Fußball

50 wilde Jahre gegen Schweden mit vier Toren von Alaba

Wer in den letzten fünf Jahrzehnten bei allen Duellen gegen Schweden live dabei war, dem blieben viele Dinge aus den „wilden“ 50 Jahren in Erinnerung: Gescheiterte und geschaffte Qualifikationen für Europa-und Weltmeisterschaften, ein Sieg bei einer WM-Endrunde, ein schlimmes Debakel, ein Rücktritt eines Teamchefs. Fad und zum Vergessen waren die Duelle eigentlich nur selten. Was wird Dienstagabend folgen? Vor 50 Jahren ging es um ein Ticket für die WM 1974 in Deutschland, war die Ausgangsposition ähnlich wie jetzt: Das Heimspiel wurde durch Tore von Thomas Parits und Peter Pumm 2:0 gewonnen, als dritte Nation war so wie jetzt Belgien damals Ungarn im Spiel. Nach dem 2:2 gegen Ungarn im Budapester Nep-Stadion, in dem 25.000 Fans aus Östeerreich auf den Tribünen saßen, herrschte Hochstimmung. So wie jetzt wurde dem Team ein Sieg in Schweden zugetraut.

Am 23. Mai 1973 folgte im Ullevi-Stadion von Göteborg allerdings der Tiefschlag. Teamchef Leopold Stastny war mit der Leistung des jungen Tormanns Friedl Koncilia in Ungarn nicht zufrieden, entschloss sich, Admiras Keeper Herbert Stachowicz zu bringen.Der hatte in der Meisterschaft einmal mehr als 1000 Minuten lang kein Tor kassiert. Aber in seinem vierten (und letzten) Länderspiel sah er dann gar nicht gut aus. Nach der Pause gelang Österreich durch Kurt Jara zwar der Ausgleich zum 1:1, aber dann sorgten zwei junge schwedisch Stürmer von Atvidaberg, der 1,91 Meter große Ralf Edström und der zweifache Torschütze Roland Sandberg, unter Mithilfe von Österreichs Abwehr und Stachociwcz für Österreichs 2:3-Niederlage. Dem Kopftor von Gustl Starek, damals LASK-Spieler, in vorletzter Minute wurde keine Bedeutung zugemessen. Alles schien verloren, aber weil sich danach Ungarn und Schweden 3:3 trennten, die Schweden am Sandplatz in Maltas Hauptstadt La Valetta nur 2:1 gewonnen, hatten Schweden, Österreich und Ungarn je acht Punkte. Schweden und Österreich die Tordifferenz von plus sieben, Ungarn von plus fünf. Daher Entscheidungsspiel im Parkstadion von Gelsenkirchen. Dank Stareks spätem Treffer, aber ohne ihn. Er fiel wegen eines Rippenbruchs aus.

Am 11. November 1973 gab es einen Wintereinbuch mit heftigem Schneefall. Die „Giraffe“ Edberg und Sandberg waren inzwischen Legionäre bei PSV Eindhoven und Kaiserslautern, Österreich hatte damals nur drei: Innenverteidiger Hans Schmidradner von Kickers Offenbach und die Offensivspieler Willi Kreuz (Sparta Rotterdam) und Kurt Jara (Valencia). Nach 28 Minuten führte Schweden auf Schneeboden 2:0, wieder sahen Österreichs Tormann (diesmal Herbert Rettensteiner) und vor ihm die Abwehr nicht gut aus. Roland Hattenbergers Kopfball sorgte bald für das Anschlusstor, aber mehr gelang trotz drückender Überlegenheit nicht. Franz Hasil traf nur die Stange. In der Kabine flossen nachher viele, viele Tränen.

Erst fünf Jahre später gelangen einigen, die in Gelsenkirchen weinten, wie Koncilia, Kreuz, Jara oder Hans Krankl die Revanche. Sie jubelten im Velez-Sarsfield-Stadion von Buenos Aires bei der WM in Argentinien, Hattenberger saß verletzt auf der Tribüne. Da stand nach dem 1:0 (1:0) gegen Schweden „Austria qualificado“ auf der Anzeigetafel. Österreich war durch den zweiten Sieg nach dem 2:1 zum Auftakt gegen Spanien in die nächste Runde aufgestiegen. Um nicht wieder in Konter zu laufen, hatte Teamchef Helmut Senekowitsch, dessen Erfolgsära 1976 mit einem 1:0 in Wien gegen Schweden begann, Walter Schachner, Österreichs ersten Torschützen bei dieser WM, geopfert. Riskant, aber es funktionierte. Für das goldene Tor sorgte Krankl aus einem Elfmeter, den er selbst herausholte. Nach 60 Minuten tauschten die Schweden Edström ein. Diesmal bekam ihn Österreichs Abwehr in den Griff.

