Fußball

Neuer Tormann, neuer Arzt und Hinterseers Rückkehr

Der emotionale Jubel des am Montag zurückgetretenen Guido Burgstaller nach seinem Goldtor gegen Slowenien in Klagenfurt begleitete Franco Fodas Bekanntgabe seines Kaders für die Qualifikationsspiele gegen Lettland und Polen. Denn der ist Teil des neuen Imagefilms unter der Devsie „mehr als Fußball“, der zweieinhalb Minuten dauert, den die West4media von Alexander Strommer produzierte, der einen mittleren fünfstelligen Betrag kostete, den ÖFB-Präsident Leo Windtner als Ergebnis von zweijährigen Strategieplanungen bezeichnete.  Dienstag Mittag war er erstmals im Wiener Votivpark-Kino zu sehen, bevor Foda die Nominierung seiner 23 Mann, die von Montag bis Donnerstag in Saalfelden trainieren werden, erklärte und begründete.

Der Teamchef wollte im Prinzip nicht viel gegenüber den letzten Partien gegen Slowenien und Nordmazedonien ändern, weil er da sowohl mit den Leistungen als auch mit der Einstellung im Training durchaus zufrieden war. Daher blieb es bei den vier Innenverteidigern Aleeksandar Dragovic, Martin Hinteregger, Philipp Lienhart und Stefan Posch, bei Stefan Ilsanker im Mittelfeld, obwohl der bei RB Leipzig vorerst überhaupt keine Rolle spielt. Kevin Danso und Max Wöber stehen vorerst  Werner Gregoritsch in der U 21 zur Verfügung, der herausragende LASK-Kapitän Gernot Trauner muss ebenso auf die 19 Mann starke Abrufliste, auf der auch Sebastian Prödl steht, von dem Foda hofft, dass er bis Montag Watford verlässt und einen neuen Klub findet: „Ich weiß, dass man sich auf Trauner verlassen kann, wenn wir ihn brauchen“, meinte Foda. Ob Trauner dieser Status so zufrieden stellt?

Einen Neuling gibt es, weil sich der Teamchef nach mehreren Telefonaten mit Heinz Lindner, der bisherigen Nummer eins im Tor, entschloss, ihn diesmal nicht zu holen. Er solle sich im Finish der Transferzeit einmal auf die Suche nach einem neuen Klub konzentrieren, alles weitere werde sich ergeben. Foda kann nicht verstehen, warum der ablösefreie Lindner nach einer Saison, in der er trotz Abstieg mit Grasshoppers Zürich gut spielte, keinen Abnehmer fand. So ist erstmals der 23jährige LASK-Rückhalt Alex Schlager bei Foda dabei, weil er sich das auch durch eine starke Europameisterschaft mit der U21 verdiente.  Die Entscheidung, wer gegen Lettland spielt, liegt zwischen ihm und Salzburgs Keeper Cican Srankovic. Durch die gesundheitlichen Probleme von Richard Strebinger ist Wolfsburgs Reservist Pavao Pervan als drittr Tormann dabei.

Der Nachfolger für den zurückgetretenen Burgstaller heißt Lukas Hinterseer. Für den 28jährigen Tiroler ist es eine Rückkehr nach mehr als drei Jahren. Foda attestierte ihm nach einem Lokalaugenschein bei Hamburger SV gegen Darmstadt Fortschritte: „Er ist nicht mehr der reine Strafraustürmer,sondern kommt auch über die Flügel, läßt sich fallen.“ Hinterseer ist einer von 20 Legionären im Kader. Aus der österreichischen Bundesliga gehören nur Neuling Schlager, Stankovic und Salzburgs Kapitän Andreas Ulmer zum Aufgebot. Von den Legionären kommen 17 aus der deutschen Bundesliga (Pervan, Dragovic, Hinteregger, Stefan Lainer, Lienhart, Posch, David Alaba, Kapitän Julian Baumgartlinger, Florian Grillitsch,  Ilsanker, Florian Kainz, Konrad Laimer, Karim Onisiwo, Marcel Sabitzer, Xaver Schlager, Michael Gregoritsch und Hinterseer), je einer aus Italien (Valentino Lazaro), Belgien (Peter Zulj) und China (Marko Arnautovic). Der erreichte Dienstag in der asiatischen Champions League mit Shanghai SIPG gegen die Urawa Red Diamonds aus Japan daheim nur ein 2:2 (0:2), fliegt bereits Mittwoch nach Wien, damit er nicht unter dem Jet Lag leidet.

12.000 Karten sind für das Lettland-Spiel bisher verkauft. Das bedeutet: Das Nationalteam steht klar im Schatten von Red Bull Salzburgs Debüt in der Champions League, für das 25.000 Abos abgesetzt wurden, ohne dass man die drei Gegner kennt. Aber vielleicht lockt die Salzburg-Fans, dass sie einige abgewanderte Lieblinge der letzten Saisonen sehen können. Wie Lainer, Hinteregger, Laimer, Sabitzer, Xaver Schlager oder Lazaro. Der sass Montag Abend beim Start von Inter Mailand gegen Lecce entgegen seinen Erwartungen nur auf der Bank. Der 32jährige Konkurrent Antonio Candreva erzielte beim 4:0 (2:0) das letzte Tor, wird beim ersten Tabellenführer  wohl auch Sonntag bei Cagliari spielen. Damit kommt der in der Vorbereitung verletzt gewesene Lazaro mit wenig Spielpraxis zum Team. Wird Foda nicht besonderes gefallen. Aber groß bereden tut er das nicht. Mit einem anderen Italien-Legionär hat Foda telefoniert. Mit Mert Müldür, um ihm nochmals zu sagen, dass er an ihm als Österreichs Teamkandidat sehr interessiert wäre. Jetzt muss Müldür entscheiden, ob er die Fronten wechselt. Das wäre noch möglich, da bei den zwei Einsätzen in Türkeis Team kein Bewerbspiel dabei war.

Noch ein Neuling ist beim Team dabei, mit dem Foda aber schon bei Sturm Graz zusammengearbeitet hatte: Das ist Arzt Michael Fiedler. Er ersetzt Richard Eggenhofer, der mit Beginn der Ära von Marcel Koller 2011 zum Team gekommen war, zuvor unter anderem mit Paul Gludovatz bei der erfolgreichen U20-WM 2007 in Kanada im Einsatz war. Die Aktion verlief „top secret“, die Gründe soll keiner erfahren. Es könnte aber einen Zusammenhang geben mit der Behandlung einer Verletzung, die Kapitän Baumgartlinger im Teamtraining vor dem Slowenien-Spiel in Klagenfurt erlitt und die ihn lange zum Pausieren zwang. Worüber man auch bei Leverkusen nicht sehr erfreut war.

Foto: ÖFB.

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