Dienstag Abend saßen die Landesverbandspräsidenten, sofern sie im Happel-Stadion das 0:1 gegen Schottland live mitverfolgten, im VIP-Club an einem Tisch. Sicher wussten sie zu diesem Zeitpunkt bereit, welche Marschroute zuvor der Aufsichtsrat der Bundesliga bei der Frage nach dem Nachfolger für Leo Windtner, vor dem Hearing zwischen Burgenlands Verbandspräsident Gerhard Milletich und dem Unternehmer Roland Schmid am Samstag in Salzburg festlegte. Präsident des Aufsichtsrats ist Philipp Thonhauser von Admira, Vertreter der zweiten Liga ist Kapfenbergs Boss Erwin Fuchs. Weitere Mitglieder sind Diana Langes von WSG Tirol, Volker Viechtbauer für Meister Red Bull Salzburg, für Sturm Graz und Rapid die Präsidenten Christian Jauk und Martin Bruckner, dazu Gerhard Stocker von Wacker Innsbruck. ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer gehört ebenfalls zu, ohne ein Stimmrecht zu haben.
Der Aufsichtsrat legte sich fest, so wie bisher neutral zu sein. Der neue Präsident des ÖFB soll nicht zum ersten Mal durch die Bundesliga gekürt werden. Schon allein deshalb, weil der Großteil seiner Aufgaben im Bereich der Amateure liegt und nicht in dem der Profis. Da gibt´s eigentlich nur wenige Schnittbereiche: Das Nationalteam, die Nachwuchsauswahlen und die Schiedsrichter. Neutral verhalten heißt die vier Stimmen (am Samstag im Wahlkomitee hat die Bundesliga durch ihren Aufsichtsratchef Thonhauser nur eine) auf der Generalversammlung am 17. Oktober in Velden dem Kandidaten zu geben, der die Mehrheit der neun Landesverbände hinter sich hat, auch wenn sie sehr knapp ist, sprich eine Stimme den Unterschied macht. Ein Problem könnte es aber geben, wenn die Abstimmung nicht sowie bisher öffentlich stattfindet, sondern geheim. Bestrebungen dazu gibt es tatsächlich. Also wird sich Samstag zunächst die Frage stellen, ob erstmals geheim abgestimmt werden soll.
Dienstag Abend schien es bei den Landesverbänden 5:4 für Milletich zu stehen. Im Verlauf des Mittwochs rechnete sich das Schmid-Lager aber Chancen auf die „Wende“ aus, auf eine fünfte Stimme. Durch den steirischen Verbandspräsidenten Wolfgang Bartosch, zugleich Vorsitzender des Wahlausschusses. Bis Samstag ist noch Zeit für einige Spekulationen. Die Frage wird auch sein, wer Schmid für den Auftritt vor dem Wahlkomitee „trainiert“. Denn Entscheidungen in fußballspezifischen Fragen musste er bisher nicht treffen. Und wenn er die Mehrheit bekommt, wird er seine Projekte bei der Vienna, die er erst im Juli verkündete, wie den Bau des Trainingszentrums und die Digitalisierung, in andere Hände legen müssen.