Anders als in der verpatzten letzten Saison schaffte Rapid diesmal einen Sieg über Altach. Aber das 2:1 (2:1) über die Vorarlberger vor 12.800 Zuschauern gab wenig Hoffnung, dass es deshalb in Zukunft besser laufen, man sich um einen Platz unter den ersten sechs keine Sorgen machen wird müssen. Ganz im Gegenteil. Obwohl das Match ideal begann, Rapid nach elf Minuten 2:0 führte, gab es bis zur 95.Minute das große Zittern um den glücklichen Sieg. Kein Wunder, dass aus dem Fansektor viele Pfiffe ertönten, als sich die Sieger nach dem Schlusspfiff für die Unterstützung bedankten und verabschiedeten. Trainer Didi Kühbauer gab im „Sky“-Interview auch zu, dass Rapid nichts für schwache Nerven ist: „Wir haben uns viel vorzuwerfen, müssen uns an der eigenen Nase packen, weil wir keine Präsenz zeigten.“ Rapid verlor total den Zugriff auf das Match, Altach dominierte in Hütteldorf. Einen Mittelfeldspieler vom Format des 19jährigen Mali-Legionärs Ousmane Diakite, Altachs Salzburg-Leihgabe, die letzte Saison bei Liefering im Einsatz war, hatte Rapid nicht. Dabei war es erst das dritte Bundesligaspiel von Diakite.
Dabei deutete vieles darauf hin, dass Kühbauer einen ruhigen Samstag haben wird, den ersten Sieg dieser Saison genießen kann. Altachs Abwehrchef Philipp Netzer musste das Aufwärmen mit Rückenproblemen abbrechen, für ihn kam Ex-Rapider Minute Thurnwald auf der ungewohnten Position des Innenverteidigers zum Einsatz. Der machte seine Sache gar nicht so schlecht , aber die Abwehr wirkte zu Beginn dennoch unsortiert. Das nützte Kühbauers Wunschspieler Architakis Fountas (Bild oben) zu seinem ersten Doppelpack in Grün-Weiß innerhalb von sechs Minuten. Den Assist zum 1:0 leistete mit Thorsten Schick der zweite Wunschkauf von Kühbauer. Schick hatte auch bei der Entstehung des 2:0, bei dem Fountas nach Vorarbeit von Thomas Murg den Ball nur noch ins leere Tor rollen musste, die Beine im Spiel. Alles schien im Sinne Rapdis und Kühbauers zu laufen, bis Srdan Grahovac, der als defensivster Mittelfeldspieler bei ihm gesetzt ist, mit einem katastrophalen Rückpass, durch den in Folge das 2:1 von Christian Gebauer entstand, Altach das Match sozusagen zurückgab. Was dann folgte, kam völlig unerwartet: Rapid agierte nicht mehr, reagierte nur noch. Speziell in der zweiten Hälfte. Kam noch zu Konterchancen, die ungenützt blieben, aber in Wahrheit hatte Altach vielmehr Sitzer auf den Ausgleich und das Führungstor. Altachs Sportchef mit Rapid-Vergangenheit, Georg Zellhofer, verstand beim Schlusspfiff die Welt nicht mehr, ging kopfschüttelnd auf das Spielfeld, um mit Trainer Alex Pastoor zu rätseln, wie das passieren konnte.
Noch nie hat Altach Rapid auswärts so dominiert und hergespielt wie in der zweiten Hälfte. Das war geradezu unfassbar. Noch in der Nachspielzeit hatten Mergim Berisha und Manfred Fischer den hochverdienten Ausgleich am Fuß, scheiterten aber an Tormann Richard Strebinger. Warum es dazu kam? Rapid gewann im Mittelfeld viel zu wenig Zweikämpfe , Christoph Knasmüllner sogar gefühlt keinen einzigen. So marschierten die Altacher problemlos bis vor Rapids Strafraum durch, womit auch die Innenverteidiger Mert Müldur, Christopher Dibon und Max Hoffmann sehr fehleranfällig, mitunter desorientiert wirkten. „Sky“-Experte Alfred Tatar bezeichnet das zentrale Mittelfeld als Rapids Krisenherd. Damit lag er richtig. Wer das mit dem Fehlen von Kapitän Stefan Schwab in Zusammenhang brachte, der mit muskulären Problemen passen musste, sieht das falsch. Die Probleme gab es auch mit ihm. Dejan Ljubicic kann nach der Schambeinverletzung wieder trainieren, stand aber nicht im Kader. So gilt der Satz von Fountas eigentlich für alle: „Ich habe nicht gut gespielt, aber die drei Punkte sind wichtig. Das nächste Spiel wird besser.“ Den Grund für diese Zuversicht nannte der Grieche nicht. Die nächsten Gegner Sturm Graz und LASK verheißen schwere Wochen, ehe das Wiener Krisenderby folgt.