43 Tage nachdem bitteren 1:2 gegen die Türkei im EM-Achtelfinale von Leipzig gab es Dienstagmittag den ersten öffentlichen Auftritt von Teamchef Ralf Rangnick. Im Zuge eines zusätzlichen, neuen Jobs, bei dem er überzeugt ist, das angenehme mit dem nützlichen zu verbinden: Experte für den TV-Sender Canal+ bei dessen Übertragungen von Champions, Europa doer Conference League. Canal+ hat neu in der Königsklasse das Erstwahlrecht für ein Mittwochspiel, das exklusiv zu sehen sein wird, ebenso für ein Spiel in einer der anderen zwei Ligen. Und kann als einziger Sender in Österreich im Frühjahr 2025 alle drei Endspiele live zeigen.
Die Spiele in den Europacupbewerben sind für den Teamchef ohnehin ein Pflichttermin. So war es auch Dienstag noch ohne Expertenjob bei Salzburgs 3.3 gegen Twente Enschede. Gezittert hat Rangnick vor dem TV-Schirm um die Salzburger nicht, obwohl sie einen 3:1-Vorsprung aus der Hand gaben: „Sie haben doch die längste Zeit alles dominiert!“ Er sieht für seine Ex-Mannschaft auch Chancen, über Dynamo Kiew in die Gruppenphase zu kommen: „Es gibt ja eigentlich kein Auswärtsspiel!“ Weil Dynamo Kiew wegen des Kriegs in der Ukraine das Heimspiel im polnischen Lublin austragen muss. Das erste Spiel, das in Österreich exklusiv bei Canal+ zu sehen sein wird. Bei dem Rangnick aber noch nicht im Einsatz sein wird. Da sind Niko Koac, der ehemalige Trainer von Bayern München, Eintracht Frankfurt und AS Monaco und früher Teamchef von Kroatien, Union Berlins Kapitän Christopher Trimmel und Ex-Teamtorhüter Robert Almer vor der größten Led-Leuchtwand, die es in einem TV-Studio in Österreich gibt, im Einsatz. Moderiert wird dies von Elisabeth Gamauf, früher Anchor-Woman bei Sky, kommentiert aus Polen von Thomas Trukesitz, in den letzten zwei Jahren Rangnicks Stimme beim Team, sowie Stefan Oesen, Rangnicks Video-Analysten. Das Rückspiel aus Salzburg, das am Dienstag danach in Szene gehen wird, überträgt Sky.
So wie Rangnick hofft auch Canal+ auf die Premiere von zwei österreichischen Klubs in der Gruppenphase. Dann wären ab September stets Sturm Graz oder der FC Salzburg zu sehen. Natürlich sprach Rangnick auch etwas über den bevorstehenden Start Österreichs in die Nations League. Er fürchtet, dass es sich bei Christoph Baumgartner nach der Knieoperation für die Spiele in Slowenien und Norwegen nicht ausgehen wird, mit Marko Arnautovic gab es nach der Europameisterschaft keinen Kontakt. Inter Mailand würde ihn gerne an den FC Genua abgeben, Arnautovic aber seinen Vertrag beim Meister erfüllen.
Oesen fuhr nach dem Medientermin bei Canal+ ins Büro, um Slowenien zu analysieren. Rangnick wird am Freitag Konrad Laimer beim Cupspiel von Bayern in Ulm sehen. Der Klub, bei dem er spielte und den er als Trainer in die zweite Bundesliga führte, lud ihn ein. Als Ulm-Trainer hatte Rangnick im Dezember 1998 den legendären Auftritt im ZDF-Sportstudio, in dem er die Raumdeckung und die Viererabwehr erklärte, weshalb er erstmals den Ruf als „Taktik-Professor“ bekam. Heute gibt Rangnick zu, dass es besser gewesen wäre, dies damals nicht zu tun.
Foto: CANAL+.