Fußball

Nur intensiv ist für ein Spitzenspiel zu wenig! Sündenbock Ebner war nicht schuld am Sturm-Frust nach 0:1

Es ist kein gutes Zeichen für ein Spitzenspiel der Liga, wenn man danach nur behaupten kann, dass es intensiv war. Damit hat es sich nach dem Duell zwischen Sturm Graz und Red Bull Salzburg  schon. Das entscheidende Tor zu 1:0 (0:0) für den Meister und Tabellenführer fiel nicht aus einer herausgespielten Chance, sondern kurz nach der Pause nach einem Outeinwurf. Durch einen von Sturms Kapitän Ion Gorenc Stankovic abgefälschten Schuss von Salzburgs Dänen Mads Bistrup, der eine Runde zuvor beim 5:1 gegen Hartberg den ersten Treffer seiner Profikarriere erzielte. Nach dem zweiten sprintete er über den ganzen Platz zum Sektor mit den Salzburg-Fans unter den 16.000 Zuschauern. Salzburgs Sieg, der einen Fünfpunktevorsprung brachte, war verdient. Der Meister kam in einem Schlager, der auch arm an Torraumszenen war, zu den wenigen Torchancen, die aber der Brasilianer Fernando nicht nützte. Sturms Gefährlichkeit reduzierte sich auf einen Stangenschuss von Yusuf Gazibegovic aus 20 Metern, das das 1:1 bedeutet hätte.

Das Match war eine Pressing-Orgie, bei der das Spiel gegen den Ball vor allem bei Sturm im Vordergrund stand, daher alles anderes als attraktiv, keine Werbung für die Liga. Sturm fehlten die Impulse von Otar Kiteishvili, der nach der sensationellen EM-Qualifikation mit Georgien am Dienstag nicht matchfit war. Salzburg hatte zwar mit dem Ball die besseren Lösungen, konnte die aber nicht umsetzen. Bezeichnend, dass die Szenen in der zwölfminütigen Nachspielzeit den meisten Gesprächsstoff lieferten, nachher mehr über Schiedsrichter Stefan Ebner geredet wurde als über den jubelnden Bidstrup. Ein Foul des Salzburger Lucas Gourna-Douath sorgte dafür, dass die Sicherungen bei einigen durchbrannten. Insbesondere bei Gorenc Stankovic. Er lieferte sich handfeste Duelle mit Salzburgs Franzosen, in die auch Sturms Belgien-Legionär Dimitri Lavalee eingriff. Ebner zeigte Stankovic zu Recht die erste rote Karte des Slowenen während seiner Sturm-Zeit, Gourna-Douath kam mit gelb-rot davon. Für Lavalee gab es nach Intervention von VAR Manfred Schüttengruber ebenfalls rot. Später auch für Sturms Sportchef Andreas Schicker, der auf dem Rasen Ebner den Vorwurf machte, die Kontrolle über das Spiel verloren zu haben. Ohne ein böses Wort zu gebrauchen. Das reicht Schiedsrichtern offenbar bereits, die rote Karte zu zücken. Auch wenn Schickers Behauptung nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Schicker gilt zurecht als ruhiger, besonnener Typ. Bei Sturm fühlt sich eigentlich vor allem Trainer Christian Ilzer fast immer von den Schiedsrichten benachteiligt. Aber diesmal schoss auch Schicker über das Ziel hinaus, als er quasi Ebner zum Sündenbock für die Niederlage machte, der er sicher nicht war, und behauptete, es sei sinnbildlich für die Qualität der österreichischen Referees, dass Ebner zuvor eine Würgeattacke von Salzburg Oumar Solet gegen Stankovic nicht mit einer roten Karte ahndete, dies auch entscheidend für den weiteren Saisonverlauf von Sturm bezeichnete. Er forderte eine nachträgliche Sperre von Solet. Fakt wird sein, dass Stankovic und Lavalee am Dienstag vom Strafsenat für mehr als nur ein Spiel gesperrt werden. Im Semifinale des Uniqa-Cups am Donnerstag in Salzburg spricht auch durch diese Sperren alles für den Meister und gegen Sturm, den Titelverteidiger im Cup. Das Blackout von Stankovic und Lavalee vergrößerte die Chancen von Salzburg auf das Double entscheidend. Eine Art Verfolgungswahn bringt Sturm sicher nicht weiter.

Foto: Red Bull Salzburg/Michael Meindl.

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