Fußball

Moldau? „Für Österreich nur ein Lercherl!“

Im Stadionul Zimbru von Chisinau beginnt Mittwoch Abend, zwei Tage nach dem 70.Geburtstag von ÖFB-Präsident Leo Windtner, Österreichs Aufholjagd in Richtung WM-Ticket. Nur mit sieben Siegen in den ausstehenden sieben Partien, darunter im Oktober in Kopenhagen gegen EM-Semifinalist und Tabellenführer Dänemark, gibt es eine Chance, die fünf Punkte Rückstand auf die Dänen aufzuholen, erstmals seit 1997 unter Herbert Prohaska die WM-Qualifikation zu schaffen. Was  die Langzeitausfälle von Stefan Lainer, Xaver Schlager und Sasa Kalajdzic noch schwerer machen als es ohnehin schon ist. Die erste Etappe heißt: Neun Punkte aus den Spielen in Moldau, Samstag in Haifa gegen Israel und Dienstag gegen Schottland im Wiener Happel-Stadion. Der Auftakt in Moldau wird trotz aller personellen Probleme für Franco Foda nur ein „Lercherl“. Das sagt einer, der es wissen müsst: Willi Ruttensteiner, österreichischer Teamchef von Israel, der mit seinem Team Mittwoch auf den Färöer gastiert. „Wir waren ersatzgeschwächt und haben in Chisinau 4:1 gewonnen“, begründet Ruttensteiner seine Prognose. Zuvor spielte Moldau daheim gegen Färöer 1:1, verlor in Dänemark 0:8!

Der Teamspieler mit den meisten Einberufungen, Aleksandar Dragovic, sieht das hingegen ganz anders. Weil er mit Roter Stern Belgrad Anfang August in der Qualifikation für die Champions League an Moldawiens Meister Sheriff Tiraspol scheiterte. Nur hat Sheriff Tiraspol wenig bis nichts mit der Nationalmannschaft zu tun. Der Champions League-Neuling stammt aus Transnistrien, einer Republik, die von keinem Staat anerkannt wird, die sich 1990 von Moldau abgespaltet hat. Zwischen Moldawien und Transnistrien, wohin Teamkapitän David Alaba mit Real Madrid im Herbst noch reisen muss, gibt es eine Art Grenze, die nur transnistrische Beamte kontrollieren. Sheriff, eine Firmenkette mit Supermärkten, Tankstellen, einem Handynetz und TV-Sender, Autohäusern, ist der Besitzer des Meisters, bei dem fast nur Legionäre spielen. Im Kader von  Moldaus Teamchef  Roberto Bordin, einem Italiener, stehen nur drei Akteure von Sheriff. Bekanntester Spieler von Moldau ist der 34 jährige Innenverteidiger Alexander Epureanu, Legionär bei Basaksehir Istanbul. Österreichs bisherige Spiele in Moldau waren aber eng: 2014 in der geschafften EM-Qualifikation 2:1 durch einen verwandelten Elfmeter von Alaba und ein Kopftor von Marc Janko, drei Jahre später in der verpassten WM-Qualifikation 1:0 im letzten Spiel der Ära von Marcel Koller. Für das Tor sorgte Louis Schaub.

Windtner beschwor den „Spirit of Wembley“, um im Dezember 2022 bei der  Wüsten-WM in Katar dabei zu sein. Damit meinte er die Einstellung und Leidenschaft, die das Team im Achtelfinale der Europameisterschaft beim unglücklichen 1:2 gegen Italien in Wembley zeigte. Aber von den 17 Spielern, die in den 120 Minuten gegen den späteren Europameister zum Einsatz kamen, fehlen mit Lainer, Schlager, Marcel Sabitzer und Kalajdzic vier, bei fünf anderen läuft es beim Verein nicht optimal. Florian Grillitsch spielte bei Hoffenheim noch gar nicht, Stefan Ilsanker bei Eintracht Frankfurt nur einmal, Konrad Laimer, Schaub und Michael Gregoritsch kamen bei RB Leipzig, Köln und Augsburg nur zu Kurzeinsätzen. Bleiben von der Wembley-Startelf Tormann Daniel Bachmann, Dragovic, Hinteregger, Kapitän Alaba (Bild oben), wahrscheinlich als Linksverteidiger, Christoph Baumgartner und Marko Arnautovic als fixe Größen. Daher muss Foda basteln. Rechts in der Abwehr mit Christopher Trimmel oder Neuling Phlipp Mwene, im zentralen Mittelfeld kam nur Neuling Dejan Ljubicic bei jedem Spiel im Klub zum Einsatz, bei den zwei Offensivpositionen zu Arnautovic und Baumgartner bleibt die Wahl zwischen Florian Kainz, Alessandro Schöpf, Yusuf Demir, Schaub, Jakob Jantscher und Ercan Kara. Viel spricht für den bei Köln überzeugenden Kainz und Routinier Jantscher auf den Außenpositionen.

Alles andere als ein Sieg wäre peinlich. Bis Sonntag sitzt Österreichs Team sieben Stunden und 20 Minuten im Flugzeug. Dienstag 1:35 Stunden von Wien nach Chisinau, Donnerstag 2:40 Stunden von Chisinau nach Tel Aviv, Sonntag 3:45 Stunden von Tel Aviv zurück nach Wien. Das Vertrauen der österreichischen Fans in das Team ist durch die Europameisterschaft offenbar gestiegen: 73 Prozent der tipp3-Kunden erwarten drei Siege in den drei September-Spielen. Dänemark empfängt Mittwoch in Kopenhagen Schottland. Mit Scott McTominay von Manchester United, John McGinn von Aston Villa und Stuart Armstrong von Ralph Hasenhüttls FC Southampton fehlen den Schotten drei Spieler aus der Premier League. Alles spricht für den vierten Sieg Dänemarks im vierten Spiel.

Foto: ÖFB.

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