Erstmals seit drei Jahren schaffte Rapid wieder die Gruppenphase eines Europacupbewerbs. Ob es die Europa oder Conference League wird, weiß man nach dem 2:0 (0:0) gegen Trabzonspor erst in zwei Wochen nach den Play offs. Das Gesamtscore von 3:0 sagt alles: Rapid war vor den Augen vonÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer die bessere Mannschaft, kam vor 22.500 Zuschauern bei brütender Hitze in Hütteldorf nie in Gefahr, den Vorsprung aus dem Hinspiel aus der Hand zu geben. Wirklich unangenehm war nur der türkische Fansektor mit Knallkörpern und Bengalos, die Mannschaft kam erst zu zwei wirklich torgefährlichen Szenen, als Rapid in Führung lag.
Bis es so weit war, dauerte es eindeutig zu lang, nämlich 77 Minuten. Rapid begann mit dem Schweden Isak Janson als zweite Spitze neben Burgstaller, ließ den Kroaten Dion Beljo 72 Minuten lang auf der Bank. Es gab schon bis zur Pause klare Möglichkeiten in Führung zu gehen, obwohl Angriff total nicht die Devise war, sondern es mitunter etwas nach Vorsprung verwalten aussah. Aber das machte Rapid eigentlich souverän. Die größte Chance zur Führung ließ Louis Schaub nach perfekter Vorarbeit von Bendegüz Bolla nach 34 Minuten aus. Vom ungarischen Rechtsverteidiger kam auch der Pass zu Dosenöffner durch Matthias Seidl. Der Kapitän, der bis dahin nicht seinen besten Tag hatte, ließ sich die Chance nicht entgehen. Alles andere war nur noch Draufgabe: Die rote Karte für Trabzonspor-Verteidiger Pedro Malheiro wegen Torraubs, gegen zehn Mann das 2:0 durch Joker Christoph Lang in seiner ersten Aktion nach Assist von Seidl.
Der Jubel am Ende war gewaltig. Die Lions, ein besonderer Fanklub, sorgte schon vor Anpfiff mit einer speziellen Choreografie mit Schloss Schönbrunn als Motiv für ein besonderes Feeling. „Wir sind nur glücklich“, gestand Trainer Robert Klauß, der gerne etwas mehr Ballbesitz gesehen hätte. Von einem Meilenstein wollte er nicht reden und lag damit richtig. Die Leistung vor einem Jahr beim 1:0-Heimsieg gegen den späteren Conference League-Finalisten Fiorentina war genauso gut. 2021 scheiterte Rapid als Vizemeister in der Qualifikation zur Champions League an Sparta Prag, kam über Anorthosis Famagusta aus Zypern und Zorja Luhansk aus der Ukraine in die Gruppenphase der Europa League, in der es gegen Westham, Dinamo Zagreb und Genk zu Platz zwei reichte. Daher spielte Rapid in der Conference League weiter, scheiterte dort im Sechzehntelfinale an Vitesse Arnheim aus Holland. Vom aktuellen Kader auch damals dabei: Nur die Torhüter Paul Gartler und Niklas Hedl, Max Hofmann und Jonas Auer. Jetzt kann Rapid durch Startgeld, TV-und Marketinggelder sowie den Einnahmen aus drei Heimspielen einen Millionenregen erwarten. Bis 5. September wäre noch ein Transfer möglich. Ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler, der so stark wie Mamadou Sangare ist, könnte nicht schaden.
In den Play offs wartet auf Rapid Sporting Braga aus Portugal, sicher die schwierigere Aufgabe als es Servette Genf gewesen wäre. Schon aufgrund der Reisestrapazen. Aber Braga gewann nach dem 0.0 im Heimspiel das Retourspiel in Genf 2:1 (1:0), das Tor der Schweizer fiel erst in der Nachspielzeit.
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