Im Schatten von Champions und Europa League fiel in Österreich nicht so richtig auf, wer sich um eine Lizenz für die Bundesliga 2019/20 und die erste Liga bewarb. Dienstag war Nennungsschluss. Für die 28 Plätze, die in beiden Ligen zu vergeben sind gibt es fünf Anwärter zu viel. Für die oberste Spielklasse. Ausser den zwölf aktuellen Vereinen noch Wattens, Ried, Wr.Neustadt, der Florisdorfer AC und Austria Lustenau aus der ersten Liga. Beim Winterkönig Wattens ist das trotz des versemmelten Starts in die Rückrunde mit der 0:3-Heimpleite im Spitzenspiel gegen Ried und dem in letzter Minute geretteten 1:1 in Lafnitz nachvollziehbar, war dies schon immer angekündigt. Noch haben die Tiroler, bei denen das mit viel Tam-Tam als Winterhoffnung präsentierte ehemalige Bayern-Juwel Sinan Kurt sich bisher nicht als Verstärkung erwies, drei Puntke Vorsprung auf Ried. Auch dass die Innviertler zurück in die Bundesliga wollen, bleibt verständlich. Hinter Wr.Neustadts Wunsch steht das neue Stadion, das im Sommer fertig sein soll. Beim FAC und Austria Lustenau muss man sich freilich etwaas wundern.
Im 21. Wiener Gemeindebezirk gibt es seit Jahresbeginn mit dem aus Neuseeland „vertriebenen“ ehemaligen ÖFB-Nachwuchsteamchef Andi Heraf (Bild oben), der die Qualifikation für zwei U 19-Weltmeisterschaften geschafft hatte, einen Traineer, dessen Ehrgeiz sicher mehr als bundesliagreif ist. Mit ihm gelangen in zwei Runden auch zwei Siege. Der Rückstand auf Wattens beträgt aber neun Punkte, der von Austria Lustenau, wo es nach der Rückzug von Langzeit-Präsident Hubert Nagl einige Zeit nach Chaos total aussah, sogar elf. Sportlich ist das bei zehn Runden ziemlich heftig. Heraf will junge Spieler ausbilden und besser machen, sieht seinen Klub als wichtigen Zwischenschritt ihrer Karriere. Er versichert, die Ziele nicht über einen Tabellenplatz zu definieren. Passt alles genau zur zweiten Liga. Aber in die Bundesliga?
Zu seiner Ehrenrettung: Die Entscheidung in Sachen Lizenz traf nicht Heraf. Sondern die Profi-Gmbh mit ihren Geschäftsführern Walter Brand und Christian Kirchengast sowie Sportmanager Lukas Fischer. Was erschwerend hinzukommt: Der Platz in Floridsdorf, früher die Heimstätte der Admira, ist nicht bundesligatauglich. Als Stadion für die Heimspiele gab der FAC die Südstadt an. Dort, wo jetzt die Admira daheim ist. Zwischen Floridsdorf und Südstadt liegen 26 Kilometer auf der meist befahrenen Straße Österreichs, der Südost-Tangente. Das bedeutet Minimum 30 Minuten Fahrzeit Wie viele Fans da den Floridsdorfern folgen werden? Der Einwand, dass auch Wattens seine Heimspiele in der Bundesliga nicht daheim im Gernot Langes-Stadion, sondern am Innsbrucker Tivoli bestreiten müsste, passt nicht ganz. Weil man von Wattens in zehn Autominuten am Tivoli ist.
Der FAC lebt offenbar in der vagen Hoffnung, dass gefühlt mindestens fünf Vereine keine Lizenz für die Bundesliga bekommen und er daher zum Zug kommt. Hätte man sich da nicht den Lizenzantrag samt Südstadt-Plan sparen können? Um eine Lizenz für die zweite Liga suchten diesmal von den Bundesligaklub nicht nur Austria, Sturm und Innsbruck, sondern auch Rapid für seine zweite Mannschaft an. Dazu die drei Tabellenführer aus den Regionalligen: Aus dem Osten Mauerwerk, aus der Mitte der Cup-Riesentöter GK, aus dem Westen der FC Dornbirn. Bei Mauerwerk muss man dem bekannten Sportanwalt Wolfgang Rebernig wirklich die Gratulation aussprechen, dass er dies zustande gebracht hat. Die Urteile in Sachen Lizenzierung gibt es in erster Instanz am 12. April, in zweiter am 28.April. Dann bleibt wie immer noch das Gang zum neutralen Schiedsgericht offen. Wie letzte Saison bei Wr.Neustadt.