Noch nie gab es am Tag vor dem Start in die WM-Qualifikation hintereinander einen Medientermin des ÖFB-Präsidenten, der seit 19 Tagen Vorsitzender des Aufsichtsrats heißt, und 45 Minuten später den traditionellen des Teamchefs. Freitag passierte es. Zunächst deponierte Josef Pröll nach der ersten Sitzung des Aufsichtsrats, dass er überall eine Aufbruchstimmung spüre. Auf der Strasse wurde er ständig auf die Erwartungen und Hoffnungen auf die erste WM-Teilnahme angesprochen, er war positiv von der Bestandsaufnahme überrascht im Vergleich zu dem, was vorher gesagt wurde. Irgendwie fühlte er sich bisher als Mülleimer des ÖFB, in dem jeder seine Befürchtungen deponierte. Pröll sieht keine größeren Baustellen, es werde in nächster Zeit auch nicht zur Bestellung eines CEO des ÖFB geben, da er nichts von Schnellschüssen hält und schon gar nicht auf Zurufe reagiert. Pröll hatte nach eigenem Gefühl mit den Teamspielern am Donnerstagabend beim ersten Kennenlernen einen guten Austausch, er geht von einem Happy End im November aus. Wenn Österreich erstmals seit 28 Jahren nach geschaffter Qualifikation ein WM-Ticket in Händen hält.
Jetzt muss nur Ralf Rangnicks Team liefern. Denn wenn es im ausverkauften Happel-Stadion keinen Sieg gegen Rumänien gibt, tut sich doch eine Baustelle. auf. Das kann sich der Teamchef nicht vorstellen. Es gibt keine offene Fragen, der klare Matchplan mit aggressivem Pressing gegen die technisch starken Rumänen steht. Ihre 0:1-Heimniederlage gegen Bosnien sah Rangnick live im TV, die Rumänen hätten mehr Torchancen als die Sieger gehabt. Von Marko Arnautovic hatte er im Training einen guten Eindruck, er habe genau das gezeigt, was Österreich am Samstag brauchen wird. Also kann man davon ausgehen, dass der 36 jährige sein 124. Länderspiel bestreiten wird. Da anders als beim verlorenen Nations League-Playoff gegen Serbien auch Stefan Posch und Marcel Sabitzer zur Verfügung stehen, wird es Umstellungen geben.
Für den rekonvaleszenten Kapitän David Alaba kommt Kevin Danso , der künftig bei Tottenham einen neuen Trainer haben wird, da Ange Postecoglu trotz Titel in der Europa League wegen Platz 17 in der Premier League gehen muss, in die Mannschaft. Alaba kann nicht zum Spiel kommen, da Real Madrid darauf bestand, dass er nach der Knieoperation seine Reha nicht unterbricht. Patrick Wimmer, der Posch ersetzte, dürfte auf der Bank beginnen, im Mittelfeld sind die Plätze wohl an Konrad Laimer, Nicolas Seiwald, Romano Schmid, Christoph Baumgartner und Sabitzer vergeben. Auch für Michael Gregoritsch, den Torschützen gegen Serbien, scheint kein Platz in der Startelf zu sein: „Wir können physisch unangenehm sein“, behauptete Laimer, „das sollen die Rumänen spüren. Sie sind tolle Kicker, wenn man ihnen Raum und Zeit lässt. Den werden wir ihnen nicht geben!“ Hoffentlich gelingt´s. In drei Monaten am 9. September wartet die größere Prüfung beim Tabellenführer Bosnien in Zenica.
Von Aufbruchstimmung nichts zu bemerken war Freitag beim neuformierten Unter-21-Team, das den Test gegen Lettland in Wr. Neustadt mit Glück 1:0 (0:0) gewann. Nach der vergebenen frühen Führungschance durch Rapid-Talent Nicolas Bajlicz regierte bald die Lethargie. Die kleine Stigerugn nach der Pause gelang auch durch die Einwechslung von Nikolas Sattlberger. Teamchef Peter Perchtold setzte 19 Spieler ein. Es kam fast unerwartet, dass nach 85 Minuten noch das Siegestor fiel. Durch den für Bajlicz nach 64 Minuten gekommenen Austrianer Moritz Wels.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.