Zu Mittag verbreiteten Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer beim Medientermin in Windischgarsten Zuversicht für Österreichs EM-Qualifikationsspiel in Stockholm am Dienstagabend. Aber Stunden später kam aus Tallinn eine kräftige Kampfansage von Schweden an Österreich. Mit einem klaren 5:0 (3:0) gegen Estland. Jenes Team, das Österreich sechs Monate zuvor in Linz mit Ach und Krach durch ein Tor in der 88. Minute 2:1 besiegt hatte. Die Schweden verhinderten, dass sich Österreich schon Dienstag für die EM-Endrunde qualifizieren kann, trafen vor den Augen von Ralf Rangnicks Assistent Lars Kornetka zwischen der 18. und 39. Minute dreimal. Zunächst durch Viktor Gyökeres, Stürmer von Sporting Lissabon, dem Gegner von Sturm Graz zum Auftakt der Europa League, nach Vorarbeit von Verteidiger Linus Wahlqvist, der bei Pogon Stettin spielt. Dann durch Tottenham-Star Dejan Kulusevski (Bild) und durch Newcastle-Legionär Alexander Isak per Kopf nach Flanke von Watford-Verteidiger Ken Sema. Schweden spiele im 4-4-2 mit Isak und Gyökeres als Spitzen, Kulusevski an der rechten Außenbahn. Im Finish trafen zwei Joker: Zunächst Robin Quaison, der bereits vor zwei Jahren von Mainz nach Saudiarabien zu Al Ettifaq übersiedelt war, dort inzwischen von Liverpool-Ikone Steven Gerrard trainiert wird, und von Kopenhagen-Mittelfeldspieler Victor Claesson.
Die Schweden haben je vier Punkte Rückstand auf die ungeschlagenen Teams der Gruppe, auf Belgien und Österreich. Belgien gewann in Baku gegen Aserbaidschan durch ein glückliches Tor von Linksaußen Yannick Carrasco, der einen Schuss von Eindhoven-Rechtsaußen Johan Bakayoko abfälschte, 1:0 (1:0), löste Österreich durch die um einen Treffer bessere Tordifferenz als Tabellenführer ab. Der 30 jährige Carrasco war im Sommer von Atletico Madrid für 15 Millionen Euro Ablöse zu Al Shabab in die Saudi ProLeague übersiedelt. Es war sein erstes Siegestor für Belgien als Saudiarabien-Legionär.
Im Tor spielte statt des verletzten Thibault Courtois Wolfsburgs 31 jähriger Keeper Koen Casteels, im Mittelfeld begannen ohne Star Kevin de Bruyne drei Spieler aus der Premier League: Youri Tielemans von Aston Villa, Amadou Onana von Everton und Leandro Trossard von Arsenal. Teamchef Domenico Tedesco bot fünf Legionäre aus England auf, davon einen aus der zweiten Liga (Leicester-Innenverteidiger Wout Faes) und nur einen Spieler aus der belgischen Liga, den 36 jährigen Innenverteidiger Johan Vertonghen von Anderlecht. Nach 66 Minuten tauschte Tedesco mit dem neuen Kapitän Romelu Lukaku und Bakayoko zwei Stürmer aus.
Am bemerkenswerten rund um Österreichs Team war Samstag der Gegenwind für Rangnick aus Graz via „Kleine Zeitung“. Die warf dem Teamchef vor, sich nicht nur beim 1:1 gegen Moldau in der Startelf vertan zu haben, sondern bereits einige Male. Indem er zu viele Terriers aufbiete, aber zu wenig Zauberer. Die harte Kritik Rangnicks am in der Steiermark geborenen Kevin Danso und Sturm-Verteidiger David Schnegg, dem einzigen Spieler aus der Bundesliga in der Startelf, wurde mit der bekannt „cholerischen Ader“ von Rangnick in Zusammenhang gebracht. Sturm-Trainer Christian Ilzer will Rangnicks Feststellung, wonach Schnegg im Finish total platt gewesen sei, nicht ohne weiteres zur Kenntnis nehmen. Sondern fordert genaue Zahlen und Daten darüber. So etwas gab es während Rangnicks Ära in dieser Form noch nie.
Foto: Svenska Football.