Fußball

Ganz gelassen gegen Deutschland: „Auf alles vorbereitet!“

So gelassen und auch selbstbewusst wie diesmal wirkte Österreichs Fußballteam vor dem „Derby“ gegen den großen Nachbarn Deutschland in den letzten Jahrzehnten noch nie. Den Eindruck vermittelten Teamchef Ralf Rangnick und Kapitän David Alaba Montagmittag bei ihren letzten Statements im Happel-Stadion, Sie wirkten wesentlich tiefenentspannter als drei Stunden später Julian Nagelsmann an gleicher Stelle. Das 2:3 gegen Türkei hinterließ seine Spuren. 100 deutsche Medienvertreter sind in Wien.“Bild“ enthüllte eine Geheimrede von Nagelsmann an seinen Spieler, in der er gesagt haben soll: „Ihr spielt nicht für euch, ihr spielt für Deutschland, steht als Mannschaft in der Verantwortung!“ Er will in Wien ein höheres Emotionsniveau sehen.  Mit dem hatte Rangnick in den 18 Monaten seiner Ära bei Österreich nie Probleme, wie er bekräftigte: „Bei der Mentalität gab es nie etwas auszusetzen!“ Ein Vorteil für Österreich.

Von einer Favoritenstellung wollten weder Rangnick noch Alaba etwas hören. Rangnick glaubt, genau zu wissen, wie Nagelsmanns Philosophie aussieht, welche Pläne er haben könnte, um nicht zweimal innerhalb von vier Tagen zu verlieren.  Schon durch die vielen Gespräche, die RB Leipzig-Sportchef Rangnick vor vier Jahren mit Nagelsmann führte, als er ihn zu den roten Bullen holte. Darum sagte er auch bestimmt: „Wir sind auf alles vorbereitet. Egal, ob Deutschland mit Viererabwehr oder drei Innenverteidigern und offensiven Außenspielern beginnt!“ Aber eher anzunehmen, dass die zweite Variante nach der Pleite gegen die Türkei ad acta gelegt wurde. Für Rangnick ist das Prestigeduell das erste von fünf Spielen bis zur Europameisterschaft, in denen sich Österreich zur Turniermannschaft entwickeln soll.

Er lobte Nagelsmann ausdrücklich als „Supertrainer“. DFB-Präsident Dieter Neuendorf sah sich bereits zuvor genötigt, ein Bekenntnis zu Nagelsmann abzulegen: „Eine Teamchefdebatte loszutreten, wäre völlig verkehrt!“ Rangnick stellte auf Nachfrage klar, dass es nie Gespräche zwischen dem DFB und ihm gegeben habe, als Jogi Löws Teamchefära nach der Europameisterschaft 2021 vorbei war. So wie Rangnick Nagelsmann, so lobte Alaba seine ehemaligen Mitspieler bei Bayern München, mit denen er wie üblich auch in den letzten Tagen Kontakt hatte, und seinen Nebenspieler im Abwehrzentrum bei Real Madrid, Antonio Rüdiger. So gut, wie ihn Alaba schilderte, wirkte Rüdiger Samstag gegen die Türkei allerdings wirklich nicht. Ein deutscher Journalist entlockte Alaba ein Lachen. Mit der Frage, ob er sich vorstellen könne, bald zu Bayern München zurückzukehren.

„Ralf Rangnick ist ehrgeizig“, wusste Nagelsmann, der zugibt, Österreichs Teamchef einiges verdanken zu können, „Österreich hat sich zuletzt an europäische Spitzenteams mehr als angeschlichen“. Er hofft, Wien mit einem guten Gefühl verlassen und so ins EM-Jahr gehen zu können. Dazu muss Deutschland gewinnen. Bei Österreich würde schon ein Unentschieden für ein gutes Gefühl sorgen.

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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