Fußball

Nach Friedl Koncilia gab es keinen besseren Torhüter als ihn

Letzte Woche wurde der Siebziger von Hans Krankl gefeiert, Samstag ist ein anderer Cordoba-Sieger an der Reihe: Friedl Koncilia, der Rückhalt im Tor, beim 3:2 gegen Deutschland. Wie so oft in seinen 84 Länderspielen zwischen 1970 und 1985.  Der gebürtige Klagenfurter, seit Jahrzehnten bekennender Golf-Freak, wird 75, lässt sich von gesundheitlichen Problemen nicht unterkriegen. Wer seine Karriere begleitete, den wundert das nicht. Nichts konnte Koncilia so schlecht wie verlieren. Lob für seine Leistung wollte er nach Niederlagen eigentlich nie hören. Da konnte er ziemlich laut werden. Ebenso, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte. Etwa von Schiedsrichtern.

Als 17 jähriger debütierte er im Tor von Austria Klagenfurt. Ausgerechnet gegen Wacker Innsbruck. Zwischen 1972 und 1977 wurde er in Innsbruck viermal Meister. Als Koncilia September 1970 im alten Budapester Nep-Stadion beim 1:1 gegen Ungarn im Teamtor debütierte, war er noch Spieler von WSG Wattens. Sein drittes Länderspiel endete mit einer Enttäuschung: In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1972 im ausverkauften Praterstadion beim 1:2 gegen Vizeweltmeister Italien zur Pause ausgetauscht. Offenbar fand der damalige Teamchef Leopold Stastny, dass er bei beiden Treffern der Squadra Azzura von Giancarlo de Sisti und Sandro Mazzola nicht gut aussah. Auch 1973 war kein leichtes Jahr, was seine Teamkarriere betraf: Zunächst 0:7-Debakel gegen England in Wembley, danach beim Entscheidungsspiel um das Ticket zur WM 1974 gegen Schweden in Gelsenkirchen Ersatz. Dort tauschte ihn Stastny erst zur zweien Hälfte für Herbert Rettensteiner ein. Da stand es 1:2, dabei blieb es. Danach weinten Koncilia und Krankl in der Kabine vor Frust.

Vier Jahre jubelten sie gemeinsam in Izmir nach dem 1:0 gegen die Türkei. Österreich hatte sich nach 20 Jahren wieder für die WM qualifiziert. Mit einer speziellen Vorgeschichte: Beim 1:1 gegen die DDR in Wien gab der walisische Referee Tom Reynolds, der später Krankl ausschloss, bei Österreichs 1:0-Führung eine indirekten Freistoß in Österreichs Strafraum, weil Koncilia sich beim Ausschießen seiner Meinung nach zu lange Zeit ließ. So glich die DDR aus. Koncilia war der Buhmann der Fans, auch der damalige ÖFB-Sportchef Max Merkel fand es „modern“, ihn zu kritisieren. Teamchef Helmut Senekowitsch hielt zu ihm. Koncilias Reaktion war eine seiner besten Partien, die 18 Tage nach Wien auch ein 1:1 in Leipzig möglich machte, Österreich im WM-Rennen hielt.

Ziemlich turbulent verlief für den Supertormann das Jahr 1979: Mitten im Abstiegskampf mit Wacker Innsbruck rettete er Österreich mit Glanzparaden das 1:1 gegen Belgien. Der belgische Tormann hieß Jean-Marie Pfaff, in späteren Jahren die Nummer eins bei Bayern. In den letzten Runden durfte Innsbrucks Trainer, Ungarns Ex-Teamchef Lajos Baroti, Koncilia nicht mehr einsetzen. Ein Sündenbock musste her, Innsbruck stieg ab, gewann in der Saison aber den Cup.  Koncilia wechselte zu Belgiens Spitzenklub Anderlecht nach Brüssel, spielte im Sommer in Buenos Aires in einer Weltauswahl, die Weltmeister Argentinien 2:1 bezwang. Gemeinsam mit den Weltstars Michel Platini, Paolo Rossi und dem Brasilianer Zico und wie in Österreichs Team mit Freund Bruno Pezzey. Koncilia bezeichnet dieses Match bis heute als das Highlight seiner Erfolgskarriere.

Danach kam er bei Anderlecht nach verpatzten Saisonstart mit drei Niederlagen in den ersten vier Runden auf das Abstellgleis. Trainer Urbain Braems bevorzugte Landmann Jacques Munaron. Als Anderlecht-Reservist verhinderte Koncilia mit einer Superleistung im Hampden-Park von Glasgow Österreichs Niederlage.gegen Schottland. Das 1:1 war ihm zu verdanken. Es reichte trotzdem nicht zur EM-Qualifikation. Im Winter 1980 wechselte er zur Wiener Austria. Schrieb dort eine fünfjährige Erfolgsgeschichte: Viermal Meister, zweimal Cupsieger, unvergessliche Partien im Europacup. Im Frühjahr 1983 im Viertelfinale des Cupsiegerbeweebs den FC Barcelona mit Diego Mardona im Nou Camp eliminiert, im Semifinale kam gegen Real Madrid im Bernabeu-Stadion das Aus. Im Dezember 1983 hielt er im San Siro-Stadion das 1:1 gegen Inter Mailand und den Aufstieg ins Viertelfinale des UEFA-Cups fest. Dort war Tottenham zu stark. Sein letztes Länderspiel war das 4:0 gegen Zypern im Mai 1985 in Graz. 1982 bei seiner zweiten WM war er Österreichs Bester, ohne ihn wären die Siege gegen Chile und Algerien nicht passiert. Sowohl 1978 in Argentinen als auch vier Jahre später in Spanien hätte Österreich mehr erreichen können, glaubt er im Blick zurück. Er gab dafür immer alles. Sowohl im Spiel als auch davor im Training. Da kannte er kein Pardon. Unvergesslich der Trainings-Crash mit Roland Hattenberger bei der WM 1978 im Training vor dem 1:0 gegen Schweden. Hattenberger wurde verletzt.

Koncilia ist Österreichs meist eingesetzter Torhüter in der Nationalmannschaft. Es wären ohne die Fünfmonatesperre für eine „Kopfnuss“ gegen den aktuellen U 21-Teamchef Werner Gregoritsch nach Austrias 1:1 beim GAK im Oktober 1980 noch mehr als 84 geworden, Nach Koncilias Karriereende hatte Österreich keinen Tormann, der an seine Klasse herankam. Auch sein letzte Europacupspiel ging 1985 auf einer „würdigen“ Bühne in Szene: An der Anfield Road in Liverpool. Die Austria hatte dort aber nichts zu bestellen, verlor 1:4. Gewonnen hat Koncilia später auch bei seiner Golf-Leidenschaft. Selbst gegen Deutschland. Sogar gegen Torhüter-Titan Oliver Kahn bei einer Charity in Griesbach (Bild oben). Zu zwei seiner Nachfolger hat Koncilia Kontakt. Zu Franz Wohlfahrt, der bei der Austria hinter ihm die Nummer zwei war, von ihm einiges lernte, und Alex Manninger. Den trifft er auch am Golfplatz von Bad Ischl. Dort wohnt Koncilia seit 20 Jahren.

 

 

Foto: Münchener Merkur.

4

Meist gelesen

Nach oben