Den Trainereffekt, einen Sieg im ersten Spiel unter einem neuen Chef, gab es schon oft. Aber Felix Magath erfand oder schuf Samstag einen ganz neuen. Dienstag leitete der 68 jährige das erste Training bei Herta BSC Berlin, Donnerstag musste er nach einem positiven Corona-Test in die Quarantäne. Er isolierte sich auf seinem Hotelzimmer. Und sorgte von dort via Telefon und Facetime für eine neue Art von Traienreffekt, ohne im Stadion zu sein. Den aus dem Hotelzimmer. Immerhin: Hertha BSC Berlin bezwang Hoffenheim 3:0 (1:0), was nach den letzten Wochen nicht zu erwarten war, wechselte vom Abstiegs- auf den Relegationsplatz. Auf jeden Fall war es die beste Leistung in diesem Jahr, weil sich Hertha wieder wie eine Mannschaft präsentierte. Alle Tore fielen nach Standardsituationen.
Magath verpasste der Mannschaft ein 4-1-4-1-System, das sie zuvor nicht spielte. Er führte seit Donnerstag via Telefon einige Einzelgespräche mit Spielern, schwor die Mannschaft via Facetime in der Kabine zwei Stunden vor Anpfiff auf ihr erstes Endspiel im Kampf gegen den Abstieg ein. „Es gab immer Kontakt mit Magath, ich war mit dem Chef verbunden“, behauptete der schottische Assistent Mark Fotheringham, der ihn als Chef auf der Bank vertrat. Magath sah im Hotelzimmer das Spiel im TV, war ständig mit Tormanntrainer Andreas Menger verbunden. Der hatte einen Kopf im Ohr, ging alle zehn Minuten zu Fotheringham. Zur Pause pushte Magath via Videoschalte in die Kabine nochmals die Mannschaft. Ob das alles auch so gut funktioniert, wenn Magath nach der Länderspielpause am 2. April in Leverkusen auf der Hertha-Bank sitzen wird?
Für Christoph Baumgartner und Stefan Posch bedeutete die Berliner Pleite mit Hoffenheim einen Rückschlag im Kampf um den Champions League-Platz. Ebenso für Freiburg das 0:0 in Fürth. Sonntag kann Konrad Laimer mit RB Leipzig durch einen Heimsieg im Österreicher-Duell gegen Martin Hinteregger mit Eintracht Frankfurt Freiburg um zwei, Hoffenheim um drei Punkte distanzieren.
Ausser Magath lieferte auch der achte Abbruch in der Geschichte der Bundesliga viel Gesprächsstoff. Bochum lag daheim gegen Mönchengadbach 0:2 zurück, als ein Getränkebecher aus Bochums Fanblock den Schiedsrichterassistenten am Hinterkopf traf. Der Abbruch war alternativlos, Aufsteiger Bochum wird am grünen Tisch 0:3 verlieren, liegt aber trotzdem sieben Punkte vor dem Abstiegsplatz. Christian Peintinger, der Assistent von Adi Hütter, hat als Vertretung für den erkrankten Chef auf Mönchengladbachs Bank eine hundertprozentige Erfolgsquote: Zwei Spiele, zweimal 2:0. Daheim gegen Hertha und in Bochum.
In der zweiten Liga stürzte Österreichs U 21-Teamspieler Romano Schmid mit Werder Bremen Darmstadt von der Tabellenspitze. Das 1:0 (1:0) brachte Guido Burgstaller mit FC St. Pauli (1:0 gegen Heidenheim) zurück auf Platz eins. Werder Bremen ist punktegleich Zweiter, muss wie gegen Darmstadt auch in den nächsten Wochen auf den Tiroler Marco Friedl wegen einer Beckenprellung verzichten. Schalke 04 schlug zum Einstand von Ex-Rapid-Trainer Mike Büskens auf der Bank an seinem 54. Geburtstag mit Martin Fraisl im Tor Hannover 2:1 (1:0), hat je vier Punkte Rückstand auf St. Pauli und Werder Bremen.
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