Wenn der LASK das schafft, was Meister Red Bull Salzburg vor sechs Monaten im Sechzehntelfinale der Europa League gelang, nämlich den FC Brügge auszuschalten, dann werden die rosigsten Zeiten in der 111jährigen Klubgeschichte noch rosiger. Dann kommen zu den fünf Millionen Euro Prämie, die von der UEFA für den Aufstieg ins bereits zentral vermarktete Play-off bezahlt wird, noch 15,2 Millionen Startgeld für die Premiere des Vizemeisters in der Königsklasse dazu. Aber selbst, wenn die Linzer es nicht schaffen, haben sie mehr als sieben Millionen sicher. Durch das vorläufig ausverkaufte Heimspiel gegen die Belgier, durch das Startgeld in der Gruppenphase der Europa League. Millionen, über die sowohl Rapid als auch die Austria in Wien heilfroh wären, die sie gut gebrauchen können. Der LASK, der mit einem Zehnmillionen-Budget in die Saison ging, aber auch: Der hat ja zum Unterschied von Grün-Weiß und Violett noch sein Stadionprojekt, den Neubau auf der Gugl, vor der Brust.
Warum ist das Heimspiel gegen Brügge nur vorläufig ausverkauft? Die Nachfrage nach Tickets war Mittwoch so groß, dass auf der Geschäftsstelle zeitweise das Telefonnetz zusammenbrach Bestimmt Kartenkontingente müssen im Play-off der UEFA zur Verfügung gestellt werden. Ob davon noch Tickets in den freien Verkauf kommen können, erfährt der LASK Freitag. Dienstag war gegen den FC Basel der Aufstieg erst fixiert, als Thomas Goiginger nach 88 Minuten das 2:1, sein viertes Tor bei seinem sechsten Europacupeinsatz bejubelte (Bild oben). Das 3:1 diente nur noch als Draufgabe. Beim FC Brügge ging es im Olympiastadion von Kiew gegen Dynamo im Finish noch turbulenter zu: Mit dem Ausgleich zum 1:1 nach 28 Minuten durch Simon Deli, den Innenverteidiger von d er Elfenbeinküste, war nach dem 1:0 vom Heimspiel das so wichtige Auswärtstor gelungen. Aber der FC Brügge musste zittern, Dynamo Kiew führte ab der 50.Minute 2:1. Nach 82 Minuten sah Brügges südafrikanischer Stürmer Percy Tau Rot. Aber dezimiert glich sechs Minuten später der Holländer Ruud Vormer zum 2:2 aus. Damit alles vorbei? Mitnichten. Nach 93 Minuten 3:2 für Kiew durch ein Eigentor von Innenverteidiger Brandon Mechele, nach 95 Minuten Ausgleich durch Joker Lois Openda. Erst nach 87 Minuten beendete Referee das hektische Match.
Die Meinungen von LASK-Kapitän Gernot Trauner und Basels geschlagenem Trainer Marcel Koller gelten auch für das Play-off: „Wir können jedem Gegner weh tun“, prophezeite Trauner und hatte damit Recht. Koller klagte zwar über den nicht gegebenen Elfer für Basel vor der Pause bei 0:0, vom Pech, in jedem Match ein Tor aus einem abgefälschten Schuss kassiert zu haben, was ihm zuvor noch nicht passiert war. Aber Österreich Ex-Teamchef gab auch fair zu: „Durch sein System, die Geschlossenheit und Konsequenz ist der LASK für jeden Gegner schwer zu bespielen“. Basel gelang das von den vier Spielhälften nur in den ersten 45 Minuten von Linz. Es heißt zwar, der FC Brügge, der seine beste Zeit mit dem Wiener Trainerstar Ernst Happel und dem Wiener Abwehrchef Edi Krieger Mitte der Siebzigerjahre mit Meistertiteln und den Endspielen im Europacup der Meister und UEFA-Cup, jeweils gegen Liverpool, erlebt hatte, stehe eine Stufe über Basel. Aber mit seinen Stärken braucht sich der LASK nicht zu verstecken: „Wir haben gezeigt, über das Limit gehen zu können“, behauptete Valerien Ismael nach dem bisher mit Abstand größten, weil im Prinzip ersten Erfolg seiner Trainerkarriere sehr zufrieden.
Salzburg hatte gegen Brügge im Jan Breydel-Stadion nach einer schnellen Führung durch Zlatko Junuzovic unnötig 1:2 verloren. Der Schütze des Siegestors, der brasilianische Stürmer Wesley wechselte aber in die englische Premier League zu Aufsteiger Aston Villa. In Salzburg war Brügge mit 0:4 klar untergegangen, zwischen der 17. und 43. Minute hatten Xaver Schlager und zweimal Patson Daka für die 3:0-Führung gesorgt. Seit damals änderte sich bei Brügge viel. Unter andrem der Trainer. Der Kroate Ivan Leko musste wegen Platz zwei am Saisonende gehen, ihn ersetzte Genks Meistermacher Philippe Clement. Er bekam neun neue Spieler, von denen fünf in Kiew begannen, darunter der von Champions League-Sieger FC Liverpool gekommene Tormann Simone Mignolet. In der Startelf standen fünf Legionäre aus Angola, von der Elfenbeinküste, der Ukraine, aus Südafrika und Nigeria. Unverändert gegenüber den Salzburg-Duellen blieb nur das Mittelfeld mit dem Holländer Vormer sowie den Belgiern Hans Vanaken und Mats Rits. Auch Eigentorschütze Mechele, die Stürmer Emile Bonaventure und Krepin Diatta sowie Joker Lois Openku waren gegen Salzburg dabei.
Brügge war als Dritter der Gruppenphase der Champions League in die Europa League gewechselt. In der Königsklasse kam der LASK-Gegner zu einem Sieg (4:0 in Monaco), zu drei Unentschieden (0:0 bei Borussia Dortmund, daheim 0:0 gegen Atletico Madrid und 1:1 gegen Monaco) und verlor zweimal. Daheim 0:1 gegen Dortmund und 1:3 in Madrid gegen Atletico. Ohne erneut über das Limit zu gehen, wird der LASK diese belgische Hürde nicht nehmen können. Aber er ist dazu fähig und damit auf Salzburgs Spuren zu wandeln. Das einzige „Pech“: Zum Unterschied von Salzburg hat der LASK das erste Spiel daheim. Aber die Linzer sind ja bekannt dafür, auswärts genauso mutig wie daheim zu agieren. Brügges Trainer glaubt, dass seien Truppe als erster belgischer Vizemeister das Champions League-Ticket schaffen wird. Aber er gab zu, von den Linzern noch nicht allzuviel zu wissen.