Wird Ungarns Fußballteam Montag Abend in der 67.155 Zuschauer fassenden Puskas-Arena von Budapest wieder so jubeln wie Donnerstag in Leipzig nach dem 1:0 in Deutschland? Ein Punkt gegen Europameister Italien würde reichen, um ins Finalturnier der Nations League zu kommen. Was Österreichs Nachbarn in der Gruppe mit Italien, Vize-Europameister England und Deutschland niemand zugetraut hätte. Für den italienischen Teamchef der Ungarn, den 58 jährigen Marco Rossi, wird es ein spezieller Abend. Vor allem, wenn der Beton vor RB Leipzig-Tormann Peter Gulacsi weiter so hält. Ungarn bekam in fünf Spielen nur drei Gegentore. Rossis Gegenüber, Roberto Mancini, sieht nach dem Scheitern in der WM-Qualifikation schon die Chance auf den Gruppensieg als Erfolg. Weil er so viele junge Spieler nominiert hatte. Ganz so ist es auch wieder nicht: Der jüngste beim 1:0 gegen England in Mailand war der 21 jährige, in Brasilien geborene Atalanta-Verteidiger Rafael Toloi. Das Durchschnittsalter der Squadra Azzura, die Ende November in Wien gastiert, betrug 26,2 Jahre.
Der Klassiker zwischen Absteiger England und Deutschland im Londoner Wembley-Stadion, live zu sehen bei Puls 24, ist hingegen nur ein Krisengipfel. Bei beiden gibt es zwei Monate vor dem Start zur Wüsten-WM in Katar einen regelrechten Kater über die eigenen Leistungen. Die in der Nations League in die B-Liga abgerutschten Engländer schossen in den fünf Gruppenspielen nur ein Tor und das war ein von Harry Kane beim 1:1 gegen Deutschland verwandelter Elfmeter. Mit der Niederlage im EM-Finale gegen Italien war im Juni 2021 die Euphorie um die „Three Lions“ in England verpufft. Seit Monaten wird Teamchef Gareth Southgate von den Fans ausgebuht, Montag wird es nicht anders sein. Vor allem, weil er die Vorstellung bei der Niederlage im San Siro-Stadion als Schritt in die richtige Richtung sah: „Wir hatten mehr Ballbesitz, mehr Schüsse aufs Tor.“ Aber gewonnen hat Italien. Die Boulevardblätter kritisierten eine grausame Demütigung, Stürmer-Legende Gary Lineker warf Southgate via Twitter vor, mit seiner Personalauswahl falsch zu liegen. Mit dem Verzicht auf Liverpools-Verteidiger Trent Alexander-Arnold, der auf der Bank blieb, und auf Leicester-Spielmacher James Maddison, der gar nicht zum Kader gehörte. Southgate sieht sich weiter als richtiger Mann am richtigen Ort, von den Fans gibt es sogar Rufe nach dem bei Chelsea entlassenen Thomas Tuchel. Durch einen Hashtag „TuchelforEngland“.
Bei Deutschland herrscht wegen des verpassten Gruppensiegs miese Stimmung. Teamchef Hansi Flick schlug WM-Alarm, forderte in einem flammenden Appell die Spieler auf, endlich Gas zu geben: „Wir schauen genau hin!“ Er bezeichnete die erste Hälfte gegen Ungarn als die schlechteste in allen 14 Partien seiner Ära. War das Tief der Bayern dafür mit ein Grund? Gegen Ungarn spielten Thomas Müller, Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leroy Sane und Jamal Musiala sechs Stars vom deutschen Meister. Wie die Faust aufs Auge passte Sonntag die Bekanntgabe der WM-Prämien: Jeder Spieler des Kaders würde für den WM-Titel 400.000 Euro bekommen. Um 100.000 mehr als vor acht Jahren beim WM-Triumph in Brasilien. Bei einem 26 Mann-Kader würde der Titel insgesamt 10,4 Millionen kosten!
Foto: UEFA.