Man kann darüber streiten, ob Polens Vizemeister Legia Warschau oder der Dritte von Ungarn, Debrecen, der unangenehmere Gegner in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League ist. Außer Diskussion steht, dass Austria nach dem 2:1 in Warschau die bessere Ausgangsposition für den Aufstieg in die Play-offs hat als Rapid nach dem 0:0 in Hütteldorf.Und das dann auf Grün-Weiß mit Fiorentina, dem Finalisten der letzten Saison, der weit schwerer Gegner warten würde als auf Violett mit dem dänischen Vizemeister FC Midtjylland oder mit Omonia Nikosia auf Zypern. Rapid sollte sich schon damit abfinden, zum zweiten Mal hintereinander in keiner Gruppenphase eines europäischen Bewerbs vertreten zu sein. 2021/22 war durch einen Heimsieg gegen Dinamo Zagreb (unter Trainer Didi Kühbauer) und drei Punkten in Genk (mit Kühbauers Nachfolger Ferdinand Feldhofer) der Sprung ins Sechzehntelfinale gelungen, in dem Vitesse Arnheim die Endstation bedeutete. Vielleicht ist dies sogar besser für Rapid, denn der aktuelle Kader hat nicht die Qualität, um eine gute Rolle in der Conference League zu spielen oder im Herbst auf drei Hochzeiten zu tanzen. Dass Sportchef Markus Katzer Ende August nach einem Wunder gegen Fiorentina eine Verstärkung aus dem Hut zaubern könnte, die sofort hilft, ist Illusion,
Somit geht es für Rapid Donnerstagabend im Stadion Nagyerdrei, das 10.708 Zuschauer fasst und ausverkauft sein wird, eigentlich nur um eine hohe sechsstellige Einnahme, die das Heimspiel gegen Fiorentina eine Woche später bringen würde. Die könnte Rapid ja auch gut gebrauchen. Tausend Rapid-Fans nehmen eine Reise von 1000 Kilometern an die rumänische Grenze und zurück auf sich, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Spricht für ihren Charakter und die Klubtreue. Was spricht nach zwei Heimspielen ohne erzieltes Tor eigentlich für Rapid? Marco Grüll, der bei der Pleite gegen Hartberg erkrankt fehlte, saß Mittwoch zwar im Charterflieger nach Debrecen. Aber hingegen fehlte Nicolas Kühn. Auch ihn hat der Grippevirus erwischt. Möglicherweise er klärt das seine eher diskrete Leistung am letzten Sonntag. Fakt ist, dass der Deutsche für Rapid um eine Spur wichtiger ist als Grüll (Bild). Der im Heimspiel kaum für Gefahr sorgen konnte. Am meisten durch einen Freistoß, der knapp vorbeiging.
Etwa Hoffnung macht, dass Debrecen in der zweiten Runde sein Heimspiel gegen Alashkert aus Armenien eigentlich verlor. Nach einem 1:0-Auswärtssieg lag Debrecen daheim 0:2 zurück, ehe ein Tor von Kapitän Balasz Dzsudsak das Nachspiel bedeutete. Debrecen stieg im Elfmeterschießen auf. Wenn es Alashkert gelang, in Debrecen nach 90 Minuten in Führung zu liegen, warum dann nicht auch Rapid? „Vielleicht entscheidet das Glück“, prophezeite Trainer Zoran Barisic.
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