Fußball

Im Zweifelsfall Ausländer: Der Österreicher-Topf hat seinen Reiz verloren

Red Bull Salzburg gibt am meisten aus und verzeichnet die mit Abstand höchsten Einnahmen durch Verkäufe. So heißt die traditionelle Bilanz am Ende einer Transferzeit in der Bundesliga. Alleine die Verkäufe von Karim Adeyemi, Brenden Aaronson, Rasmus Kristensen und Mo Camara spülten, wenn die Zahlen von transfermarkt.at stimmen, rund 90 Euro Millionen in die Kassen von Österreichs Vorzeigeklub. 64 mehr als er für Lucas Gourna-Douath, Strahinja Pavlovic und Fernando ausgab. In der Bundesliga gab es 102 Neuzugänge, sechs weniger als im Vorjahr, in der zweiten Bundesliga mit vier Klubs mehr als in der höchsten Spielklasse wurden 118 Neue engagiert, elf weniger als 2021. 42 Prozent aller Neuerwerbungen sind für Österreichs Nationalteam einsatzberechtigt, 15 Prozent sind Deutsche, sechs Prozent Franzosen.

Auffällig war im Finish der Transferzeit der Trend zu Billig-Ausländern. Das sind sicher nicht die neuen Sturm Graz-Legionäre Albian Ajeti und William Böving, sondern die vier, die Wolfsberg und Aufsteiger Austria Lustenau noch Donnerstag knapp vor Mitternacht erwarben. Wolfsbergs Trainer Robin Dutt ließ seine Deutschland-Kontakte spielen, machte mit zwei ehemaligen Nachwuchs-Teamspielern alles klar. Mit dem 21 jährigen, 1,88 Meter großen Innenverteidiger Kevin Bukusu und dem 22 jährigen Mittelstürmer Maurice Malone. In einer höchsten Spielklasse kamen sie zuvor nicht zum Zug.  Bukusu war vereinslos, spielte zuvor zwei Jahre in der zweiten holländischen Liga.  Die Transferrechte von Malone hat Augsburg, wo er einen Vertrag bis 2024 hat. Er war zuletzt in die dritte und zweite Liga an Wehen Wiesbaden und Heidenheim verliehen, empfahl sich dort nicht für Augsburg. Ob es via Wolfsberg gelingt? Augsburg hofft zumindest, dass Malones Kurswert via Österreich steigt. Er war Mittwoch um 23.15 Uhr die letzte der 15 Neuzugänge am letzten Tag des Transferfensters.

Von Augsburg, wo der Ex-Salzburger Mergim Berisha nach seiner verpatzten Saison bei Fenerbahce Istanbul als neue Stürmerhoffnung gilt, kam auch der 22 jährige, in München geborene Henri Koudossou, der bei Austria Lustenau die rechte Außenbahn verstärken soll. Dazu stellte der Kooperationsklub Clermont-Foot leihweise den 22 jährigen französischen Mittelfeldspieler Yadaly Diaby zur Verfügung. Mit Koudoussou und Diaby hat Lustenau zwölf Legionäre im Kader. Doppelt so viele wie am Spielbericht stehen dürfen, wenn man die Einnahmen aus dem sogenannten „Österreicher-Topf“ der Liga lukrieren will. Salzburg legt seit Jahren keinen Wert darauf, Austria Klagenfurt bereits letzte Saison. Dazu nahmen in der laufenden dies auch der LASK und Austria Lustenau nicht in Anspruch. Letzten Sonntag setzte Sturm beim 2:1 gegen Rapid erstmals sieben Legionäre auf den Spielbericht. Also flogen auch die Grazer aus dem Österreicher-Topf. Wolfsberg dürfte bald der sechste Klub werden. Bisher wurden mit Tormann Hendrik Bohmann (Bild oben), dem italienischen Verteidiger Matteo Anzolin sowie den Offensivspielern Tai Baribo, Dario Vizinger, Nikolaos Vergos und Augustine Boakye bereits sechs Ausländer eingesetzt. Mit Bukusu und Malone stehen jetzt noch zwei neue Dutt zur Verfügung. Der aber auch junge Österreicher wie Nikolas Veratschnig, Raphael Schifferl, Ervin Omic oder Thierno Ballo fördert.

Somit blieb nur die Hälfte der Zwölferliga, die Wiener Austria, die letzten Sonntag in Klagenfurt Haris Tabakovic auf die Tribüne setzte, damit nur sechs Legionäre am Spielbericht stehen, Rapid, WSG Tirol, Ried, Hartberg und Altach im Österreicher-Topf. Die sechs werden daher mehr als bisher kassieren. Statt einer halben Million wahrscheinlich 700.000 Euro. Schon verwunderlich, dass Wolfsberg ohne Einnahmen aus einem internationalen Bewerb locker eine halbe Million liegen lassen kann.

Foto: WAC/Pessentheiner.

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