Fußball

Prevljak im Blickpunkt: Rapid gibt zu viele Rätsel auf

Seit 30. September konnte keine Mannschaft mehr in Mattersburg gewinnen. Damals siegte Rapid durch ein Handtor von Kapitän Stefan Schwab 1:0 Acht Heimspiele sind die Burgenländer in ihrer besten Saison seit langem ungeschlagen. Endet im grün-weißen Duell am Ostersonntag diese Serie, feiern die Hütteldorfer ihren ersten Auswärtssieg in diesem Jahr? Bisher reichte es  nur zu zwei Niederlagen und einem Remis, nur zu einem erzielten Tor. Zehn Jahre ist es nun schon her, dass Rapid als regierender Meister im Juli 2008 eine noch längere Heimserie  Mattersburgs nach 15 Partien ohne Niederlage beendete. Damals sahen 11.295 Zuschauer im Pappel-Stadion der von Steffen Hofmann angeführten Gäste aus Wien. Der Siegestorschütze  von damals sitzt Sonntag bei Mattersburg auf der Bank: „Major“ Stefan Maierhofer.

Rapid hat gegen keine anderen Klub aus der Zehnerliga eine so lange Erfolgsserie. Zehn Spiele lang muss Mattersburg schon auf einen Sieg im grün-weißen Duell zwischen dem Burgenland und Wien warten, erkämpfte in den letzten sechs Duellen vier Unentschieden. Der letzte gelang als Aufsteiger am 2. August 2015 mit 4:2 im Happel-Stadion, als Rapids Keeper Richard Strebinger schon nach sechs Minuten die rote Karte gesehen hatte. Der letzte Sieg im Pappelstadion gegen Rapid gelang am 18.Mai 2013 vor 9367 Besuchern daheim mit 2:0. Franz Lederer, damals Trainer, ist jetzt Sportdirektor mit einem nicht optimalen Draht zu Trainer Gerald Baumgartner, wie Mattersburg-Insider behaupten. Patrick Bürger damals Schütze des Mattersburger Führungstors, ist diesmal vielleicht im Kader, vielleicht Joker, nicht mehr. Von Rapid aktueller Strarzelf zählte vor fünf Jahren nur Louis Schaub zu den Verlierern. Sein Eintausch verhinderte nicht die Niederlage.

Baumgartner hat erfolgreich Mattersburgs Spiel umgestellt. Weniger hohe Bälle, mehr Ballbesitz, mehr Kombinationen durch die Mitte, keine Abstiegsängste mehr. Gerade das soll bei den Fans gar nicht so gut ankommen. Darauf führen alle die niedrigeren Zuschauerzahlen im Vergleich zu schlechteren Saisonen zurück. Auch darauf, dass es keinen burgenländischen Leader mehr wie einst Didi Kühbauer gibt, überhaupt die einheimischen Spieler fast eine „Minderheit“ sind. Nur vier Burgenländer zuletzt beim 2:2 gegen Mister Red Bull Salzburg in der Startelf, darunter mit Julius Ertlthaler der Vorzeigespieler aus der Akademie. Mehrere wie den 20jährigen würden viele lieber sehen als Neuerwerbungen, die bei ihren früheren Klubs nicht erste Wahl waren. Dann kämen vielleicht wieder mehr Zuschauer kommen. Die 7876 beim 0:1 gegen Rapid waren der beste Besuch in dieser Saison,insgesamt sahen nur 45 565 die bisher 14 Heimspiele. Im Schnitt 3254. Der müsste am Ostersonntag schon übertroffen werden. Beim Duell der besten zwei Torschützen der Liga in diesem Jahr: Mattersburgs Leihgabe von Meister Red Bull Salzburg, Smail Prevljak (Bild oben) und Rapids Giorgi Kvilitaia. Der Bosnier kam auf zehn Tore und daher vergangene Woche zum Debüt in der Nationalmannschaft unter dem neuen Teamchef Robert Prosinecki beim 1:0 in Bulgarien, der Georgier erzielte dank des Dreierpack gegen Wolfsberg fünf.

