Auch nach dem Ausscheiden von Red Bull Salzburg bleibt die Europa League der Bewerb mit dem größten rot-weiß-rotem Bezug. Weil fünf österreichische Teamspieler im Achtelfinale dabei sind: Christopher Trimmel mit Union Berlin wie in der Gruppenphase gegen Union St. Gilloise, den Zweiten aus Belgien (daheim verlor Union 0:1, siegte auswärts 1:0), Philipp Lienhart (Bild oben) und Michael Gregoritsch mit Freiburg in Turin gegen Juventus, Marcel Sabitzer mit Manchester United in Old Trafford gegen Betis Sevilla, Gernot Trauner, der nach der Knieoperation noch nicht wieder zum Stammpersonal gehört, mit Feyenoord Rotterdam gegen Schachtjor Donezk aus der Ukraine in Warschau. Sky Austria zeigt alle drei Partien live, Servus TV überträgt aus dem Stadio Olimpico mit Sebastian Prödl und Florian Klein als Experten, zeigt im Anschluss die Highlights der restlichen Partien. Zur Einstimmung gibt´s vorher ein ganz privates Interview von Michaela Kirchgasser, dem ehemaligen Skistar, mit Lienhart. Für den Italiens Rekordmeister der Wunschgegner war. Der ideale Gegner, um Freiburgs größte „Stärke“, das Understatement, auszuspielen.
Freiburg liegt in der Bundesliga punktegleich mit dem Vierten RB Leipzig auf Rang fünf, steht im Viertelfinale des deutschen Pokals, im Achtelfinale der Europa League. Eine Supersituation für den Überraschungsklub: „Vor der Saison haben wir wirklich nicht spekuliert, im März noch in drei Bewerben dabei zu sein!“ Freiburg kam sogar als Gruppensieger vor Nantes, Qarabag Agdam und Griechen-Meister Olympiakos Piräus direkt ins Achtelfinale, Juventus als Dritter der Champions League- Gruppe hinter Benfica Lissabon und Paris St. Germain, nur via Play-offs gegen Nantes. Daheim nur 1:1, auswärts 3:0 mit einem Hattrick von Argentiniens Weltmeister Angel di Maria. An Freiburgs Höhenflug haben die Österreicher ihren Anteil: Im Abwehrzentrum Lienhart als die Verlässlichkeit in Person, in der Offensive Gregoritsch als bisher bester Torschütze: Acht Treffer in der Bundesliga, drei in der Europa League. Für einen anderen Freiburger Legionär wird das Duell mit der „alten Dame“ etwas ganz Besonderes: Für den Italiener Vincenzo Grifo.
„Ich war noch nie in Turin, kenne das Stadion nicht, spielte im Europacup noch gegen keine italienische Mannschaft. Das passt alles zusammen, eine große Herausforderung“, meinte Lienhart, „wir sehen uns als Außenseiter. Aber als einer, der sich garantiert nicht verstecken wird!“ Juventus liegt durch den Abzug von 15 Punkten wegen falscher Finanzbilanzen derzeit nur auf Rang sieben, wäre ansonst punktegleich mit dem Zweiten Inter Mailand. Mit Österreichs Team schlugen Lienhart und Gregoritsch vor vier Monaten Italien im Wiener Happel-Stadion 2:0, besiegten dabei auch die Juventus-Stars Leonardo Bonucci und Federico Chiesa, der 2021 im EM-Achtelfinale beim 2:1 gegen Österreich in Wembley das Führungstor in der Verlängerung erzielt hatte. Sonntag verfolgte Lienhart via TV das 0:1 von Juventus bei Salzburgs Bezwinger Roma, die erste Niederlage nach sechs Siegen und einem Unentschieden, mit dem kurzen Comeback von Mittelfeldstar Paul Pogba. Er weiß, auf welche Könner er noch treffen wird: Den serbischen Torjäger Dusan Vlahovic, die Flankenmaschine Filip Kostic, den er in dessen Frankfurter Bundesligazeit oft bekämpfte, den Pole Arkadius Milik usw. Für ihn kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren. Wenn Nantes es schaffte, in Turin nicht zu verlieren, dann traut sich das Freiburg auch zu. Denn in den Gruppenspielen bezwang Freiburg die Franzosen daheim 2:0, auswärts 4:0. Noch höher als Juventus in den Play-offs.
Bei Manchester United und Sabitzer stellt sich die Frage, ob die 0:7-Demütigung in Liverpool vier Tage danach schon vergessen sein wird. Als besondere „Bestrafung“ zeigte Trainer Erik ten Hag nach einer Wutrede seiner Mannschaft in der Kabine die Jubelszenen der Liverpool-Spieler und Fans. Welche Reaktionen das auslösen wird? Dass Sabitzer nach der Blamage im zentralen Mittelfeld einen der zwei Brasilianer, Casemiro oder Fred verdrängen kann, scheint unwahrscheinlich. Betis, Fünfter in der La Liga, hielt Sonntag daheim gegen Real Madrid ein 0:0.
Foto: SC Freiburg.