Fußball

Rapid jubelt über Klauß: Passt die Red Bull-Schule nach Hütteldorf?

Es gab bisher nur zwei deutsche Trainer bei Rapid. Die sorgten für keine Erfolgsstory. Für Lothar Matthäus war es im September 2001 der Einstieg ins Trainergeschäft. Unter Patronanz des damaligen grün-weißen Sponsors, der Bank Austria. Als Nachfolger von Ernst Dokupil brachte er Rapid nie in die Spur. Am Ende stand nach 32 Spielen mit dem bescheidenen Punkteschnitt von 1,13 mit Rang acht die schlechteste Rapid-Platzierung in der Zehnerliga. Präsident Rudolf Edlinger zog nach neun Monaten die Reißleine. 15 Jahre nach Matthäus gab es mit Mike Büskens wieder einen deutschen Trainer. Als Nachfolger von Zoran Barisic. Er blieb nur fünf Monate oder 25 Spiele. Auch jetzt folgte auf Barisic ein deutscher Trainer. Wird der 38 jährige Robert Klauß länger im Amt sein als Büskens? Er ist das Ergebnis davon, dass Sportchef Markus Katzer, wie von ihm angekündigt, über den Tellerrand schaute. Klauß, seit einem Jahr ohne Job, wird Dienstag erstmals mit der Mannschaft trainieren, Sonntag gegen Blau Weiß Linz das Sagen haben. Er bekam einen Vertrag bis Ende der Saison 2025/26. Sehr optimistisch.

Die Entscheidung für Klauß fiel klarerweise einstimmig. Laut Präsident Alexander Wrabetz habe Klauß, den die Agentur Roof nach Hütteldorf vermittelte, mit Auftreten und Konzept absolut überzeugen können. Bei Wrabetz wird das keine große Kunst gewesen sein. Geschäftsführer Steffen Hofmannn bezeichnete Klaus als engagierten, jungen und mit modernsten Standards verbundene Trainer, Katzer sah ihn als absoluten Wunschkandidaten: „Der positive Eindruck hat sich in unseren persönlichen Gesprächen sogar verstärkt. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er zu uns passt, er erfüllt das Anforderungsprofil hervorragend!“ Manches, was Katzer nach der Trennung von Barisic sagte, könnte man als Spitze gegen den Ex-Trainer werten, auch wenn er es vielleicht gar nicht so gemeint hat. Ebenso die Behauptung von Wrabetz, die Trennung von Barisic sei alternativlos gewesen. War die Bestellung von Klauß ebenfalls alternativlos? Daran muss man zweifeln.

Klauß war von 2018 bis 2020 bei RB Leipzig Assistent von Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann. 52 Spiele mit Rangnick, 45 mit Nagelsmann, machen zusammen 97. Genau so viele Spiele war der ebenfalls als Kandidat gehandelte Ronald Brunmayr Co-Trainer von Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt. In dieser Zeit gewann Frankfurt einen internationalen Bewerb, die Europa League. Das gelang Leipzig weder unter Rangnick noch unter Nagelsmann. Die Klauß-Zeit als Chef beim 1.FC Nürnberg in der zweiten Liga zwischen Juli 2020 und Oktober 2022 war durchwachsen. Der Traditionsklub hat immer das Ziel, den Aufstieg zu schaffen. Und kam dem mit Klauß nie nahe. In der ersten Saison Rang elf mit 18 Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, in der zweiten Platz neun, zehn Punkte vom Aufstieg entfernt. In der dritten war nach zehn Runden Schluss. Er übergab Nürnberg mit zehn Punkten auf Rang 14. Sein Punkteschnitt nach 82 Partien liegt bei nur 1,35.

Mag sein, dass die Qualität des Nürnberg-Kaders nicht zum Aufstieg reichte. Aber dennoch muss man sich fragen, was Klauß kann, was andere Kandidaten wie Brunmayr oder Carsten Jancker nicht können. Klauß gilt als Verfechter der Red Bull-Philosophie. Das große Problem: Rapid hat nicht die Mannschaft, um die in die Tat umzusetzen. Das wird Klauß bald feststellen. Auch die Roof-Beteiligung ist etwas delikat: Vertreter der Agentur gehören zu den Austria-Investoren. Jetzt haben beide Wiener Klubs einen deutschen Trainer, der in der Heimat eher in der zweiten Reihe stand. Michael Wimmer war, bevor ihn die Austria engagierte, in sieben Spielen Interimstrainer des VfB Stuttgart, davor Co-Trainer in Stuttgart und Augsburg.

 

Foto: SK Rapid/Red Ring Shots/Daniel Widner.

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