Fußball

Lizenz gegen Derby: Die Austria schadet doch selbst ihrer Reputation

Eigentlich sollte es Freitagvormittag beim Medientermin der Wiener Austria um das bevorstehende 339. Wiener Derby gegen Rapid am Sonntag im Hütteldorfer Allianz-Stadion gehen. Doch das beherrschende blieb wenig überraschend die Lizenz, die Austria am Tag zuvor zum dritten Mal hintereinander in erster Instanz vom Senat fünf der Bundesliga verweigert wurde. Deshalb setzte sich AG-Vorstand Gerhard Krisch (Bild) auf die Bühne zu Sportchef Manuel Ortlechner und Trainer Michael Wimmer, um selbst die Vorwürfe gegen die Liga in den Mund zu nehmen, die er tags zuvor nur in einer Aussendung formuliert hatte. Mit Genehmigung des Aufsichtsrats, wie er betonte. Und nicht ohne Vorab-Information an Bundesliga-Vorstandschef Christian Ebenbauer und den für Finanzen und Lizenzierung zuständigen Vorstand Alexander Schwärzler, dass sich die Austria das nicht mehr bieten lasse, im Vergleich zur Konkurrenz unfair behandelt zu werden.

Überzeugend wirkt das nicht, wovon Krisch redete. Von der Transparenz gegenüber dem Senat fünf, der eine einzige Alternativ-Absicherung zu einem Teil der Fortbestandsprognose nicht anerkannt habe. Weil die ein langjähriger, verlässlicher Geschäftspartner, ein Unternehmen aus Luxemburg, mti dem bereits Krisch.Vorgänger Markus Kraetschmer zusammengearbeitet hatte, lediglich fix zugesagt habe. Zur Vertragsunterzeichnung sei „nur“ noch die Genehmigung des Aufsichtsrats dieses Unternehmens notwendig. Aber dieses Gremium richte seine Termine nicht nach denen der Bundesliga aus. Unverständlich für Krisch, dass man seiner Version keinen Glauben schenkte, wo doch auch im Vorjahr dies so gelaufen sei und alles geklappt habe. Er machte die Bundesliga für einen unsagbaren Reputationsschaden der Austria verantwortlich, stellte juristische Schritte dagegen in den Raum. Das können  nur Schadenersatzklagen sein.  Überhaupt stellt er die Kompetenz des Senats infrage, dem er auch unterstellte, willkürlch gehandelt zu haben.  Ein starkes Stück, weil dem Senat nur Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer, dazu ein Mitglied der ÖFB-Rechtsabteilung angehören. Ein starkes Stück. Ebenso war es ein Treppenwitz, dass Krisch am Ende Sachlichkeit einforderte, wo doch er zuvor äußerst emotionell wirkte und redete.

In Wahrheit schadet doch die Austria selbst ihrer Reputation, wenn sie Beträge in siebenstelliger Höhe, nicht besichert. Darum geht es in Wahrheit. Auch wenn die Bundesliga in einem sehr allgemein gehaltenen Statement zur Austria-Offensive auf ihre Verschwiegenheitspflicht hinwies. Aber zwischen den Zeilen konnte man schon lesen. Nur rätselhaft, warum Ebenbauer via Interview bei „La Ola“ Austrias Entwicklung positiv bewertete: „Genau das hab ich auch vor einem Jahr von ihm gehört“, ärgerte sich Krisch. Wahrscheinlich schlug er verbal auch so wild um sich, weil ihm intern Vorwürfe gemacht wurden, dass es entgegen seinen Optimismus zum zweiten Mal in seiner Ära nicht mit der Lizenz in erster Instanz klappte. Ruhmesblatt ist das sicher keines. Krisch wird bis kommenden Freiatg, dem Ende der Protestfrist, einen „neuen“ Austria-Sympathisanten finden müssen, der für Millionen bürgt. Oder der Aufsichtsrat in Luxemburg tagt doch noch.

Entscheidend glaubwürdiger als seine Attacken gegen die Liga wirkte das, was Ortlechner und Krisch mit dem Blick auf das Derby sagten. Sie erwarten trotz der Lizenzverweigerung eine Top-Performance: „Die Mannschaft hat Charakter. Sie verkraftete in dieser Saison schon einiges, sie wird auch damit klarkommen!“, prophezeite Wimmer. Die Freude über das 3:3 von Salzburg sei auch bereits Schnee von gestern: „Wenn man zu viel in den Rückspiegel schaut, wird man irgendwann gegen eine Wand fahren“, meinte Ortlechner. Bei der Austria sehen das aber offenbar nicht alle so.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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