Seit einer Woche gelten die neuen Regularien des Weltverbands FIFA für Spielervermittler, die für einige Aufregung in der Branche sorgten. Auch bei den ganz Großen. Die trafen sich in London, um Möglichkeiten auszuloten, dagegen juristisch vorzugehen, sie wieder zu Fall zu bringen: Jonathan Barnett von der britischen Agentur Stellar, die als größte der Welt gilt, mit Junior Adamu von Red Bull Salzburg einen österreichischen Spieler unter Vertrag hat, die brasilianische Anwältin Rafaela Pimonta, Erbin“ des im letzten Jahr verstorbenen, überall gefürchteten Mino Raiola, mit dem Salzburg in der Causa Erling Haaland keine guten Erfahrungen gemacht hatte, und damit die mächtigste Frau der Szene, dazu der Portugiese Jorge Mendes, jahrelang der Mann hinter Cristiano Ronaldo, sowie der Deutsche Roger Wittmann, der mit seiner Rogon-Agentur mehr als hundert Spieler weltweit betreut. Unter ihnen drei österreichische Teamspieler (Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch, Stefan Posch), je einen von Meister Salzburg (Amar Dedic), Sturm Graz (Ion Gorenc Stankovic), LASK (Thomas Goiginger) und Rapid (Leopold Querfeld). Wittmanns jüngster Coup: Der Wechsel des französischen Stürmers Georginio Rutter von Hoffenheim zu Leeds. Der bisher drittteuerste Winter-Transfer: 60 Millionen Ablöse, der Franzose kann bis 2028 ähnlich viel verdienen. Die siebenstellige Provision für Rogon wird passen.
Die neuen rund um die WM in Katar von der FIFA beschlossenen Regularien beinhalten aber Obergrenzen für Provisionsgebühren, die es zuvor nicht gab, ein Verbot der Mehrfachvertretung sowie die Einführung eines neuen Lizenzierungssytems für Berater mit einer Abschlussprüfung. Das gab es schon früher, wurde 2015 abgeschafft. Künftig sollen die Berater direkt an die FIFA eine Lizenzgebühr bezahlen. Das wird sie vermutlich weniger stören als die Beschränkungen bei den Provisionen. Liegt das Jahresgehalt eines Spieler beispielsweise über 200.000 Euro, dann hat der Berater lediglich Anspruch auf drei Prozent dieser Summe. Wenn der Berater den verkaufenden Verein als Klienten vertritt, stehen ihm zehn Prozent des Jahresgehalts des Spielers zu, egal wie hoch die Summe ist. Zusätzlich will die FIFA ein zentrales „Clearing House“ einrichten. Alle Transferaktionen innerhalb des Systems sollen von dieser einzelnen universellen Stelle dokumentiert werden. Die Provisionen und Vergütungen werden direkt von hier gezahlt. Ein ähnliches System gibt es bereits in England.
Sollten sich künftig alle an diese Richtlinien halten, wovon man nicht ausgehen kann, hätten die Berater einen merkbaren Einnahmeverlust zu beklagen. Derzeit verdienen manche geradezu unverschämt mit. In Deutschland pokert Borussia Dortmund derzeit mit der 18 jährigen Hoffnung Youssoufa Moukoko und seinen Berater Patrick Williams von der englischen Agentur Wasserman, die sich auch um Österreichs Teamspieler Andreas Weimann, Bochum-Legionär Kevin Stöger und den Rapidler Kevin Wimmer kümmert, Moukoko soll für die Vertragsverlängerung zehn Millionen Handgeld bekommen, pro Jahr bis zu sechs Millionen verdienen. Williams gibt sich mit zehn Prozent Provision, das wären „nur“ 600.000 Euro, nicht zufrieden. Daher ist von einer Sonderzahlung an ihn in Höhe von fünf Millionen die Rede. Dortmund soll dazu bereit sein, um Moukoko, nicht zu verlieren. Dennoch gab´s bisher keine Einigung.
Zur Provision Extrazahlungen an die Berater, das sind doch bedenkliche Auswüchse. Die zu Spekulationen führen, dass manche Berater ihrem Spieler den Klub empfehlen, bei dem ihre Extrazahlung am höchsten ist. Österreich erreichen die Summen nicht diese Höhen. Bisher galt in Österreich ein Monatsgehalt des Spielers als Provision, die der Berater bekommt. Bei umworbenen Spielern wird es schon in der Vergangenheit nicht dabei geblieben sein. Aber die „modernen“ Unsitten haben auch die Bundesliga erreicht. Es gibt Klubs, die sich bereits über Berater ärgern mussten, die für sich Extrazahlungen forderten. In sechsstelliger Höhe.