Eishockey

Legionärsrekord! Österreichs teuerste U 20 in Minsk am Prüfstand

Je vier Legionäre aus Nordamerika und Schweden, zwei aus der Schweiz und einer aus Norwegen: Mit elf Spielern aus dem Ausland spielte Österreichs Eishockeyteam noch nie bei einer WM. Für diesen Rekord sorgt die aktuelle U20, die ab Montag  in Minsk offiziell nur den Klassenerhalt in der Division A, sprich der Zweitklassigkeit, gegen Veranstalter Weißrussland, den ersten Gegner am Montag, Lettland, Dänemark, Norwegen und Slowenien als Ziel hat. Nicht mehr. Der letzte Test am Freitag in Minsk schien dies mit der  2:9-Abfuhr gegen Lettland zu bestätigen. Zwei Tage zuvor bezwang Österreich in St.Pölten Slowenien 3:2. Wiederholt sich das in Minsk?

Dort fehlt die größte Nachwuchshoffnung: Der 17jährige Vorarlberger Center Marco Rossi sagte ab. Torschützenkönig in der Ontario League zu werden, das bringt ihm vor dem NHL-Draft im Juni mehr als für Österreich bei der WM zu spelen. Die Partien, die er dadurch mit Ottawa 67´s versäumen würde, könnte am Ende fehlen. Das ist die Devise seines Managements, zu dem auch sein Vater Michael, der früher bei Feldkirch, Lustenau und Graz spielte, gehört. Rossi, der nach 21 Spielen bei 49 Scorerpunkten steht, wird im Juni der erste Österreicher beim NHL-Draft seit Michael Grabner und Andreas Nödl vor 14 Jahren sein, wahrscheinlich sogar in der erste Runde gezogen werden. Spricht nicht für die Nachwuchsarbeit in Österreich, ruft in Erinnerung, dass es seit 15 Jahren die Punkteregelung in der Liga, die den Legionären alle Türen öffnete, gibt, Rossi wurde in der Schweiz ausgebildet, der Vater führte ihn jahrelang mit dem Auto zum Training nach Zürich und zurück.

Einem, der für Österreich in Minsk spielen wird, attestierte  Roger Bader, Sportchef und Teamchef in Personalunion, seit zwei Jahren das Potenzial für den NHL-Draft: Verteidiger Thimo Nickl, ehemals KAC-Hoffnung, jetzt in Drummondville, rund 100 Kilometer von Montreal entfernt, engagiert.  Mit einem zweien Kärntner, mit Flügel Fabian Hochegger. Der fällt nach einer Gehirnerschütterung für die WM aus. Ebenfalls aus Kanada kommt der Kärntner Verteidiger David Maier, der unter Bader im April  schon im Team gegen Tschechien im Einsatz war, zu der Mannschaft gehörte, die in Linz erst im Penaltyschießen 4:5 verlor. Maier verwandelte seinen Penalty.  Auch der dritte Verteidiger der Nordamerika-Fraktion ist ein Kärntner: Luis Lindner, der bei den Boston Juniors spielt.

Zu Teamehren bei Bader kam auch schon der Vorarlberger Verteidiger Julian Payr, der  in der Schweiz bei Ambri unter Vertrag steht. Aus der Schweiz kommt auch Center Benjamin Baumgartner. Er bewies sein Talent bereits bei der  A-WM in Bratislava (Bild oben), kann auf eine starke Saison bei Davos stolz sein: „Ihm ist zuzutrauen,  zum besten Spieler der WM gewählt zu werden“, behauptet Bader. Ein Stürmer aus Nordamerika gehört auch zum WM-Team: Senna Peeters von Halifax. Er hat belgische Wurzeln, erst seit zwei Wochen einen österreichischen Pass. Elf Legionäre machen die U 20 nicht nur zur vielleicht besten aller Zeiten, aber sicher zur teuersten. So viel Geld für Flugtickets musste der Verband noch nie bezahlen.

Die Frage, die Teamchef Marco Pewal und seinen Assistenten Philipp Lukas, Philipp Pinter und Jürgen Penker Kopfzerbrechen bereitet, erinnert an die Nationalmannschaft beim Abstieg in Bratislava: Halten die Torhüter mit dem Niveau der Verteidiger und Stürmer mit?  Als Nummer eins ist der Villacher Back-Up Alex Schmid geplant, als Alternative der Sebastian Wraneschitz, der als einer von drei Wienern in Schweden spielt. Wraneschitz bei Skelleftea, Verteidiger Jacob Pfeffer in Örebrö, Stürmer Leon Wallner bei Södertälje. Der Legionärsrekord lässt darauf schließen, dass die jungen Spieler auf die Ausländerlastigkeit der heimischen Klubs reagieren, den Weg ins Ausland suchen. Mit alldem wird sich, während die WM in Minsk läuft,  Freitag das Präsidium des Verbands beschäftigen. Vor allem mit der heiklen Situation nach dem Ausstieg der Erste Bank als Sponsor von Liga und Verband zum Saisonende. Zu dem Gipfel fliegt Sportchef Bader von Minsk zurück nach Wien, danach zum letzten Match gegen Slowenien wieder zurück.

 

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