Fußball

Rapid trennte sich vom Wirtschaftsvorstand: Warum musste Knipping wirklich gehen?

Ein unerwarteter grün-weißer Paukenschlag überschattet das erste Achtelfinalspiel von Rapid in der Conference League am Donnerstagabend bei Bosniens Meister Borac Banja Luka: Einen Tag davor oder zwei nach Abgabe der Lizenzunterlagen bei der Bundesliga beendete Rapid nach 21 Monaten die Zusammenarbeit mit dem deutschen Wirtschaftsvorstand Marcus Knipping. 14 Monate vor dem Ende seines Dreijahresvertrags, der am 1. Juni 2023 begonnen hatte. Rapids Präsident Alexander Wrabetz erklärte, man habe sich im Präsidium einstimmig zu dem Schritt entschlossen. Da blieb die einzige Stellungnahme. Noch im Jänner behauptete Knipping in einem seiner seltenen Interviews mit dem „Kurier“, das Ende Februar erschien, er wolle über die Vertragsdauer hinaus bei Rapid arbeiten und Titel gewinnen. Der Wunsch ging nicht in Erfüllung. Hat sich  Sportvorstand Markus Katzer bei Wrabetz und dem Präsidium durchgesetzt wie im Herbst 2023 bei der Trennung von Trainer Zoran Barisic, den wenige Tage zuvor Geschäftsführer Steffen Hofmann das Vertrauen ausgesprochen hatte? Rapid wies dies zurück. Weder Katzer noch Hofmann hätten etwas mit der Causa „Knipping zu tun“. Also nur eine Entscheidung des zehnköpfigen Präsidiums mit Wrabetz, Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger, Ex-Rapidler Michael Hatz,  Stefan Kjaer, Rechtsanwalt Christian Podoschek, Stefan Singer, Michael Tojner und Nurten Yilmaz. Da eine einvernehmliche Vertragslösung angestrebt wird, will niemand etwas über die Gründe sagen, die dazu führten.

Alles schien eitel Wonne, als im Sommer 2023 Knipping in Hütteldorf gemeinsam mit Wrabetz, Katzer und  Hofmann präsentiert wurde. Rapid fand Knipping über die auf Headhunting spezialisierte Beratungsagentur Jorda & Partner, verwies auf die 20 jährige Tätigkeit des aus Essen stammenden Knipping bei Borussia Dortmund. Nur komisch, dass sich damals Peter Stöger an keine Berührungspunkte mit Knipping während seiner erfolgreichen Tätigkeit bei Dortmund im Frühjahr 2019 erinnern konnte. Knipping trat an, um Kosten zu senken. Wer das tut, macht sich intern keine Freunde. Hofmann lobte Knipping  kurz nach Amtsantritt als beste Neuerwerbung von Rapid. Jetzt dürfte das anders gewesen sein.

Vor vier Monaten jubelte Rapid über das beste Merchandising-Ergebnis der Klubgeschichte.  Die Sachwendungen senken, mehr Geld zum Sport. Unter der Devise trat Knipping, der öffentlich kaum in Erscheinung trat, an. Der Umsatz des Geschäftsjahrs dürfte erstmals die 50-Millionen-Grenze übersteigen. Er war überzeugt, an den richtigen Stellenschrauben gedreht zu haben, sah aber noch immer Potenzial zu Einsparungen. Verwies darauf, dass die von Katzer für Sommer gewünschte Erhöhung der Kaderkosten im Einklang zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten stehen müsse. Noch im Jänner behauptete Knipping es habe zwischen den drei gleichberechtigten Partnern, also zwischen Hofmann, Katzer und ihm, noch nie eine 2:1-Abstimmung gegeben. Dabei soll es geblieben sein. Katzer ist bekannt dafür, all in zu gehen, volles Risiko zu nehmen. Einen signifikanten sportlichen Aufschwung hat das Rapid bisher nicht gebracht. Die Conference League ist die aktuelle Hoffnung. Die Bilanz in Sachen Liquidität, also im Bereich von Knipping, sieht besser aus.

Wie geht es jetzt bei Rapid intern weiter? Vorerst übernehmen Hofmann und Katzer interimistisch die Agenden von Knipping in den Bereichen Finanzen, Infrastruktur, Digital Business und Vertrieb. Wann wird ein neuer Wirtschaftsvorstand bestellt? Vor oder nach der Hauptversammlung im November? Derzeit steht nicht fest, ob Wrabetz Präsident bleibt. Minister in der neuen Bundesregierung wurde er nicht. Aber es könnte passieren, dass er nach der Wiener Gemeinderatswahl der neuen Stadtregierung angehört, Stadtrat wird. Vielleicht für Finanzen.

Foto: SKRapid/Red Ring Shots/Daniel Widner.

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