Es vergingen 13 Jahre, bis wieder etwas Aufregendes zwischen Schweden und Österreich passierte. Es war ein rot-weiß-rotes 0:6 (0:4)-Debakel im Rasunda-Stadion von Stockholm. Am Tag der Arbeit, dem 1. Mai 1991, verweigerten die Österreicher die Arbeit. Hintergrund war das „vergiftete“ Klima zwischen den Spielern des FC Tirol und der Wiener Austria, die um den Meistertitel kämpften. Neun waren im Einsatz, vier Tage zuvor hatte Tirol die Austria in Innsbruck 4:1 besiegt. Es war erst das vierte Länderspiel von Teamchef Alfred Riedl, nur vier weitere sollten folgen. Dann übernahm Ernst Happel, der zum Zeitpunkt des 0:6 Tirol-Trainer war. Bei der Blamage nach der Pause im Einsatz: Peter Schöttel, jetzt Sportchef des ÖFB.

Zwei Jahre später verspielte Österreich in Stockholm mit dem 0:1 praktisch die Chance, sich für die WM 1994 in den USA zu qualifizieren. Da gelang Schweden und Bulgarien mit Stürmerstar Hristo Stoitschkov und dem späteren Rapid-Abwehrchef Trifun Ivanov, Österreich wurde hinter Frankreich nur Vierter. Das Tor beim belanglosen 1:1 gegen Schweden im letzten Gruppenspiel erzielte im Praterstadion Andreas Herzog. 1996 begann im Stockholmer Stadtteil Solna Österreichs Weg zur bisher letzten geschafften WM-Qualifikation. Im erst zweiten Gruppenspiel. Teamchef Herbert Prohaska, bereits drei Jahre im Amt, wurde nach zwei verpassten Qualifikationen und dem enttäuschenden 0:0 gegen Schottland in Wien schon angezählt. Eigentlich traute niemand Österreich den Sieg zu. Er gelang durch ein Tor von Werder Bremen-Legionär Herzog und dank Tormann Michael Konsel. Er hielt 14 Minuten nach Herzogs Goldtor einen Elfmeter von Kennet Andersson, der ihn 1991 beim 0:6 zweimal bezwungen hatte. Auch in Wien siegte Österreich am 6. September 1997 dank eines   sehenswerten Herzog-Tors 1:0. Obwohl Innenverteidiger Toni Pfeffer vor der Pause und Konsel im Finish ausgeschlossen wurden. Schöttel spielte in beiden Partien durch.

Zwölf Jahre später saß Herzog als Assistent von Teamchef Karel Brückner auf der Bank, als Schweden am 11. Februar 2009 in Graz Österreich 2:0 (2:0) bezwang. Im vierten Ländersiel des 19 jährigen Marko Arnautovic. Nach der Niederlage resignierte Brückner. Der Tscheche trat nach nur einem Sieg in sieben Spielen zurück, weil er das Gefühl hatte, die Mannschaft nicht zu erreichen. Schiedsrichter der Begegnung war der Ungar Victor Kassai, nunmehr „Technical Director“ bei Österreichs Schiedsrichtern. Am 7. Juni 2013 spielte David Alaba erstmals gegen Schweden. Beim 2:1 (2:0) im Happel-Stadion unter Teamchef Marcel Koller verwandelte er einen Elfmeter zur Führung. Vier Monate später kostete eine 1:2-Niederlage im neuen Nations Stadium von Stockholm, genannt Friends Arena,  Alaba und Österreich die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien. Die Führung durch Martin Harnik hielt nicht, nach 86 Minuten erzielte Zlatan Ibrahimovic Schwedens Siegestor. Vier Minuten später zeigte der türkische Referee Cüneyt Cakir Arnautovic die rote Karte. Eine Fehlentscheidung.

Beim Kampf um das Ticket für die Europameisterschaft 2016 gelang Österreich mit Koller die Revanche.Obwohl es in Wien am 8. September 2014  nach einem Alaba-Elmeter zum 1:0 nur ein 1:1 gab. Genau ein Jahr später beeindruckte Österreich in Stockholm mit dem eindrucksvollen 4:1 (1:0). Ein besseres Auswärtsspiel hat das Team bis jetzt nicht mehr geliefert. Zum dritten Mal verwandelte Alaba einen Elfmeter zum 1:0, danach trafen Harnik, Marc Janko und nochmals Harnik. Der Ibrahimovic-Treffer in der Nachspielzeit war nur  Resultatkosmetik. Außer Alaba und Arnautovic war damals im Finish auch Marc Sabitzer im Einsatz.

Alaba erzielte in den Jahren danach sein viertes Tor gegen Schweden. 2018 beim 2:0-Heimsieg bei einem Freundschaftsspiel im Viola Park der Wiener Austria. Für Kapitän Alaba wird es Dienstag sein siebentes Duell gegen Schweden. Wenn ihm dabei sein fünfter Treffer gelingt, wäre das sicher kein „Fehler“.

 

 

 

Foto: Mario Urbantschitsch.

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