Prevljak steht im Blickpunkt. Auch, weil durchsickerte, dass der 22jährige eine Überlegung von Rapids Sportchef Fredy Bickel für nächste Saison war. Aber Salzburg zeigte keine Bereitschaft, schon jetzt darüber zu verhandeln. Was Bickels zuletzt aus heiterem Himmel geäußerte Kritik an den vielen Salzburger Leihspielern verständlicher machen würde. Anderseits erklärte Vorstand Christoph Peschek als Osterüberraschung via seinem Zentralorgan „Kurier“, im 30 Millionen-Budget für nächste Saison sei nichts für Transfers vorgesehen. Wen dem so ist, warum überlegt dann Rapid die Personalie Prevljak? Eines der zu vielen Rätsel um Rapid. Das fehlende Transferbudget ist auch Wasser auf die Mühlen derjenigen Kritiker, die behaupten, dass die Chefetage zu wenig den Sport in den Mittelpunkt stellt, der Personalaufwand für Verwaltung, Marketing, etc. viel zu aufwendig ist und zu viel verschlingt. Kein Transferbudget bedeutet auch, dass Rapid sich nur nach neuen Spielen umsehen kann , wenn es zuvor Verkäufe gibt, die Geld brachten. Oder nur diejenigen ein Thema sind, die keine Ablöse kosten. Das sind dann meist  Durchschnittsspieler, von denen Rapid schon zu viele hat. Rückfälle in Zeiten, in denen es noch kein neues Stadion mit höheren Einnahmen gab. Wem kommen die zu Gute?  Ein unerwarteter Millionenregen, wie letzten August durch den Wechsel von Max Wöber zu Ajax Amsterdam, zeichnet sich heuer nicht ab. So wird´s nicht gelingen, näher an Meister Red Bull Salzburg heranzurücken. Dazu wären sinnvolle Einkäufe notwendig. Dafür gibt´s aber laut Peschek kein Budget.

Auch die Trainerfrage zählt zu den zu vielen Rätseln, die man in Summe als Führungskrise sehen kann. Bickel läßt einerseits Präferenz für eine Vertragsverlängerung mit dem von ihm installierten Goran Djuricin erkennen, betont aber gleichzeitig, an einer breiten Zustimmung dazu in der Führungsetage interessiert zu sein. Woraus man schließen kann, dass es die nicht gibt, Djuricin als Argument eine Siegesserie, die auch das Cupsemifinale bei Sturm Graz umfasst, als Argument braucht. In Mattersburg will er sehen, dass Rapid an die Leistungen vom letzten 5:1-Kantersieg gegen Wolfsberg anschließt. Das kann aber zu wenig sein, um drei Punkte aus dem Burgenland mitzunehmen. Die braucht Rapid aber, um Platz drei vom LASK, der in der Südstadt die Admira 1:0 besiegte, zurückzuholen. Austria schöpft nach dem späten 2:1 gegen Altach wieder leise Hoffnung auf die Europacup-Plätze. „Nur“ noch sieben Punkte hinter Admira.

Den Tag vor dem Mattersburg-Stil nützte Rapid zu Ostermitteilungen. Genau um 12 Uhr Mittag wandten sich Präsidium und Geschäftsführung in offenen Worten aus Hütteldorf via Homepage an die grün-weiße Familie. Da folgten verbale Attacken wegen der bevorstehenden Tribünensperren beim nächsten Heimspiel gegen St.Pölten gegen die Bundesliga, Seitenhiebe auf die Konkurrenten Salzburg und Austria. Unter der Devise Rapid weiß und kann alles besser. Um gegen St.Pölten keinen Rapid-Fan  vor dem Allianz-Stadion stehen zu lassen, solange Plätze in geöffneten Sektoren vorhanden sind, wird der sonstige Gästesektor zum Rapid-Sektor. Für  Abonnenten, die von den Tribünensperren hinter den Toren betroffen sind. Die Karten kosten 12 Euro, der Betragt geht direkt an den Nachwuchs. Am Ende der offenen Worte stand zu lesen: Mit Mut, Entschlossenheit und Zuversicht in die Zukunft. Gemeinsam kämpfen, siegen. Übrigens warnte die Liga, zu deren Aufsichtsrat Rapids Präsident Michael Krammer gehört, den Plan mit dem Gästesektor in die Tat umzusetzen.

Stunden später twitterte Rapid eine Klarstellung zu Pescheks Ankündigungen über keinen Budgetposten für Transfers: Das Sportbudget  bleibt für nächste Saison  gleich hoch wie in der laufen. Sollte es eine sportliche Notwendigkeit geben, könnte es zu Einkäufen kommen, bei denen eine Ablöse gezahlt werden muss. Vorausgesetzt, das liquide Mittel vorhanden sind. So etwas nennt man zurückrudern, ohne dass alle Zweifel beseitigt werden. Rapid gibt Rätsel auf.

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