christoph Freund bestätigte den Dreijahresvertrag für Junuzovic, aber nicht die noch von „Bild“ in Umlauf gebrachten fantasievollen Geldsummen von 2,5 Millionen Gehalt pro Saison: „Zlatko will nach den sechs Jahren bei Werder Bremen mit uns Titeln gewinnen und international spielen.“ Dazu sind die Aussichten bei Salzburg viel besser als bei Austria, die such um die Junuzovic-Rückkehr bemüht hatte. Salzburgs Angebot wird aber das violette finanziell schon übertroffen haben.

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