Fußball

Österreich braucht Kroatiens Disziplin und Marokkos Herz

Kroatien und Marokko müssen einiges besser machen als Österreich. Das kann niemand abstreiten. Sonst wäre die kleine kroatische Nation mit nur vier Millionen Einwohnern, mehr als die Hälfte weniger als Österreich, nicht zum dritten Mal im WM-Halbfinale, hätte dies Marokko nicht als erste afrikanische Nation geschafft. Völlig verdient übrigens. Was beide Nationen Österreich vorhaben, ist eine Lebensversicherung im Tor. Bei den Kroaten heißt die Dominik Livakovic, bei Marokko Bono. Beide können Spiele gewinnen. Aber das allein kann es nicht sein. Es gibt auch anderen Dinge, wie Disziplin und Herz. Da gab´s bei Österreich nicht nur im WM-Jahr sicher noch Luft nach oben.

„Wir geben nie auf, Gott ist mir uns“, sagt der streng gläubige Kroaten-Teamchef Zlatko Dalic, der bei jedem Match als Glücksbringer einen Rosenkranz im Hosensack hat.  Was die Kroaten noch auszeichnet, ist ihre Disziplin, die sie nie verlieren. Wie im September beim 3:1 im Nations League-Spiel gegen Österreich im Happel-Stadion, wie beim Aufstieg ins Semifinale nach Brasiliens Tor im Nachspiel. Auf Disziplin werden die Kroaten auch Dienstag gegen Argentinien und Lionel Messi setzen. Ob sie nochmals jubeln werden? Sehr viel dreht sich beim Vizeweltmeister auch um das Kapitel Zusammenhalt.  Ein Beispiel: Alle Betreuer bekommen nicht nur vom Verband Prämien, sondern auch von Spielern. Modric & Co verdoppeln aus eigener Tasche den Betrag, den jedes Staff-Mitglied vom Verband erhält. In Österreich war es seit Jahrzehnten üblich, dass die Zeugwarte beim Team eine kleine „Spende“ von den Spielern erhielten.

Marokko hat mit 37,34 Millionen Einwohner rund viermal so viel wie Österreich, aber das erklärt nicht die WM-Sensation. Sondern das Herz der Spieler, von denen die meisten aus ärmlichen Verhältnissen stammen. Der in Holland geborene Chelsea-Legionär Hakim Ziyech hat, seit er vor sieben Jahren in Marokkos Team debütierte, alle Einnahmen, die er bekam, an arme Familien in Marokko gespendet. So wird es auch mit den WM-Prämien sein.  „Wir haben zwar Spieler durch Verletzungen und Erkrankungen verloren, aber nie unser Herz“, analysierte Teamchef Walid Reglagui, „Kleine müssen groß denken!“ Darum schloss er schon vor dem Startspiel gegen Kroatien nicht aus, dass Marokko Weltmeister werden kann. Kündigte Sonntag bereits an, dass es Weltmeister Frankreich Mittwoch sehr, sehr schwer haben wird, im Semifinale zu gewinnen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kommt zu dem Spiel nach Doha, bei der französischen Polizei herrscht schon jetzt Alarmstufe eins. Nach Marokkos Aufstieg gegen Portugal feierten 20.000 im Großraum Paris lebende Marokkaner auf der Prachtstraße Champs Elysees, wobei es zu Ausschreitungen und 100 Verhaftungen kam.

 

Foto: FIFA.

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