Fußball

Japan demütigte Deutschland: Ist Flick als Teamchef noch zu halten?

Der Ärger über Österreichs 1:1 gegen Moldau ist nichts im Vergleich zum Entsetzen in Deutschland. Denn statt des Neubeginn gab es Samstagabend in Wolfsburg mit dem völlig verdienten 1:4 (1:2) gegen Japan eine schlimme Demütigung und Blamage. 290 Tage zuvor hatte Deutschland bei der WM in Katar im ersten Gruppenspiel 1:2 verloren, war dabei 70 Minuten die bessere Mannschaft. Samstag war Japan Deutschland in allen Belangen überlegen, hätte sogar noch höher gewinnen können, was Torhüter Marc Andre Stegen verhinderte.  Drei Niederlagen hintereinander kassierte Deutschland zuletzt vor 38 Jahren unter Teamchef Franz Beckenbauer. Aber „Kaiser Franz“ traute man zu, die Wende zu schaffen. Ein Jahr später war Deutschland in Mexiko Vizeweltmeister. Bei Hansi Flick werden die Zweifel und die Angst vor einer schlimmen Pleite bei der Heim- Europameisterschaft immer größer. „Bild am Sonntag“ erscheint mit der Schlagzeile: „Jetzt steht Flick vor dem Aus!“ Dienstag braucht Deutschland in Dortmund ein „Wunder“ gegen Vizeweltmeister Frankreich. Aber daran glaubt keiner.

Die von Flick neu formierte Abwehr war alles andere als ein Rückhalt. Ganz im Gegenteil. Eine Persönlichkeit, wie sie Österreich in David Alaba hat, war nicht zu sehen. Dortmunds Innenverteidiger Kevin Schlotterbeck als linken Außenverteidiger zu bringen, war ein Fehlgriff von Flick. Er sah bei den ersten zwei Toren Japans, die über seine Seite fielen, gar nicht gut aus. Die erste gefährliche Flanke von Japan führte zu einem Eigentor von Real Madrid-Legionär Antonio Rüdiger. Der Ausgleich durch Leroy Sane brachte Deutschland nicht richtig ins Spiel, weil kurz darauf wieder Japan führte. Bereits zur Pause pfiffen die Fans, hielten einige „Flick raus“-Transparente in die Höhe, am Ende waren die Pfiffe noch lauter. Verständlich. Kein Feuer in der Mannschaft. Das war wie Österreichs erste Hälfte gegen Moldau über das gesamte Match.

Deutschland war zwar nach der Pause zwar überlegen, spielte aber keine Chance heraus. Da konnte auch der 32 jährige Debütant Pascal Groß, Legionär bei Brighton, nichts ändern. In der 90 und 92. Minuten kassierte Deutschland noch zwei Treffer. Einen verschuldete der für Schlotterbeck eingewechselte Robin Gosens. „Wahrscheinlich sind wir nicht so gut, wie wir glauben, es zu sein“, gestand der neue Kapitän Ilkay Gündogan. „Wir haben derzeit nicht die Mittel, gegen eine kompakte Defensive Chancen herauszuspielen“, erklärte Flick, meinte aber im RTL-Interview, er glaube weiter daran, dass er und sein Trainerteam einen guten Job machen. Die Meinung dürfte er exklusiv haben. „Wir stehen alle unter Schock“, gab Sportdirektor Rudi Völler zu.

Auch in der EM-Qualifikation lief es Samstagabend für renommierte Teams nicht wie geplant. Der Ukraine gelang es, beim Heimspiel im polnischen Exil Breslau Englands Siegesserie zu stoppen. Beim 1:1 (1:1) erzielte Arsenal-Legionär Oleksandr Zinchenko das Führungstor. Auch Italien gewann zum Einstand des neuen Teamchef Luciano Spalletti nicht. Nur 1:1 (0:0) in Skopje gegen Nordmazedonien. England bleibt überlegener Tabellenführer, Italien hinter der Ukraine Dritter. Kann Dienstag daheim im direkten Duell auf Rang zwei vorstoßen. Die Schweiz kassierte in Pristina gegen den Kosovo in der 95. Minute den Ausgleich zum 2:2 (1:0). Das änderte nichts an Platz eins vor Rumänien und Israel. Die Verfolger trennten sich in Bukarest 1:1 (0:0), Salzburg-Legionär Oscar Gloukh erzielte Israels Ausgleich.

 

 

Foto: AP/Martin Meissner.

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